DFB-Team - Kommentar zur Nationalmannschaft: Kein Hummels, kein Titel!

Holt Joachim Löw Mats Hummels wieder zurück ins DFB-Team?
© getty

Trotz des überzeugenden Abschlusses der EM-Qualifikation gehört die deutsche Nationalmannschaft bei der EM nicht zu den Favoriten. Das kann sich nur ändern, wenn der Bundestrainer über seinen Schatten springt. Ein Kommentar von Martin Volkmar.

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Ein sichtlich zufriedener Jogi Löw verabschiedete sich um kurz vor Mitternacht per Handschlag bei einigen Journalisten in seine persönliche Winterpause. Erst im nächsten Frühjahr wird der Bundestrainer seine Mannschaft wiedersehen, kurz nach seinem 60. Geburtstag. Zeit genug, um sich bis dahin Gedanken zu machen, wie er bei der EM wieder angreifen will.

Die unterhaltsame Vorstellung beim 6:1 gegen allerdings am Ende schwache Nordiren hat neben dem prestigeträchtigen Gruppensieg vor den Niederlanden nach den letzten Negativmeldungen rund um den DFB für einen Stimmungsaufheller gesorgt. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.

Dass das für die Aussichten trotz mindestens drei Heimspielen in München wenig heißt, weiß Löw vor allem aus den Erfahrungen beim WM-Debakel 2018 genau. Auch wenn aktuell Mannschaften wie Frankreich, Spanien, Italien, England und Belgien höher gehandelt werden, kann sich das bis zum nächsten Sommer durch Verletzungen und Formkrisen noch komplett ändern.

So muss sich erst zeigen, ob das Überangebot der DFB-Auswahl an zumeist jungen, hochbegabten Offensivspielern auch unter dem Erfolgsdruck einer EM vor eigenem Publikum und gegen deutlich stärkere Gegner in der Lage ist, sein Potenzial abzurufen.

Löws größte Problemzone bleibt die Defensive

Löws größte Problemzone bleibt aber die Defensive. Auch wenn Jonas Hector am Dienstag Werbung in eigener Sache betrieb, so sind die Außenbahnen weiterhin die Schwachstellen. Noch mehr Sorgen macht aber die Innenverteidigung, weil hier nach dem zu erwartenden EM-Ausfall von Niklas Süle kein Abwehrchef in Sicht ist.

Matthias Ginter ist trotz aller Qualitäten nicht der Typ für diese Rolle, der Fehler behaftete Jonathan Tah zu viel mit sich selbst beschäftigt, Antonio Rüdiger wurde gerade erst operiert, Thilo Kehrer fällt bereits seit August aus, Emre Can ist kein Innenverteidiger und den Nachrückern wie Robin Koch und Niklas Stark fehlt schlicht Klasse und Erfahrung auf höchstem Niveau.

Löw ist es daher in den vergangenen Monaten nicht gelungen, Stabilität und Sicherheit in die Hintermannschaft zu bringen. 18 Gegentreffer in den 16 Länderspielen seit der WM in Russland sind kein gutes Zeichen.

Löw kann nicht auf Hummels verzichten

Genug Gründe also für ein Comeback von Mats Hummels, das nicht nur sportlich nach den Leistungen in diesem Kalenderjahr absolut gerechtfertigt, sondern auch für die Hierarchie auf dem Platz wichtig wäre.

Denn zwischen Manuel Neuer im Tor sowie Toni Kroos und Joshua Kimmich im Mittelfeld klafft für eine erfolgreiche Achse an Führungsspielern ausgerechnet in der Verteidigung eine riesige Lücke, die Hummels schon in der Vergangenheit beim DFB mit Ausnahme der WM erfolgreich gefüllt hat.

Da nach wie vor die alte Fußball-Binse Gültigkeit besitzt, dass die Defensive die Titel gewinnt, kann Löw nicht auf einen formstarken Hummels verzichten, wenn er um den EM-Sieg mitspielen will. Er hat ja jetzt ein paar Monate Zeit, um im heimischen Freiburg darüber nochmal in Ruhe nachzudenken.

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