Estland - Deutschland 0:3: Trotz Blitz-Rot - Gündogan verhindert Blamage

SID
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© getty

Mit seinem ersten Doppelpack hat Ilkay Gündogan die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach der schnellsten Roten Karte ihrer Geschichte wieder auf EM-Kurs gebracht. Der Mittelfeldspieler, der vor dem Anpfiff im Internet noch für Wirbel gesorgt hatte, führte das Team von Bundestrainer Joachim Löw mit zwei abgefälschten Schüssen in Unterzahl zum 3:0 (0:0)-Sieg beim Fußball-Zwerg Estland.

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Ilkay Gündogan scherzte mit seinen Mitspielern, applaudierte den mitgereisten deutschen Fans und verschwand kommentarlos: Nach einem denkwürdigen Länderspiel war der Nationalspieler zwar bester Stimmung, reden wollte er aber nicht. Vor dem Anpfiff hatte der 28-Jährige mit einem umstrittenen Instagram-Like noch für Wirbel gesorgt, dann brachte er mit seinem ersten Doppelpack die DFB-Auswahl auf EM-Kurs.

Nach der schnellsten Roten Karte in der deutschen Länderspielgeschichte schwang sich Gündogan mit zwei abgefälschten Schüssen beim mühsamen 3:0 (0:0)-Sieg in Tallinn gegen Estland zum Matchwinner auf.

"Es war ein schweres Stück Arbeit, keine Frage, wir mussten uns erstmal fangen. Aber in der zweiten Halbzeit hat es die Mannschaft ganz gut gemacht. Wir sind nicht nervös geworden und haben am Ende die Tore erzielt", sagte Bundestrainer Joachim Löw bei RTL, während Gündogan schwieg.

Gündogans Doppelschlag erlöst DFB-Team

Nach einem frühen Platzverweis gegen Emre Can wegen einer Notbremse (14.) geriet die DFB-Auswahl ins Straucheln. Doch Gündogan brach vor 12.062 Zuschauern den Bann, als Marco Reus seinen Distanzschuss unhaltbar ablenkte (51.). Beim zweiten Treffer sechs Minuten später prallte der Ball von einem Abwehrspieler ins Tor. Das 3:0 durch den eingewechselten Timo Werner bereitete Gündogan mit einem klugen Pass vor (71.).

"Wir spielen nach einer Viertelstunde in Unterzahl, dann ist alles schwieriger, man muss sich neu orientieren. Ich fand die Leistung deshalb nicht blamabel", meinte Kapitän Manuel Neuer.

Ohne ihren angeschlagenen Torgaranten Serge Gnabry agierte die deutsche Mannschaft aber lange Zeit sehr unkonzentriert und einfallslos. Vor der Pause hatte Reus mit einem Freistoß ans Lattenkreuz Pech (40.).

Deutschland und Niederlande im Gleichschritt Richtung EM

Löws Team zog damit im Fernduell um den Gruppensieg nach. Der punktgleiche Erzrivale Niederlande hatte ein 2:1 in Weißrussland vorgelegt. Der Tabellendritte Nordirland, letzter Gegner in der Qualifikation am 19. November in Frankfurt, liegt nun drei Zähler zurück.

Torjäger Gnabry, der in seinen ersten elf Länderspielen zehn Treffer erzielt hatte, fiel kurzfristig aufgrund muskulärer Probleme aus - als insgesamt 13. Spieler. "Wir wollten kein Risiko eingehen", sagte Löw bei RTL.

Gündogan und Can hatten vor dem Spiel mit Likes eines umstrittenen Jubelbildes der türkischen Elf im Sozialen Netzwerk Instagram für Aufregung gesorgt. Einen politischen Hintergrund stritten beide ab.

Beim 1:0-Sieg am Freitag gegen Albanien hatten mehrere türkische Nationalspieler in Richtung Ehrentribüne salutiert. Hintergrund ist die am Mittwochabend gestartete Offensive der Türkei gegen die syrische Kurdenmiliz in Nordsyrien.

Can sieht frühste Rote Karte der DFB-Geschichte

Nach knapp einer Viertelstunde war Löws Plan schon über den Haufen geworfen: Nach einem ungenauen Zuspiel des Münchner Abwehrchefs Niklas Süle grätschte Can seinen Gegenspieler Frank Liivak an der Strafraumgrenze um und sah zu Recht Rot - so früh wie kein DFB-Spieler zuvor.

Gegenüber dem 2:2 im Prestigeduell am vergangenen Mittwoch gegen den zweimaligen Weltmeister Argentinien waren Torhüter Neuer und die angeschlagenen Gündogan und Reus in die Startelf zurückgekehrt.

"Viel Bewegung und schnelle Ballpassagen" hatte Löw gegen den 102. der FIFA-Weltrangliste gefordert und gewarnt: "Wir haben sie zu Hause 8:0 geschlagen, aber es ist kein Selbstläufer."

Can hatte zwar nach einer Hereingabe von Gündogan schon in der vierten Minute die erste Torchance, doch wirklich zu Herzen nahm sich die DFB-Elf die Worte ihres Trainers nicht. Reus versuchte, auf der "Zehn" das Offensivspiel zu ordnen, doch die Pässe waren ungenau.

Die Esten, die am vergangenen Donnerstag beim 0:0 in Weißrussland ihren ersten Punkt in der EM-Qualifikation geholt hatten, wurden in Überzahl mutiger: Karol Mets nutzte die Unordnung in der deutschen Hintermannschaft, schoss aber über das Tor (18.).

Löw wütete an der Seitenlinie und wurde auch in der zweiten Hälfte nicht ruhiger, als Gündogan innerhalb von sechs Minuten doppelt zuschlug. Werner machte eine Viertelstunde später alles klar.

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