Fixpunkt Serge Gnabry: Joachim Löws Gefallen an den FC Bayern München

Serge Gnabry geht als großer Gewinner aus dem Länderspieljahr 2019 hervor. Seine beeindruckende Torquote ist vor allem die Folge einer klugen Entscheidung Joachim Löws, von der auch der FC Bayern profitiert.
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Serge Gnabry geht als großer Gewinner aus dem Länderspieljahr 2019 hervor. Seine beeindruckende Torquote ist vor allem die Folge einer klugen Entscheidung Joachim Löws, von der auch der FC Bayern profitiert.

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Joachim Löw hat nicht den leichtesten Stand bei den Verantwortlichen des FC Bayern. Erst recht nicht seit dem 5. März dieses Jahres, als er ohne Ankündigung in Begleitung von Oliver Bierhoff an der Säbener Straße auftauchte, um die drei Weltmeister Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller zu rasieren.

Der Radikalumbruch auf Kosten der Münchner und ihres Images als "Verein der Nationalspieler" sorgte für Entsetzen bei Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Das Führungsduo des deutschen Rekordmeisters unterstellte Löw mangelndes Fingerspitzengefühl. Insbesondere Hoeneß ließ seitdem keine Gelegenheit ungenutzt, den Bundestrainer mitsamt des gesamten DFB zu kritisieren.

Der mittlerweile nur noch als Ehrenpräsident fungierende Bayern-Patron hinterfragte in diesem Zusammenhang auch oft den Sinn von Länderspielen. "Ein Wahnsinn" seien die ständigen Unterbrechungen während der Saison, so könne sich ja keine Mannschaft einspielen, schimpfte Hoeneß erst im September.

Joachim Löw macht Serge Gnabry besser

Dabei tat Löw den Münchnern in diesem Jahr sogar einen großen Gefallen, der ihnen im Hinblick auf ihre zukünftige Kaderplanung möglicherweise viel Zeit und auch viel Geld einspart: Er machte mit Serge Gnabry einen ihrer jungen Spieler zum Fixpunkt seiner neuen Offensive, indem er ihm neben einer Stammplatzgarantie auch die Möglichkeit gab, als Freigeist im Sturmzentrum statt als reiner Außenbahnspieler zu agieren.

Diese Entscheidung erwies sich als genialer Schachzug. Wer nach dem Länderspieljahr 2019 über die deutsche Nationalelf spricht, spricht in erster Linie über Gnabry, den 24 Jahre alten Chefkoch aus Stuttgart, der in der EM-Qualifikation und in den Testspielen so ziemlich alles in Grund und Boden rührte.

Seine fabelhafte Ausbeute von 13 Toren aus 13 Spielen im DFB-Trikot wird nur von Gerd Müller getoppt, der einen Einsatz weniger für die gleiche Anzahl von Treffern benötigte. Selbst Miroslav Klose, der WM-Rekordtorschütze, erreichte diese Marke nicht.

Serge Gnabry als Ersatz für Robert Lewandowski?

"Hier spiele ich vorne und das macht mir sehr viel Spaß", sagte Gnabry nach dem 6:1-Sieg gegen Nordirland, zu dem er einen Dreierpack beisteuerte. Bei den Bayern, wo er aufgrund der Anwesenheit des Vollblutstürmers Robert Lewandowski meist auf dem rechten Flügel zum Einsatz kommt, ist der deutsche Hoffnungsträger "nur" halb so treffsicher. Acht Tore stehen nach 16 wettbewerbsübergreifenden Einsätzen in dieser Spielzeit auf seinem Konto.

An Lewandowski führt noch kein Weg vorbei. Der 31-jährige Pole ist in der Form seines Lebens, hat 23 Tore in 18 Spielen für die Münchner erzielt. Sollte er sich aber einmal verletzen, schwächeln oder irgendwann eine neue Herausforderung suchen, hätten sie in dem schnellen und wendigen Gnabry einen würdigen Ersatz.

Ex-Bayer Toni Kroos, der ja schon mit so einigen Weltklasse-Stürmern wie Cristiano Ronaldo, Gareth Bale oder Karim Benzema zusammenspielte, prophezeite nach der Gala gegen Nordirland: "Ich bin mir nicht erst seit heute sicher, dass Serge eine Riesenkarriere hinlegen wird."

Eine Riesenkarriere, das sagte Löw auf dem Weg zum Ausgang der Commerzbank-Arena, hänge aber vor allem davon ab, wie man sich in den wirklich wichtigen Spielen und bei den großen Turnieren präsentiere.

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