SC Freiburg - Sportdirektor Klemens Hartenbach im Interview: "In Ruanda musste ich jeden Abend meine Unterhose waschen"

Christian Streich
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Welcher war der größte Streit, den Sie mit ihm hatten - ob beruflich oder privat?

Hartenbach: Das kann ich so nicht sagen. Natürlich streiten wir, das hat aber nachgelassen. Es gab eine Zeit, da haben wir mehr gestritten. Jetzt sind wir beide älter, heute würde ich das eher Diskussion nennen. (lacht) Wenn es um Fußball geht, ist es nie einfach mit ihm. Er weiß aber bei mir, dass ich ihm keine gesichteten Spieler anschleppe, die völlig konträr zu seiner Einstellung sind. Ich weiß wiederum, welche Basics ein Spieler in seinen Augen mitzubringen hat.

Streich meinte einmal über Sie: "Den können sie nicht abwerben". Er begründete das mit Ihrer tiefen Verwurzelung in der Stadt und im Verein. Hatten Sie denn bereits konkrete Offerten, um Freiburg zu verlassen?

Hartenbach: Andere würden denken, man beschädigt seine Verhandlungsposition, aber nein: Ein Angebot, bei dem ich zwei, drei Nächte darüber schlafen hätte müssen, gab es nicht.

Wäre es für Sie überhaupt vorstellbar, einmal in Ihrem Leben an einem anderen Ort zu wohnen und zu arbeiten?

Hartenbach: In einer ruhigen Minute habe ich mich gewiss bereits gefragt, wie das denn wäre, aber wirklich beschäftigt habe ich mich damit noch nie. Ganz grundsätzlich denkbar wäre es, aber der Reiz des Neuen müsste schon relativ hoch sein. Ich bekomme ja mit, wie es bei anderen Klubs ist. Es ist für mich schwer vorstellbar, dass es in der Zusammenarbeit, in meinem Schaffen und Wirken, woanders besser sein könnte als hier. Ich fühle mich in Freiburg einfach wahnsinnig wohl.

Also hat Streich Recht - oder müsste man es bei Ihnen einfach einmal versuchen?

Hartenbach: Vielleicht werde ich ja auch in vier Monaten rausgeschmissen! (lacht) Ich habe hier noch so viel vor. Ich würde den Verein immer noch als Projekt bezeichnen, das wahnsinnig Spaß macht, von dem ich aber gar nicht weiß, ob es einmal weniger Projekt wird. Es gibt noch sehr viele nicht nur sportliche Themen und Herausforderungen, an denen wir arbeiten können, um das Fundament, auf dem wir stehen, noch stärker zu festigen.

In dieser Saison hat der SCF den vorläufigen Höhepunkt seiner Entwicklung erklommen: Neben dem Erreichen der Qualifikation zur Europa League ist man erstmals ins DFB-Pokalfinale eingezogen. Wie viele Kartenwünsche für Berlin haben Sie bekommen?

Hartenbach: Das ist vollkommen verrückt. Ich habe richtig, richtig viele private Anfragen erhalten und versucht, alles innerhalb des mir möglichen Rahmens abzudecken. Ich weiß aber, dass das, was bei uns im Ticketing und der Geschäftsführung abgeht, noch einmal eine ganz andere Nummer ist.

Wie blicken Sie auf das Finale?

Hartenbach: Es ist einfach nur toll, dass wir dabei sind. Für uns ist das ja alles totales Neuland, bei Bayern München sind die Abläufe rund um die Organisation und solche Dinge wohl etwas klarer. Dazu ist ein gewisser Hype entstanden, den wir auch zulassen sollten, weil er einem Auftrieb gibt. Wir dürfen ihn aber nicht so nah an uns heranlassen, sondern müssen fokussiert bleiben und uns bewusst machen, dass es ein Spiel gegen eine Mannschaft ist, die wir bereits kennen. Natürlich ist es leicht gesagt, aber wir müssen da so herangehen, als wäre es ein Bundesligaspiel.

Der SC hat Finalgegner RB Leipzig die Nutzung des Logos für einen Begegnungsschal verboten. Warum?

Hartenbach: Dieses Thema wurde auf Vorstandsebene behandelt. Was ich weiß ist, dass es schon etwas länger klar war, dass wir da nicht mitmachen. Ich sehe die Entscheidung auch nicht als besonders dramatisch an.

Abschließend noch eine spezielle Frage: Telefonieren Sie immer noch mit einem klassischen Telefonhörer, den Sie an Ihr Handy angeschlossen haben?

Hartenbach: Klar. Ich habe das in Anführungszeichen psychische Problem, dass ich einfach nicht so oft das Handy am Ohr haben möchte. Meist lege ich es hin und schalte den Lautsprecher ein. Es spielt aber auch reine Bequemlichkeit mit hinein, denn ich bin mit dem Telefonhörer groß geworden und habe ihn einfach lieber in der Hand als das Handy. Ich bekam dann den Tipp, dass es so etwas gibt. Das Ding steckt man wie ein Ladegerät ein und kann loslegen. Gute Sache!