SC Freiburg - RB Leipzig 2:4 i. E.: Im Elferschießen! Dezimierte Leipziger holen historischen Titel

Von SID
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RB Leipzig hat zum ersten Mal den DFB-Pokal gewonnen. Im Elfmeter-Drama setzten die Sachsen gegen den SC Freiburg durch.

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Als der Ball von der Latte zurück aufs Feld sprang, gab es für die Leipziger Mentalitätsmonster kein Halten mehr. Alle RB-Spieler stürmten auf Torhüter Peter Gulacsi zu, hüpften herum wie kleine Kinder und feierten ausgelassen den ersten Titelgewinn in der jungen Vereinsgeschichte.

"Es ist Wahnsinn, wir haben 60 Minuten mit zehn Mann gespielt", sagte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff nach dem 4:2-Triumph im Elfmeterschießen im DFB-Pokalfinale in der ARD: "Heute werden wir es richtig krachen lassen, das ist für uns ein historischer Abend."

RB-Trainer Domenico Tedesco schwärmte von seiner Mannschaft: "Es war ein sehr emotionales Spiel, wir brauchen ein paar Tage, um das zu verarbeiten." Nach dem Platzverweis und der damit verbundenen Systemumstellung habe man "die Räume sogar besser gefunden als beim 11-gegen-11".

Freiburgs Unglücksrabe Christian Günter sagte bei Sky: "Es tut einfach nur weh, ich hätte der Mannschaft gerne geholfen im Elfmeterschießen. Manchmal weiß man gar nicht, was man in dem Moment überhaupt tut." Sein Trainer Christian Streich ergänzte im Ersten: "Wir haben eine wahnsinnig gute Saison und eine tolle erste Halbzeit gespielt. Nach der Führung und der Roten Karte haben wir ein ganz kleines bisschen Angst gehabt. Das ist total menschlich. Wir hätten es noch besser ausspielen sollen. Das ist Jammern auf hohem Niveau. Die Mannschaft leistet Unglaubliches."

Christian Streich bedankt sich bei Freiburger Fans

Die Party der Leipziger wurde dann allerdings jäh gestoppt: Wegen eines medizinischen Notfalls an der Seitenlinie musste die Siegerehrung zunächst warten. Eine Person wurde auf einer Trage hinter einem Sichtschutz von Sanitätern versorgt, Spieler und Fans stellten ihre Feierlichkeiten ein. Der Patient sei in stabilen Zustand, berichtete der Stadionsprecher nach bangen Minuten. Erst als er in einem Krankenwagen aus dem Stadion gebracht worden war, wurde der Pokal überreicht.

Freiburgs Einwechselspieler Ermedin Demirovic hatte den entscheidenden Elfmeter verschossen, der Traum von der Krönung für den Kulttrainer Christian Streich war geplatzt. Der Coach, seit 2011 im Amt, richtete seine Spieler wieder auf und bedankte sich bei den SC-Fans - aller Enttäuschung zum Trotz.

Die Leipziger, die erst 2009 gegründet worden waren, jubelten nach Handspiel-Zoff und Unterzahl. Nach Verlängerung hatte es 1:1 (1:1, 0:1) gestanden.

Vor Demirovic war bereits SC-Kapitän Christian Günter im Elfmeterschießen gescheitert. In der regulären Spielzeit hatte RB-Star Christopher Nkunku (76.) ausgeglichen, nachdem nachdem Maximilian Eggestein (19.) die Freiburger in Führung gebracht hatte.

SC Freiburg geht mit 1:0 in Führung

Pikant: Vor dem Tor des SC war dem im ersten Durchgang überragenden Roland Sallai der Ball an die Hand gesprungen, doch Schiedsrichter Sascha Stegemann gab den Treffer nach Rücksprache mit dem Videoassistenten. Später sah Marcel Halstenberg (57.) nach einer Notbremse die Rote Karte.

Weil RB diese Dämpfer aber wegsteckte, endet eine bewegte Saison mit dem ganz großen Triumph. Vergessen sind der schwache Saisonstart, das Vorrunden-Aus in der Champions League und das Missverständnis mit Ex-Trainer Jesse Marsch. Dessen Nachfolger Domenico Tedesco, im Dezember gekommen, löste nicht nicht nur das Königsklassen-Ticket in der Bundesliga und führte den Klub ins Halbfinale der Europa League. Er bescherte dem Verein nach Finalpleiten 2019 und 2021 auch den ersten Pokal für die Vitrine.

Auf die große Trophäe muss Freiburg weiter warten, zumindest bei den Profis. Streich hatte mit den Freiburger A-Junioren den Pokal schon dreimal geholt. Diesmal sollte es nicht reichen, wobei er für diesen Fall schon vor dem Spiel betont hatte, dass dann "die Welt auch nicht unter" gehe. Es bleibt eine starke Saison der Breisgauer, die in der Bundesliga als Sechster die Europa League erreicht hatten.

RB Leipzig erst nach der Pause aktiver

Vor 74.322 Zuschauern verpasste Eggestein den Leipzigern den ersten Nackenschlag. Eine Flanke von Christian Günter landete über Umwege beim früheren Bremer, Sallai sprang der Ball zuvor an die Hand, bevor Eggestein ihn in die linke Torecke schlenzte. Doch das Tor zählte. Und nun nahm das Spiel etwas mehr Fahrt auf. Nach einer Verkettung von Freiburger Fehlern landete der Ball plötzlich bei Nkunku (24.), dessen Schuss Flekken nur Richtung Torlinie abfälschen konnte. Erst im letzten Moment klärte Freiburgs Nico Schlotterbeck, der nach der Rettungsaktion wie wild jubelte.

Erst nach der Halbzeitpause wurde Leipzig aktiver. Christopher Nkunku scheiterte an Flekken, ehe Halstenberg seiner Mannschaft einen Bärendienst erwies. Als letzter Mann foulte er Lucas Höler - Rot.

Doch Leipzig knickte nicht ein, nach einem abgeblockten Freistoß verlängerte Willi Orban eine Flanke von Konrad Laimer - Nkunku stand goldrichtig und vollstreckte und ermöglichte RB die Verlängerung, in der Freiburg sofort aufhorchen ließ. Der eingewechselte Ermedin Demirovic (92.) köpfte nach Günter-Ecke an den Pfosten. Auch Janik Haberer (104., 115.) traf danach zweimal nur Aluminium.

Nach einem Zweikampf zwischen Höfler und Dani Olmo entschied sich Stegemann nach Ansicht der Videobilder gegen einen Leipziger Elfmeter (119.). Auf der RB-Bank sah der ausgewechselte Kevin Kampl nach Reklamieren Gelb-Rot (118.).

Freiburg - Leipzig: Die Aufstellungen

Freiburg: Flekken - Gulde (106. Keven Schlotterbeck), Lienhart, Nico Schlotterbeck - Kübler (86. Schmid), Höfler, Günter - Maximilian Eggestein (86. Haberer), Grifo - Höler (79. Petersen), Sallai (79. Demirovic). - Trainer: Streich

Leipzig: Gulacsi - Simakan (113. Gvardiol), Orban, Halstenberg - Klostermann, Laimer (99. Adams), Kampl (69. Olmo), Henrichs - Forsberg (61. Mukiele), Nkunku - Silva (61. Szoboszlai). - Trainer: Tedesco

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