Diego Maradona ist tot: Alle Entwicklungen im Überblick

Von SPOX/SID
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Diego Armando Maradona ist am Mittwoch im Alter von 60 Jahren verstorben. Die Fußballwelt trauert, nimmt Abschied und plant Würdigungen. Alle Entwicklungen im Überblick.

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Klopp zu Maradona: "Als hätte ich den Papst getroffen"

 

Jürgen Klopp hat nach Diego Maradonas Tod in höchstem Maße vom Argentinier geschwärmt. "Ich habe ihn einmal getroffen, und für einen Spieler meiner Klasse war das, als hätte ich den Papst getroffen", sagte der Teammanager des FC Liverpool am Freitag, "das war wirklich etwas Besonderes."

Maradona, der am Mittwoch im Alter von 60 Jahren gestorben war, sei "eine beeindruckende Persönlichkeit" gewesen. Sein Beispiel zeige, "wie schön das Leben sein kann, wenn man ein Weltklasse-Fußballer ist", so Klopp, "und wie schwierig."

Der Fußball werde Maradona vermissen, "ich werde ihn vermissen", sagte Klopp. Im Umgang mit Maradona sei nicht alles richtig gelaufen. "Wenn wir ihm unsere Liebe gezeigt hätten, ohne ein Selfie zu wollen, wenn wir ihm - als er noch gelebt hat - einfach den Respekt gezollt hätten, den er verdient, hätten wir ihm helfen können."

Auch Startrainer Jose Mourinho verneigte sich vor Maradona. "Was ich am meisten vermissen werde, sind seine Anrufe nach Niederlagen. Er hat mich nach Siegen nie angerufen, weil er wusste, dass ich das nicht brauchte", sagte der Teammanager von Tottenham Hotspur bei BT Sport: "Aber in schwierigen Zeiten war er immer da. Nach Niederlagen sagte er zu mir: 'Mou, vergiss nicht, dass du der Beste bist.'"

Maradona habe "ein großes, großes, großes, großes Herz" gehabt. Man müsse den Profi und den Fußballer aber getrennt betrachten. "Da war Maradona und da war Diego", sagte der Portugiese Mourinho: "Seinen Fußball können wir finden, wenn wir googeln. Aber Diego, den Mann, finden wir nicht."

Kam der Notarzt zu spät? Maradonas Berater will Untersuchung

In einem Statement in den sozialen Medien hat Maradonas Berater und Anwalt Matias Morla eine Untersuchung gefordert, weil die medizinische Hilfe nach dem Herzinfarkt des 60-Jährigen viel zu spät eingetroffen sei. Er zitierte einen Bericht des zuständigen Bezirksstaatsanwaltes, wonach der Notarzt "über eine halbe Stunde" bis zu Maradonas Residenz im Country Club San Andres gebraucht habe - in Morlas Augen "kriminelle Idiotie".

"Diese Tatsache kann nicht einfach übersehen werden, deshalb verlange ich eine Untersuchung, die das bis in alle Einzelheiten aufklärt", so Morla.

Auch er verabschiedete sich mit traurigen Worten vom Fußball-Idol: "Ich fühle in meinem Herzen den Abschied eines Freundes, den ich mit meiner Loyalität geehrt und bis zum Ende begleitet habe."

Eine Beziehung wie Vater und Sohn: Der Tod von Diego Maradona wird vor Carlos Bilardo, Weltmeister-Trainer Argentiniens, geheimgehalten
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Eine Beziehung wie Vater und Sohn: Der Tod von Diego Maradona wird vor Carlos Bilardo, Weltmeister-Trainer Argentiniens, geheimgehalten

Schiedsrichter aus legendärer WM-Partie huldigt Maradona

Ali Bin Nasser, Schiedsrichter des WM-Viertelfinals von 1986, hat Diego Maradona nach dessen Tod als "Genie" gepriesen. In besagtem Spiel zwischen Argentinien und England (2:1) hatte der am Mittwoch im Alter von 60 Jahren verstorbene Fußball-Superstar Maradona zunächst mit der "Hand Gottes" die Führung erzielt und wenig später zum WM-Tor des Jahrhunderts getroffen.

