Rangers FC, Religion und Mo Johnston: Schottischer Mauerfall

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Rangers vs. Johnston: Mittelfinger und Schikanen vom Zeugwart

Der grün-weiße Ärger war wohl noch größer und nachhaltiger als der blau-weiß-rote. Zum Verrat kam nämlich der Umstand, vom Rivalen vorgeführt worden zu sein. "Natürlich nahmen die Rangers-Fans den Transfer nicht gut auf", sagt Blogger Grant. "Aber es war gleichzeitig ein großer Mittelfinger in Richtung Celtic-Fans. Sie werden nie darüber hinwegkommen."

Sportlich sollte sich der Wechsel für die Rangers lohnen: Johnston schoss seine neue Mannschaft in zwei Jahren zu zwei Meistertiteln. Besänftigt hatte der Stürmer viele Fans und vor allem den Zeugwart Jimmy Bell aber schon nach wenigen Monaten mit einem späten Siegtor im Old Firm. Erst ab diesem Zeitpunkt bereitete Bell in der Kabine auch Johnstons Trikot vor und versorgte ihn wie die anderen Spieler mit Schokoriegeln.

Klub-Ikone Bell verstarb kürzlich im Alter von 69 Jahren, beim Halbfinal-Rückspiel der Europa League gegen RB Leipzig gab es eine Schweigeminute zu seinen Ehren. Seit Johnston musste der Zeugwart regelmäßig Spielern mit der anderen Konfession die Trikots herrichten. Vor allem ab dem Legionäre-Influx in Folge des Bosman-Urteils wurden Katholiken bei den Rangers zur Normalität.

Schikanen gab es aber weiterhin: Der Italiener Gennaro Gattuso (1997/98 bei den Rangers) berichtete etwa, dass er in der Kabine seine Kruzifix-Halskette ablegen musste. Erst 1998 erlaubte der Klub seinen Spielern, sich öffentlich zu bekreuzigen (aber bitte nicht vor den eigenen Fans). Im Jahr darauf avancierte der Italiener Lorenzo Amoruso zum ersten katholischen Kapitän des Klubs.

Rangers und die Religion: Die aktuelle Situation

Auch wenn die Mannschaft religiös diverser wurde, blieb die Fanszene der Rangers selbstverständlich protestantisch und stolz darauf. Trotz Initiativen der beiden Old-Firm-Rivalen gibt es in ihren Stadien bis heute hasserfüllte Gesänge gegen die jeweils andere Religion zu hören. Die UEFA bestrafte die Rangers dafür bei etlichen Europapokalspielen, etwa 2006, 2007, 2011 und 2019.

"Diese Lieder werden nicht wirklich zur Beleidigung oder aus religiösen Gründen gesungen, sondern um den eigenen Klub anzufeuern", mutmaßt Blogger Grant. Lange galt der Hass auf die andere Konfession schließlich als Synonym für die Unterstützung der eigenen (und damit auch des eigenen Klubs). Vor diesem Hintergrund wurden vor Jahrzehnten Lieder gedichtet. Sich von diesen Traditionen zu trennen, fällt offensichtlich schwer.

"Es gibt in Glasgow immer noch Sektarismus, aber er ist nicht so schlimm wie früher", sagt Grant, für den "das Konzept Religion veraltet ist". Dass mit dem englischen Innenverteidiger Connor Goldson oder dem kolumbianischen Stürmer Alfredo Morelos aktuell Katholiken wichtige Rollen in seiner Mannschaft spielen, ist Grant völlig egal: "Sie dürften einäugige, schwule Saxophon-Spieler sein, solange sie mit dem Fußball umgehen können."

Mo Johnston: Seine Karriere-Stationen

ZeitraumKlubSpieleTore
1981 bis 1983Partick Thistle8541
1983 bis 1984Watford3823
1984 bis 1987Celtic9952
1987 bis 1989Nantes6622
1989 bis 1991Rangers7631
1992 bis 1993Everton3410
1993 bis 1994Heart of Midlothian355
1994 bis 1996Falkirk416
1996 bis 2001Kansas City Wizards14931