Ukraine - Deutschland 1:2: DFB-Team müht sich zum ersten Sieg des Jahres

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© imago images / Schüler

Erster Sieg in der Nations League, erster Sieg im Jahr 2020: Die deutsche Nationalmannschaft hat ihrem Remis-Trend ein Ende gesetzt. Am 3. Spieltag gewann das Team von Joachim Löw mit 2:1 (1:0) gegen die Ukraine, hinterließ aber wieder Zweifel.

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"Wir sind froh, dass wir gewonnen haben, wissen aber auch, dass wir nicht die Sterne vom Himmel gespielt haben", sagte Matthias Ginter, der Torschütze zum 1:0, nach dem Abpfiff in der ARD.

"Wir müssen eher den Deckel draufmachen", befand Serge Gnabry. "Wir hatten das Spiel eigentlich unter Kontrolle. Am Ende ist es wichtig, dass wir ein Ergebnis wieder über die Zeit gerettet haben."

Bundestrainer Joachim Löw hingegen war zufrieden: "Wir hätten schon vor dem Gegentor 3:0 oder 4:0 führen können. Aus dem Spiel heraus haben wir den Ukrainern kaum eine Torchance zugestanden. In manchen Phasen haben wir die Bälle zu einfach hergegeben. Aber insgesamt waren wir defensiv schon sehr stabil."

Parallel gewann Spanien mit 1:0 (1:0) gegen die Schweiz und verteidigte Platz eins in der deutschen Nations-League-Gruppe. Dank des Sieges im Olympiastadion von Kiew rückte die Löw-Elf auf den zweiten Rang. Am Dienstag (20.45 Uhr) bekommt es der Weltmeister von 2014 in Köln mit der Schweiz zu tun.

Nations League: Die deutsche Tabelle nach dem 3. Spieltag

PlatzTeamSpieleToreDiff.Punkte
1Spanien36:1+57
2Deutschland34:3+15
3Ukraine33:7-43
4Schweiz32:4-21

Ukraine - Deutschland: Die Analyse

"Ich sehe das große Ganze, nicht immer nur ein Spiel", sagte Löw schon vor dem Anpfif über die Kritik von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der nach dem enttäuschenden 3:3 im Test gegen die Türkei Kritik an der Kaderzusammenstellung des Bundestrainers geübt hatte. "Wir müssen den Terminplan berücksichtigen und verschiedene Spieler einsetzen, um Erkenntnisse zu gewinnen."

Am Samstag war die personelle Lage aus deutscher Sicht wieder deutlich entspannter. Neben Mittelfeldregisseur Kroos kehrten auch Stützen aus München (Neuer, Süle, Kimmich, Goretzka, Gnabry) und Leipzig (Klostermann, Halstenberg) zurück, die das Spielniveau anhoben.

Unverändert blieb Löws taktische Grundordnung mit einer Dreierkette, die sich gegen den Ball in einen Fünferriegel verwandelte. Speziell in Durchgang eins wurde dieser Fünferriegel nach einigen schlampigen Abspielfehlern in der Vorwärtsbewegung geprüft - und hatte Glück, dass die drei Tage zuvor mit 1:7 von Frankreich abgefertigten Ukrainer nichts aus ihren sich bietenden Möglichkeiten machten.

Auch im Offensivspiel wurden einmal mehr die Nachteile des vor bereits zwei Jahren eingeführten Systems mit drei Innenverteidigern deutlich: Dem DFB-Team fehlte vorne mindestens eine Anspielstation. Gnabry und Draxler, die beiden offensivsten Akteure, ließen sich dazu auch noch immer wieder ins Mittelfeld fallen, wodurch selbst die an Spielintelligenz kaum zu überbietende Doppelsechs Kroos-Kimmich oft Schwierigkeiten hatte, Tiefe zu finden.

DFB-Team macht sich erneut das Leben selbst schwer

Bezeichnend, dass das erste Tor durch Ginter (20.) nach einem Eckball und das zweite Tor durch Goretzka (49.) nach einem individuellen Fehler des gegnerischen Keepers fiel und auch viele Chancen nicht wirklich herauskombiniert waren, sondern durch Schüsse aus der zweiten Reihe wie der von Kimmich (31.) zustande kamen.

Gleichwohl steigerte sich die Löw-Elf spielerisch nach dem Seitenwechsel, allen voran Draxler wusste immer wieder mit guten Bewegungen im letzten Drittel positiv auf sich aufmerksam zu machen und für Gefahr zu sorgen.

Als alles nach einem souveränen Sieg aussah, geschah aber wieder einmal das, was zuletzt schon oft geschehen war: Die DFB-Elf machte sich das Leben durch einen individuellen Fehlern selbst schwer. Nach einem Foul von Süle im Strafraum an Yaremchuk gelang der Ukraine praktisch aus dem Nichts der Anschlusstreffer (77.). Es wurde noch einmal unnötig spannend, Löws Mannen brachten den Sieg am Ende jedoch über die Zeit. Einen unter dem Strich verdienten Sieg - gegen einen personell wie fußballerisch limitierten Gegner.

Ukraine - Deutschland: Die Aufstellungen

  • Ukraine: Bushchan - Karavayev, Zabarnyi, Mykolenko, Sobol - Yarmolenko (69. Marlos), Malinovskiy, Sydorchuk (84. Makarenko), Kolavenko (77. Shaparenko), Tsygankov (69. Zubkov) - Yaremchuk
  • Deutschland: Neuer - Ginter, Süle, Rüdiger - Klostermann (90. Can), Kimmich, Kroos, Halstenberg - Goretzka - Draxler (80. Werner), Gnabry (90.+3 Havertz)

Ukraine - Deutschland: Die Daten des Spiels

Tore: 0:1 Ginter (20.), 0:2 Goretzka (49.), 1:2 Malinovskiy (76.)

  • Deutschland traf in jedem der vergangenen 17 Länderspiele (zuletzt torlos beim 0:3 in den Niederlanden im Oktober 2018).
  • Deutschland konnte seit fünf Spielen keine Weiße Weste mehr behalten - das ist die längste Flaute seit der Saison 2017/18 (inklusive WM 2018) - damals gab es sogar acht Spiele in Folge kein zu null für das DFB-Team.
  • Kroos bestritt sein 99. Länderspiel.

Der Star des Spiels: Leon Goretzka (Deutschland)

Gute Vorstellung gegen den Ball, führte die meisten Zweikämpfe der DFB-Elf. Sein Kopfball geriet zu harmlos (45.). Bei seinem Tor zum 2:0, dem zwölften im 26. Länderspiel, im Glück, aber auch reaktionsschnell.

Der Flop des Spiels: Georgi Bushchan (Ukraine)

Der ukrainische Schlussmann verschuldete das zweite Gegentor seiner Mannschaft, in dem er sich nach einer eigentlich ungefährlichen Klostermann-Flanke verschätzte und den Ball auf Goretzkas Kopf bugsierte anstatt festzuhalten. Der Pechvogel des Abends.

Der Schiedsrichter: Orel Grinfeld (Israel)

Musste in der überwiegend fair geführten Partie nur selten eingreifen. Die Gelben Karten für Malinovskiy (41.), Kroos (53.) und Ginter (83.) waren berechtigt, der Elfmeter für die Ukraine nach Süles Grätsche gegen Yaremchuk (75.) unstrittig. Solide Leistung.

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