Bin Nasser berichtete, dass er die Gültigkeit von Maradonas berüchtigtem ersten Treffer unmittelbar danach in Frage gestellt hatte. "Ich habe die Hand nicht gesehen, aber ich hatte Zweifel", sagte der 76 Jahre alte Tunesier der Nachrichtenagentur AFP. Der zweite Treffer der Fußballlegende in dem Spiel sei ein "Meisterwerk" gewesen, er sei "stolz, dabei gewesen zu sein".

29 Jahre nach der Partie und dem WM-Triumph Argentiniens besuchte Maradona Bin Nasser in Tunesien. "Wir hatten eine gute Zeit. Ich sagte ihm, dass an jenem Tag nicht Argentinien gewonnen hat, sondern er, Maradona", sagte Bin Nasser: "Er war ein Genie, eine Fußballlegende. Als Schiedsrichter erlaubte ich mir nicht einmal, meine Augen zu schließen, wenn ich ihm folgte, weil er zu allem fähig war."

Ex-Trainer Bianchi: "Maradona war wie Mozart und Picasso"

Diego Maradonas früherer Trainer Ottavio Bianchi vergleicht die sportlichen Leistungen von Maradona mit einem Picasso-Bild. "Wie vor einem Gemälde Picassos, den ich immer geliebt habe, beobachtete ich verwundert Maradonas Leistungen. Jedes Mal, wenn er einen Ball zwischen den Füßen hatte, hatte ich den Eindruck, etwas Einmaliges, Perfektes und Unnachahmliches zu beobachten", sagte der 77-jährige Bianchi im Interview mit der Gazzetta dello Sport.

Bianchi sagte, er habe das "riesige Privileg" genossen, täglich "seine Meisterwerke" bewundern zu können. "Jeden Tag, bei jedem Training schenkte uns Diego Kühnheiten mit der Einfachheit und der Natürlichkeit eines Begnadeten. Ich beobachtete ihn und ich fragte mich, wie all dies möglich ist", sagte Bianchi, der Maradona von 1985 bis 1989 beim SSC Neapel trainierte und mit ihm eine Meisterschaft, einen Pokal und einen UEFA-Cup gewann.

Als "kaltblütiger Coach" habe er ihm seine Verehrung nicht zeigen wollen. "Ich bewunderte jede einzelne Geste, reine Kunst. Maradona spielen zu sehen, war wie Mozarts Musik zu hören", sagte Bianchi: "Maradona war Mozart."

Maradonas Genie habe den argentinischen Weltstar zur Selbstzerstörung geführt. "Niemand, auch der charismatischste Mensch, hätte diesen absurden, wahnsinnigen Druck an jeder Ecke der Welt aushalten können", sagte Bianchi. Er wolle Maradonas Fehler nicht rechtfertigen oder herunterspielen. "Doch diesen Rummel um ihn und diese Leute, die ihn in Versuchung gebracht haben, haben ihn in den Ruin getrieben", sagte sein Ex-Trainer: "Hätten wir ihm öfters 'Nein' gesagt, wäre sein Leben später anders gewesen."

Maradona vor den Toren von Buenos Aires beigesetzt

Diego Maradona hat seine letzte Ruhestätte an der Seite seiner Eltern gefunden. Der im Alter von 60 Jahren verstorbene argentinische Nationalheld wurde am Donnerstagabend auf dem Friedhof Jardin de Paz vor den Toren von Buenos Aires beigesetzt.

Im "Friedensgarten", 35 Kilometer vom Zentrum entfernt, ruhten bereits Maradonas Mutter Dalma Salvadora, genannt "Dona Tota", und sein Vater Diego ("Don Diego"). Dona Tota war schon 2011 verstorben, Don Diego 2015.

Am Mittwoch war Maradona, Weltmeister von 1986 und einer der besten Fußballer jemals, in seinem Anwesen in Tigre an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben. Sein Sarg wurde anschließend im Präsidentenpalast "Casa Rosada" an der Plaza de Mayo in der argentinischen Hauptstadt aufgebahrt.

