DFB-Pokal, 2. Runde: Nach Ausgleich in der 123.! Hertha gewinnt Krimi gegen Dynamo

Von SPOX/SID
Nach einem Last-Second-Ausgleich gewann die Hertha im Elfmeterschießen gegen Dynamo Dresden.
© getty

Kraftakt vor dem Derby: Hertha BSC darf nach einem packenden Elfmeter-Krimi weiter vom Pokalfinale im heimischen Olympiastadion träumen. Doppelpacker Bas Dost hat Eintracht Frankfurt mit brutaler Effizienz den Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokal beschert. Fortuna Düsseldorf feiert eine erfolgreiche, aber glanzlose Generalprobe für das erste rheinische Bundesliga-Derby seit 23 Jahren gegen den Erzrivalen 1. FC Köln.

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Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach 2:1 (0:0)

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Hertha BSC - Dynamo Dresden 5:4 i.E. (3:3, 2:2, 0:1)

Am Mittwochabend bezwangen lange Zeit abschlussschwache Hauptstädter den abstiegsbedrohten Zweitligisten Dynamo Dresden in der zweiten Runde des DFB-Pokals nach zweimaligem Rückstand noch mit 5:4 im Elfmeterschießen. Nach 120 wilden Minuten hatte es 3:3 (2:2, 0:1) gestanden.

Dodi Lukebakio (48.) und Ondrej Duda (85., Foulelfmeter) trafen in der regulären Spielzeit für die Hertha. Dynamo-Stürmer Moussa Kone (36.) hatte einen starken Konter des Underdogs zum Führungstreffer genutzt, der Ex-Berliner Patrick Ebert (90., Foulelfmeter) rettete Dresden in die Verlängerung. Dann schnupperte Dynamo dank Luka Stor (108.) an der Überraschung, doch Jordan Torunarigha (120.+3) glich in letzter Sekunde erneut aus.

Im Elfmeterschießen parierte Hertha-Keeper Thomas Kraft gegen Jannik Müller und Kevin Ehlers. Der Treffer von Marko Grujic brachte dann die Entscheidung zugunsten der Berliner, die nun am 4./5. Februar im Achtelfinale stehen. Der Hertha ist damit nicht nur die Generalprobe für das Derby bei Union am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gerade so geglückt, sie schielt auch auf die erste Teilnahme am Endspiel in ihrer Heim-Arena (23. Mai 2020). Das Finale wird dort seit 1985 ausgetragen, bislang haben nur die Hertha-Amateure 1993 den Einzug geschafft.

Vor 70.429 Zuschauern, alleine 30.000 davon aus Dresden angereist, nahm Hertha die Favoritenrollen an und spielte in der Anfangsphase zielstrebig nach vorne. Dynamo hatte Glück, als Salomon Kalou (7.) einen Abpraller von Gäste-Keeper Kevin Broll aus kurzer Distanz über das Tor jagte. Auch Berlins Flügelflitzer Javairo Dilrosun (13.) verpasste nur knapp die Führung - seinen Schuss aus 18 Metern lenkte Broll gerade so zur Ecke.

Nur vier Minuten danach traute sich Dresden erstmals so richtig aus der Deckung. Dank eines zu laschen Passes von Hertha-Profi Marius Wolf am eigenen Strafraum landete der Ball am Ende bei Kone, der völlig frei vor Berlins Pokal-Torwart Thomas Kraft auftauchte und links am Tor vorbeizog. Sekunden später zielte Brian Hamalainen nur Zentimeter am Hertha-Kasten vorbei.

Dynamo blieb in einem vor der Halbzeit abflachenden Spiel gefährlicher, immer wieder lauerten die Dresdner auf Gegenangriffe. Einen solchen schloss Kone, der den Ball findig an Kraft vorbei spitzelte, nach überlegter Vorarbeit von Alexander Jeremejeff zur Führung ab. Es brauchte erst einen Freistoß von Hertha-Regisseur Ondrej Duda (44.), den Broll aus 23 Metern erstklassig parierte, um die Gastgeber wieder ernsthaft vor das gegnerische Tor kommen zu lassen.

Nach dem Seitenwechsel investierten die Hausherren wieder wesentlich mehr, in der Berliner Drangphase fand eine tolle Kombination von der rechten Seite über Duda und Wolf im Fünfmeterraum Lukebakio, der vollstreckte. Kurz darauf scheiterten Dilrosun (56.) und Kalou (59.) an Latte und Pfosten. In der Folge setzte sich Hertha im Dynamo-Strafraum fest und drängte auf die Entscheidung. Die sollte jedoch erst viel später fallen.

FC St. Pauli - Eintracht Frankfurt 1:2 (1:2)

Die wenig souveränen Hessen setzten sich am Mittwochabend beim wacker kämpfenden FC St. Pauli mit 2:1 (2:1) durch und sammelten am Rande der Reeperbahn ein frisches Erfolgserlebnis vor dem Bundesliga-Duell mit Bayern München am Samstag ein.

Dost traf per Kopf und mit einem feinen Heber (4., 16.) vor 29.373 Zuschauern im ausverkauften Millerntorstadion und war damit entscheidend am Einzug des fünfmaligen Pokalsiegers in die Runde der letzten 16 beteiligt. St. Pauli witterte nach dem Anschlusstreffer per Handelfmeter von Waldemar Sobota (42.) seine Chance, doch Eintracht-Coach Adi Hütter konnte nach der 2:4-Niederlage im Liga-Duell bei Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach wieder einen Erfolg verzeichnen.

