Andre Schubert von Eintracht Braunschweig im Interview: "Ich habe während meines Studiums Maschinen geputzt"

Von Max Schrader
Andre Schubert will mit Eintracht Braunschweig den Klassenerhalt schaffen.
© getty
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Sie haben den jungen Kader im Winter stark verändert.

Schubert: Das war leider notwendig. Natürlich hatte das auch mit der Altersstruktur zu tun, denn anfangs waren 19 von 25 Spielern 22 Jahre oder jünger und die wenigsten davon hatten Erfahrung in der 3. Liga. Was ich aber nicht wissen konnte, war beispielsweise, wie introvertiert einige Spieler waren oder dass manche aus den unterschiedlichsten Gründen sehr mit sich selbst beschäftigt waren. Diese Erkenntnisse sammelte ich erst in der intensiven Zusammenarbeit.

Was ist denn für einen Spieler besser: wenn er extrovertiert oder introvertiert ist?

Schubert: Das hat nichts mit besser oder schlechter zu tun. Es geht dabei vielmehr um die Zusammenstellung des Kaders im Gesamten und die passte leider nicht. Wenn ich elf Lautsprecher auf dem Platz habe, nutzt mir das genauso wenig wie elf ganz ruhige Typen.

Mit ein Grund für die Umwälzungen im Kader waren sicherlich auch die unterschiedlich besetzten Positionen, oder?

Schubert: Auch das. Manche Positionen waren mehrfach besetzt, in anderen Bereichen eher weniger. Nach dem Abstieg musste in kurzer Zeit ein komplett neuer Kader mit einer ganz neuen Spielidee zusammengestellt werden. Das hat leider nicht so gegriffen wie geplant. Zusammen mit einer hohen Erwartungshaltung führte dies in eine Negativspirale, aus der schwer herauszukommen war. Das hat letztlich sogar dazu geführt, dass wir im Dezember ein paar Spieler aus dem Trainingsbetrieb genommen haben, die vorher teils Stammspieler waren. Das ist mir besonders schwergefallen, weil in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen kann, dass es hier um eine Schuldzuweisung geht. Darum ist es aber nicht gegangen, die Mischung stimmte einfach nicht.

Gerade junge Spieler zu fördern ist ja eher etwas, was man als Trainer langfristig anlegen muss. Kann das aber noch gelingen, wenn man als Coach mittlerweile immer weniger Zeit für seine Arbeit bekommt?

Schubert: Natürlich kann das gelingen. Letztlich geht es immer darum, eine Mannschaft erfolgreich zu führen, aber auch jeden einzelnen Spieler besser zu machen. Jüngere, aber auch ältere. Jüngere Spieler haben aber größere Leistungsschwankungen und sind noch nicht so stabil über eine gesamte Saison. Daher ist Geduld notwendig. Ich freue mich über jeden Spieler, den ich ein wenig begleiten durfte und über die Entwicklungen, die sie nehmen. So wie beispielsweise bei Jann-Fiete Arp, den ich in der U15-Nationalmannschaft begleiten durfte. Da freut man sich natürlich, wenn ein Spieler den Sprung schafft und das hat in erster Linie der Spieler sich selbst zu verdanken.

Die kritischen Stimmen in Braunschweig sind naturgemäß mehr geworden, nachdem es mit dem Verein zuletzt so bergab ging. Dann wird eben auch darüber diskutiert, ob beispielsweise die Typen im Kader auch wirkliche Typen sind und so weiter. Wieso ist das Ihrer Meinung nach so?

Schubert: Bei Misserfolg ist das wohl eine normale Reaktion, die eben auch oft sehr emotional geprägt ist. Wenn irgendwas nicht mehr funktioniert, sucht man nach Erklärungen und Gründen. Nicht selten sind die Bewertungen dann etwas oberflächlich oder pauschal, auch weil natürlich interne Kenntnisse fehlen. Und es werden häufig auch Erklärungen herangezogen, die schwer zu greifen sind. Mutlosigkeit und ängstliches Spiel kann schnell auch als Lustlosigkeit oder mangelnder Kampfgeist interpretiert werden. In Braunschweig wurden einfach Spieler vermisst, die sich als Persönlichkeiten der Herausforderung mit viel Mut und Kampfgeist stellen. Mit den Neuzugängen haben wir versucht, diese Lücke zu schließen.

Aktuell stehen Sie mit der Eintracht knapp über dem Strich. Haben Sie sich schon überlegt, ob Sie bei einem möglichen Abstieg mit in die 4. Liga gehen würden?

Schubert: Da ich optimistisch bin, habe ich mich damit nicht beschäftigt. Zumal ich das ja nicht alleine entscheide, sondern vor allem der Verein. Ich denke, dass wir den Klassenerhalt schaffen können, auch wenn es bis zum Schluss ein harter Kampf bleiben wird. Die Situation ist nicht einfach, aber das birgt die Chance, etwas Außergewöhnliches zu schaffen. Ich fühle mich wohl in Braunschweig und konzentriere mich auf unsere Mission Klassenerhalt.

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