Zehntausende Trauernde nahmen dort Abschied, darunter Staatspräsident Alberto Fernandez und zahlreiche frühere Weggefährten. Vor dem Palast kam es zwischenzeitlich zu Ausschreitungen zwischen Wartenden und der Polizei. Die Aufbahrung musste deswegen rund zwei Stunden früher als geplant beendet werden.

Dutzende Motorräder mit Blaulicht fuhren anschließend vom Palast aus dem Leichenwagen voran Richtung Stadtgrenze, Menschen liefen singend hinterher, sie warfen Blumen und argentinische Flaggen. Aus den Fenstern am Straßenrand flogen Papierschnipsel. Viele Fans klopften auf das Autodach. Anschließend ging es auf die innerstädtische Autobahn, die für den Verkehr gesperrt war.

Neapel will Titel für Maradona gewinnen

Trainer Gennaro Gattuso will mit dem SSC Neapel einen Titel zu Ehren des verstorbenen Klubidols Diego Maradona gewinnen. Dies sagte der 42-Jährige in emotionalen Worten nach dem 2:0-Sieg Neapels in der Europa League gegen HNK Rijeka.

Seit der Nachricht vom Tod der argentinischen Ikone "konnte man sehen, dass die Stadt eine andere Atmosphäre atmete", sagte Gattuso: "Wir hoffen, ihm etwas Wichtiges widmen zu können und eine Trophäe zu gewinnen. In dieser Stadt haben wir zu viele Jahre davon gesprochen."

Der Erfolg gegen Rijeka, durch den Gattusos Team gute Chancen auf einen Platz in der Zwischenrunde wahrte, stand ganz im Zeichen des Todes von Maradona, der die Stadt schwer getroffen hat. Von 1984 bis 1991 hatte Maradona hier gespielt und dem SSC die ersten und einzigen Meistertitel 1987 und 1990 sowie einen Pokalsieg und den UEFA-Cup-Triumph 1989 beschert.

"Ich hatte die Gelegenheit, viele Male mit Diego zu sprechen und mehrmals mit ihm zu Abend zu essen", sagte Gattuso: "Er hat so viele außergewöhnliche Dinge getan. Er hat Fehler in seinem Privatleben gemacht, aber für das, was er getan hat, wird er immer lebendig bleiben."

Zum Erfolg am Donnerstag trug auch ein Eigentor von Rijekas in Neapel geborenem Außenverteidiger Armando Anastasio bei (41.). Das 2:0 an einem denkwürdigen Abend schoss Hirving Lozano (75.).

Napoli-Fans verabschieden Maradona mit irrer Pyro-Show

Die Fans des SSC Neapel, wo Diego Maradona seit seiner aktiven Zeit beim Serie-A-Klub längst zur Stadtfolklore gehört, haben die verstorbene Fußballlegende vor der Europa-League-Partie des SSC gegen Rijeka mit einer irren Pyroshow vor dem Stadio San Paolo verabschiedet. Hier gibt's die epische Foto-Aufnahme aus der Luft. Neapels Bürgermeister hatte zuvor bereits angekündigt, das San Paolo in "Maradona-Stadion" umbenennen zu wollen.

Außerdem zündeten unzählige Bürger zu Beginn des Spiels auf Straßen und Balkonen Kerzen zu Ehren des Argentiniers an und klatschten nach einer Schweigeminute lang anhaltenden Beifall. Napolis Spieler liefen kurz vor den bewegenden Momenten im gesamten Stadtgebiet komplett in Trikots mit Maradonas Rückennummer 10 zum Duell mit Rijeka auf das Feld des San-Paolo-Stadions. Kapitän Lorenzo Insigne hatte zuvor am Eingang der Arena vor einem großen Bild des Argentiniers einen Blumenkranz niedergelegt.

Die Ära Maradona ist die erfolgreichste Zeit in Napolis Vereinsgeschichte. Angeführt vom Weltmeister von 1986 gewannen die Süditaliener in den 80er Jahren ihre einzigen zwei Meistertitel und zudem den UEFA-Pokal.