St. Pauli spielte im zweiten Abschnitt phasenweise ein Powerplay, die letzte Konsequenz im Abschluss fehlte aber lange. Der Klub wartet weiter auf den ersten Einzug ins Achtelfinale seit der Saison 05/06 und kassierte seine dritte Pflichtspiel-Niederlage in Serie.

Beide Klubs waren bislang lediglich 1970 in einem Pokal-Duell aufeinander getroffen - mit besserem Ende für die Eintracht (3:2), die diesmal kräftig rotierte. Hütter baute auf fünf Positionen um, Filip Kostic (Knieprobleme) fehlte im Kader. Dost war dagegen nach Adduktorenbeschwerden rechtzeitig fit geworden, was sich direkt als Glücksfall erwies.

Die Kiezkicker schüttelten sich nach dem frühen 0:1, diskutierten die Fehler wild gestikulierend auf dem Rasen und attackierten dann wieder. Nach einer scharfen Flanke von Kapitän Daniel Buballa kam Angreifer Victor Gyökeres mit dem Kopf an den Ball, konnte seinen Abschluss aber nicht mehr platzieren (12.). Nach Dosts zweitem Treffer hatten die Gastgeber Pech: Marvin Knoll knallte den Ball aus 18 Metern an den Pfosten (24.). Dem Elfmeter ging dann ein unglückliches Handspiel von Martin Hinteregger voraus.

Hütter wechselte mit dem Wiederanpfiff gleich zweimal und brachte David Abraham und Danny da Costa anstelle von Hinteregger und Timothy Chandler. Frankfurt ließ sich nun phasenweise weit in die eigene Hälfte drängen und bekam echte Probleme. Gyökeres verpasste eine Hereingabe des emsigen Mats Möller Daehli nur um Zentimeter (58.), sieben Minuten später konnte der Däne einen Abschluss kurz vor Eintracht-Keeper Frederik Rönnow nicht mehr kontrollieren.

Angestachelt von den leidenschaftlichen Fans warfen die Hausherren in der Schlussphase alles nach vorne, die Gäste ließen sich beeindrucken. Gegen die Bayern am Samstag wird sich Frankfurt steigern müssen.

Fortuna Düsseldorf - Erzgebirge Aue 2:1 (1:1)

Die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel zog durch ein äußerst mühevolles 2:1 (1:1) gegen Erzgebirge Aue ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein und schöpfte damit nach zuletzt überwiegend schwachen Vorstellungen in der Liga immerhin etwas Selbstvertrauen für das richtungweisende Kellerduell gegen die punktgleichen Geißböcke, die sich im Pokal beim Regionalligisten 1. FC Saarbrücken (2:3) bis auf die Knochen blamiert hatten.

Rouwen Hennings per Foulelfmeter (45.) und Kasim Adams (75.) schossen die Rheinländer in die nächste Runde. Florian Krüger hatte die Gäste in der 12. Minute in Führung gebracht.

Funkel hatte seine Startelf nach dem 0:2 bei Schlusslicht SC Paderborn gleich auf fünf Positionen geändert. Unter anderem stand Neuzugang Florian Kastenmeier für Stammkeeper Zack Steffen zwischen den Pfosten. Zudem war der zuletzt angeschlagene Kapitän Oliver Fink wieder dabei. Der Pokalsieger von 1979 und 1980 agierte auch mit verändertem Personal zunächst ähnlich einfallslos wie in Paderborn und stellte den Tabellenvierten des Unterhauses vor keine großen Probleme.

Vor 20.141 Zuschauern hatte Aue bereits in der ersten Minute eine gute Gelegenheit, als Krüger nach einem Fehler von Andre Hoffmann knapp das Ziel verfehlte. Die Fortuna agierte auch nach diesem Schreckmoment weiter höchst unkonzentriert. Zwar scheiterte Erik Thommy in der neunten Minute am aufmerksamen FC-Torwart Martin Männel, ansonsten war vom Erstligisten aber nicht viel zu sehen.

Aue spielte weiter mutig nach vorne und stellte die wackelige Defensive der Fortuna vor große Probleme. Krüger nutzte dann eine verunglückte Abwehr von Kastenmeier zur Führung der Veilchen. In der 20. Minute vergab Pascal Testroet die große Gelegenheit zum 2:0, nachdem bereits zuvor Dennis Kempe eine weitere gute Möglichkeit für den Underdog verpasst hatte.

Nach einem vermeintlichen Foul von Sören Gonther an Thommy zeigte dann der gut postierte Schiedsrichter Tobias Reichel auf den Punkt, und Fortuna-Torjäger Hennings verwandelte eiskalt zum Ausgleich. Für Fortuna war der Halbzeitstand mehr als schmeichelhaft.

Nach der Pause zeigten die Hausherren ein völlig anderes Gesicht, agierten deutlich aggressiver und wurden nach und nach ihrer Favoritenrolle gerecht. Nach zwei weiteren guten Gelegenheiten durch Hennings und Thommy gelang dann Adams der erlösende Treffer für die Fortuna.