DFB-Präsident Fritz Keller nach Nazivergleich bei Ethikkommission angezeigt

Von SPOX
Fritz Keller ist seit 2019 DFB-Präsident.
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Bei einer Sitzung des DFB-Präsidiums am vergangenen Freitag ist es zu einer Entgleisung von Präsident Fritz Keller gegenüber seinem Vize Rainer Koch gekommen. Keller verglich Koch Medienberichten zufolge mit Roland Freisler, der im Dritten Reich für die Todesurteile gegen zahlreiche Widerstandskämpfer verantwortlich war.

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Eigentlich sollte bei der Sitzung der weiterhin schwelende Konflikt zwischen Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius aufgearbeitet werden. Dieser Punkt verkam jedoch zum Nebenaspekt. Diskutiert wurde unter anderem über die fristlose Kündigung von Kellers Büroleiter Samy Hamama, der sich Zugriff zu geheimen Dokumenten verschafft haben soll, die an die Öffentlichkeit gelangten. Hamama bestreitet dies und geht juristisch gegen seine Kündigung vor.

Wie der Spiegel berichtet, soll Koch in der Sitzung am Freitag über ein Treffen mit Vertretern von Landes- und Regionalverbänden referiert haben, in dem jenes Thema besprochen wurde. Keller konterte, es ein "Skandal" sei, dass sich hierbei nicht auch der Anwalt von Hamama äußern dürfte und bemängelte Einseitigkeit. Nachdem Vize Koch erwiderte, dieser könne bei einer Klausurtagung am kommenden Wochenende seine Meinung abgeben, bezeichnete Keller seinen Vize als "Freisler".

Freisler war Präsident des Volksgerichtshofes und verhängte etwa 2600 Todesurteile gegen Gegner des Nationalsozialismus, darunter Hans und Sophie Scholl sowie die Hitler-Attentäter aus dem Jahr 1944. Er gehörte zu den nur 15 Teilnehmern der Wannseekonferenz, bei der der Holocaust 1942 im Detail organisiert wurde. Koch selbst ist Strafrichter am Oberlandesgericht in München.

Rainer Koch ist von DFB-Präsident Keller attackiert worden.
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Rainer Koch ist von DFB-Präsident Keller attackiert worden.

DFB: Curtius zeigt Keller bei Ethikkommission an

Nachdem Keller auf eine Rückfrage zunächst auswich und erklärte, in seinem Bekanntenkreis hieße jemand Freisler, folgte später die persönliche Entschuldigung. "Manchmal fallen in Kontroversen Worte, die nicht fallen sollen und nicht fallen dürfen. Dafür habe ich mich in aller Form persönlich im Gespräch wie auch schriftlich bei Rainer Koch entschuldigt. Er hat die Größe, die Entschuldigung anzunehmen, wofür ich ihm dankbar bin", ließ Keller über die DFB-Direktion an verschiedene Medien mitteilen. Er bedaure den Vergleich, der "gänzlich unangebracht" sei.

Zurücktreten werde er jedoch nicht, sagte Keller der Bild: "Ich habe einen Fehler gemacht, aber ich werde die Aufräumarbeiten, für die ich zum DFB geholt und mit 100 Prozent der Stimmen auf dem Bundestag gewählt wurde, zu Ende führen."

Wie die Bild am Dienstag berichtete, habe Koch die Entschuldigung allerdings "weder akzeptiert noch abgelehnt". Am Wochenende soll es zu einem persönlichen Gespräch zwischen den beiden kommen.

Der Vorfall könnte so oder so Konsequenzen haben. Generalsekretär Curtius hat Anzeige bei der DFB-Ethikkommission erstattet und den DFB-Präsidialausschuss sowie die Vizepräsidenten der Amateure informiert. In dem Schreiben teilte Curtius zudem mit, dass er es "zutiefst bedaure, vor Ort nicht sofort aktiv geworden zu sein". Demnach sei es in der Vergangenheit schon des Häufigeren zu "Grenzverletzungen" durch den Präsidenten gekommen, denen nun endlich nachgegangen werden soll.

"Es ist für mich unfassbar und ich glaube, dass eine große Anzahl an Landesverbänden der Meinung sein wird, dass wir jetzt einen außerordentlichen Bundestag brauchen werden, in dem sich alle zur Wahl stellen müssen. Anders geht es nicht mehr", erklärte Uwe Döring, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, gegenüber Sport1.