Ausschreitungen bei Abschied von Maradona

Beim Abschied von Diego Maradona ist es am Donnerstag am Präsidentenpalast in Buenos Aires zu Ausschreitungen zwischen Trauernden und der Polizei gekommen. Nach einer Zugangsbeschränkung seitens der Einsatzkräfte hatten Zehntausende seit Stunden wartende Menschen Angst, nicht mehr rechtzeitig zum aufgebahrten Sarg in der "Casa Rosada" an der Plaza de Mayo gelangen zu können.

Einige rissen Absperrungen nieder, was Panik auslöste. Die Polizei setzte der Nachrichtenagentur AFP zufolge Gummigeschosse und Tränengas ein, Wasserwerfer fuhren vor. Argentinische Medien zeigten im Internet Fotos und Videos chaotischer Szenen. Polizisten wurden mit Flaschen und Steinen beworfen. Nachdem Fans in einen Innenhof vorgedrungen waren, wurde der Sarg aus Sicherheitsgründen in einen anderen Saal gebracht.

Die Regierung entschied, den Zugang zur Deeskalation um drei Stunden bis 19.00 Uhr Ortszeit (23.00 Uhr MEZ) zu verlängern. Gegen 17.00 Uhr (21.00 Uhr MEZ) allerdings wurde die Aufbahrung abgebrochen, die Palasttore schlossen sich. Maradona soll noch am Abend auf dem Jardin de Paz vor den Toren der Hauptstadt an der Seite seiner Eltern bestattet werden.

Maradonas WM-Trainer Bilardo im Unwissen über Tod der Ikone

Diego Maradonas Tod wird vor Argentiniens Weltmeister-Trainer Carlos Bilardo zurückgehalten. Die Abschirmung des 82-Jährigen von der traurigen Nachricht über das Ableben der Ikone aus gesundheitlichen Gründen bestätigte sein Bruder Jorge am Donnerstag im Rundfunksender Radio Provincia.

Demnach befürchtet die Familie des Coaches, der die Südamerikaner 1986 in Mexiko mit Maradona als Kapitän zum WM-Titel führte, einen Zusammenbruch des Pensionärs. "Ich kann ihm nicht sagen, dass Diego tot ist, weil sie eine Beziehung wie zwischen Vater und Sohn hatten", sagte Jorge Bilardo in dem Radio-Interview.

Der frühere Erfolgstrainer lebt in Buenos Aires und benötigt wegen einer neurologischen Erkrankung professionelle Pflege. Die damit betrauten Fachkräfte hatten bereits vor Maradonas Tod laut Jorge Bilardo die Anweisung erhalten, den einstigen Coach im Falle des Ablebens von "D10S" nicht über den Verlust zu informieren und auch keine Nachrichten in Rundfunk oder Fernsehen durchdringen zu lassen: "Die Pfleger sollen dann sagen, dass die Kabel durchtrennt worden wären."

Tatsächlich wäre die Kenntnis von Maradonas Tod für Bilardo ein schwerer Schlag. Der Fußball-Lehrer, der vier Jahre nach Mexiko bei der WM-Endrunde die Albiceleste erneut mit Maradona wieder ins Endspiel gebracht hatte, war dem genialen Ballkünstler nach eigenen Angaben zutiefst verbunden: "Diego ist der Sohn, den ich nie gehabt habe."

Bundesliga gedenkt Maradona mit Trauerflor und Schweigeminute

Zum Gedenken an Diego Maradona werden am kommenden Spielwochenende vor den Begegnungen der 1. und 2. Bundesliga Schweigeminuten abgehalten. Das teilte der Ligaverband DFL am Donnerstag mit. Demnach laufen außerdem in Erinnerung an den rund um den Globus verehrten Weltmeister von 1986 alle 36 deutschen Profi-Mannschaften mit Trauerflor auf.

Maradona junior trauert um seinen Vater: "Kapitän meines Herzen"

In Neapel trauert auch Diego Maradona junior um seinen prominenten Vater. "Der Kapitän meines Herzens wird niemals sterben", schrieb der 34-Jährige im Netz unter ein Bild des beleuchteten San Paolo Stadions in Neapel, in dem Maradona senior große Erfolge gefeiert hatte.

Erhatte seinen unehelichen Sohn, selbst Fußballer, erst 2016 anerkannt. Diego juniors Mutter, die Neapolitanerin Cristiana Sinagra, hatte jahrelang Prozesse wegen verweigerter Unterhaltszahlungen geführt. Die Fußball-Legende hatte den Sohn erstmals im Jahr 2003 getroffen.

Gascoigne erzählt Anekdoten: Beschwipst gegen Maradona

Nach dem Tod von Diego Maradona hat Paul Gascoigne im britischen Frühstücksfernsehen von seinen Erlebnissen mit dem Argentinier berichtet. Unter anderem erzählte der frühere englische Fußballstar eine Anekdote von einem Freundschaftsspiel, in dem er mit Lazio Rom auf den FC Sevilla um Maradona traf. "Auf dem Flug hatte ich einige Drinks", sagte Gascoigne, "im Spielertunnel habe ich gesagt: 'Diego, ich bin beschwipst.' Und er sagte: 'Es ist okay, Gazza, ich auch.'"

Er habe in seiner Zeit in Italien leider nie ein Pflichtspiel gegen Maradona absolviert, als dieser für den SSC Neapel spielte. "Ich bin zu Lazio gekommen, als er gerade gegangen war", sagte Gascoigne bei "Good Morning Britain". Bei einem Charity-Match, in dem beide aufliefen, habe er vor dem Stadion "einen kleinen Kerl mit einem Hut und einer riesigen Zigarre" entdeckt. "Ich hab mich hinter ihn gestellt und gefragt: Diego, kann ich mir dein Feuerzeug leihen?", so Lebemann Gascoigne: "Er hat einfach nur gelacht und wir haben zusammen geraucht."

Ferrara über Maradona: "Sonne inmitten des Universums"

Mit großer Trauer und Bestürzung hat Ciro Ferrara auf den Tod von Diego Maradona reagiert. "Er war ein Gott, doch keiner war menschlicher als er. Er stand niemals auf dem Podest, er war nie arrogant", sagte Ferrara, der sieben Jahre lang Mitspieler Maradonas bei der SSC Neapel war: "In meinem Leben hat Diego eine enorme Rolle gespielt. Er war der Größte, die Sonne inmitten des Universums."

Ferrara selbst sprach in den höchsten Tönen von Maradona. "Wegen seiner tiefen überschwänglichen Menschlichkeit und seiner Nähe zu allen Personen musste man Maradona einfach gern haben", sagte der frühere italienische Nationalspieler: "Ich habe als 17-Jähriger begonnen, Maradona zu lieben, als ich beim SSC Neapel spielte und ich ihn noch siezte. Ich habe ihn weitere 30 Jahre lang geliebt. Es gab keine Distanz, keinen Ozean zwischen uns. Ich habe ihn wie wenige gekannt."

Villas-Boas: Nummer 10 nicht mehr vergeben

Trainer Andre Villas-Boas von Olympique Marseille hat nach Maradonas Tod den Vorschlag gebracht, dass in Zukunft kein Spieler mehr mit der Trikotnummer zehn auflaufen sollte. "Maradonas Tod ist eine sehr traurige Nachricht. Ich fände es gut, wenn die FIFA veranlasst, dass die Nummer zehn in allen Wettbewerben und bei allen Klubs nicht mehr vergeben wird", sagte der Portugiese nach dem Champions-League-Spiel gegen den FC Porto (0:2).

Diese Aktion wäre "die größte Huldigung, die wir für ihn machen könnten", fuhr der 43-Jährige fort. "Sein Tod ist ein großer Verlust für die Fußballwelt." Der Argentinier gehört zu den größten Spielern, die die prestigeträchtige Rückennummer je getragen haben.

Maradonas vermeintlich letzte Worte: "Me siento mal!"

"Me siento mal" ("Ich fühle mich schlecht") waren laut argentinischen Medien Diego Maradonas letzte Worte. Das einzige Familienmitglied, das bei seinem Tod in seiner Villa in San Andres war, war sein Neffe Johnny Esposito, Sohn von Maradonas Schwester Maria. Die Rettung wurde von einer Krankenschwester gerufen.

Neapel trauert: Mahnwachen trotz Ausgangssperre

Nach dem Tod von Diego Maradona haben Fans in seiner alten sportlichen Heimat Neapel der Fußball-Legende gedacht. Dutzende Menschen pilgerten zu einem Wohnblock im Zentrum der Vesuvstadt, an dessen Fassade ein Gemälde des ehemaligen Stars des SSC Neapel zu sehen ist. Viele Tifosi hielten Kerzen in der Hand.

Trotz des Ausgangsverbots ab 22 Uhr wegen der Corona-Pandemie versammelten sich vor dem Stadio San Paolo spontan hunderte Fans und legten Kerzen und Blumen nieder. Kinder klebten Zeichnungen an den Stadioneingang. Einige Fans drangen ins Stadion ein und rollten ein Bild Maradonas mit der Schrift "The King" aus. Dabei zündeten sie Rauchbomben. Neapels Bürgermeister Luigi de Magistris stellte in Aussicht, die Arena in Maradona-Stadion umzubenennen.

Maradonas "Hand Gottes" schmerzt Shilton noch immer

Auch Englands früheren Nationaltorhüter Peter Shilton hat der Tod von Diego Maradona getroffen - der Schmerz über dessen "Hand Gottes" im WM-Viertelfinale 1986 ist aber immer noch nicht verheilt. "Ich bin traurig, von seinem Tod in so jungem Alter zu hören. Er war zweifellos der größte Spieler, dem ich je gegenüberstand", schrieb Shilton in einer Kolumne für die Daily Mail.

Gleichzeitig bedauerte der 71-Jährige, dass sich die argentinische Fußball-Ikone nie für das berühmte Hand-Tor entschuldigt hatte. "Es scheint, dass er Größe in sich hatte, aber leider keinen Sportsgeist."

Hier geht es zur ausführlichen News.

Maradonas Leichnam im Präsidentenpalast eingetroffen

Der Sarg mit dem Leichnam von Diego Maradona ist in der Nacht zu Donnerstag im argentinischen Präsidentenpalast eingetroffen. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, standen bereits Hunderte Menschen vor der Casa Rosada Schlange, als der Sarg das Gebäude in einem Krankenwagen unter großen Sicherheitsvorkehrungen erreichte.

Die Totenwache für die breite Öffentlichkeit sollte am Donnerstagmorgen um 6.00 Uhr (Ortszeit) beginnen, hieß es in einer Erklärung des argentinischen Präsidenten. Maradonas Leichnam soll dann für drei Tage im Präsidentenpalast aufgebahrt werden. Die Regierung hatte zuvor bereits eine dreitägige Staatstrauer angeordnet und erklärt, Maradona werde ein Staatsbegräbnis erhalten.

Bereits kurz vor Mitternacht kamen Maradonas Ex-Frau Claudia Villafane und seine Töchter Dalma und Gianinna in den Präsidentenpalast. Es folgten Claudio Tapia, Präsident des argentinischen Fußballverbandes (AFA) sowie eine Reihe von aktuellen und ehemaligen Spielern, darunter Maradonas Mannschaftskameraden aus dem siegreichen argentinischen Team der WM 1986.

Beckenbauer über Maradona: "Kein Fußballer, ein Künstler"

Der frühere DFB-Teamchef Franz Beckenbauer hat betroffen auf den Tod Maradonas reagiert. "Es ist unheimlich schade, unfassbar traurig, er war ein begnadeter Fußballer", sagte der 75-Jährige bei Sport1: "So was habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Er war ein Genie der damaligen Zeit - in den 70er und 80er Jahren der beste Fußballer der Welt!"

Beckenbauer hatte mit der deutschen Nationalmannschaft zwei WM-Endspiele gegen Maradona und Argentiniens Auswahl bestritten. 1986 setzten sich die Südamerikaner mit 3:2 in Mexiko durch, vier Jahre später besiegte die DFB-Elf die Argentinier in Italien mit 1:0. "Du konntest ihn gar nicht halten. Ich habe gesagt: Das ist kein Fußballer, das ist ein Künstler! Ein Tänzer!", sagte Beckenbauer über Maradona.

Maradonas letzte Trainerstation Gimnasia

Bis zu seinem Tod trainierte Diego Maradona den argentinischen Erstligisten Gimnasia La Plata. SPOX war Anfang des Jahres vor Ort - hier geht es zur Reportage.

Maradonas Ex-Trainer Bianchi: "Zu großer Schmerz"

Diego Maradonas früherer Trainer Ottavio Bianchi hat tief erschüttert auf Maradonas Tod reagiert. Bianchi war mit Maradona als Spielführer 1990 Meister mit dem SSC Neapel geworden. "Ich kann nicht sprechen. Der Schmerz ist zu groß", sagte Bianchi.

Der Papst betet für Diego Maradona

Papst Franziskus aus Argentinien ist über den Tod von Maradona informiert worden und betet für ihn. Dies berichtete Vatikan-Sprecher Matteo Bruni. Franziskus denke an die Begegnungen mit Maradona in den vergangenen Jahren, sagte Bruni.

Der Papst, selbst großer Fußball-Fan, hatte Maradona unter anderem 2014 im Vatikan empfangen, nachdem im Olympiastadion von Rom ein interreligiöses "Spiel für den Frieden" stattgefunden hatte. Das Spiel war von der Stiftung des argentinischen Fußball-Stars Javier Zanetti organisiert worden.

Maradonas Karriere im Zeitraffer:

  • 30. Oktober 1960: Diego Armando Maradona Franco kommt als fünftes von acht Kindern einer einfachen Arbeiterfamilie zur Welt, verbringt seine Kindheit in Villa Fiorito, einem der vielen armen Vororte von Buenos Aires.
  • 20. Oktober 1976: Bereits als 15-Jähriger bestreitet er sein erstes Profispiel, für die Argentinos Juniors. Schnell geht es weiter zu den Boca Juniors, dann rüber nach Europa zum FC Barcelona, SSC Neapel und FC Sevilla, ehe sich der Kreis in der Heimat bei den Newell's Old Boys und am 25. Oktober 1997 endgültig bei Boca Juniors schließt.
  • 22. Juni 1986: Mit zwei Treffern im WM-Viertelfinale gegen England (2:1) macht Maradona sich zur Legende. Beim ersten Tor schubst er den Ball mit der "Hand Gottes" über den herauseilenden Schlussmann Peter Shilton. Sein Sololauf aus der eigenen Hälfte um sechs Engländer herum wurde später zum WM-Tor des Jahrhunderts gewählt. Der 22. Juni ist heute Tag des Fußballs in Argentinien.
  • 25. Juni 1994: Nach dem 2:1-Vorrundenerfolg gegen Nigeria wird in Maradonas Dopingprobe das stimulierende Ephedrin nachgewiesen. Nach Rot 1982 in Spanien im Zweitrundenspiel gegen Brasilien, dem Titeltriumph 1986 gegen Deutschland in Mexiko, der verlorenen Finalrevanche vier Jahre später in Italien, endet seine vierte und letzte WM mit dem sofortigen Turnierausschluss. Es ist sein letztes von 91 Länderspielen (34 Tore).
  • 18. April 2004: Nicht zum ersten Mal bringt seine Kokainsucht ihn in akute Lebensgefahr. Sein Blutdruck schnellt hoch, sein Herz saust. Von der Intensivstation geht es direkt in die Entzugskur. Fotos eines weit über 100 Kilo schweren Maradonas mit aufgedunsenem Gesicht schocken die Welt.
  • 5. September 2019: Maradona übernimmt den argentinischen Tabellenletzten Club de Gimnasia y Esgrima La Plata. Als Seleccion-Coach war er immerhin 2010 auf einer WM-Bühne, von der ihn Deutschland mit einem 4:0 im Viertelfinale unsanft stubste. Die übrigen Stationen sind nicht der Rede wert, auch nicht seine letzte. Im Juni hatte Maradona bei Gimnasia noch bis Ende 2021 verlängert.
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