FC Bayern München: Robert Lewandowski stoppt wohl nur ein kalter Entzug

Robert Lewandowski erzielte beim 6:0-Sieg der Bayern in Belgard vier Tore innerhalb von nur 14 Minuten.
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Robert Lewandowski hat beim 6:0-Sieg seines FC Bayern München bei Roter Stern Belgrad den schnellsten Viererpack der Champions-League-Geschichte geschossen. Es war das nächste Highlight seiner Rekordsaison.

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Es war eine der meist diskutierten Fragen vor diesem Spiel im Stadion Rajko Mitic: Wie lassen sich die so heißblütigen Fans von Roter Stern Belgrad zähmen? Die Antwort nach dem Spiel lautete: Es braucht dafür einfach nur einen Robert Lewandowski.

Als er in der 77. Spielminute ausgewechselt wurde, passierte nämlich Erstaunliches. Lewandowski trabte vom Platz, umarmte an der Seitenlinie Trainer Hansi Flick und nicht nur die Fans des FC Bayern, sondern auch die von Roter Stern applaudierten. Tatsächlich! Kein Hass, nur Respekt für seine Leistung.

Nachdem Leon Goretzka das 1:0 und bevor Corentin Tolisso das 6:0 schoss, erzielte Lewandowski Anfang der zweiten Halbzeit schließlich innerhalb von 14 Minuten und 32 Sekunden vier Treffer. Dabei waren ein verwandelter Elfmeter (53.), ein gedankenschnelles Gestocher (60.), ein Kopfball (64.) und ein Flachschuss nach Doppelpass (67.). Vier Tore, viele applaudierende Hände und noch mehr Rekorde. Der vielleicht prägnanteste: Es war der schnellste Viererpack der Champions-League-Geschichte.

Robert Lewandowski: "Süchtig danach, Tore zu schießen"

Lewandowski steht in dieser Saison nach 20 Einsätzen bei 27 Pflichtspieltoren und ist damit mit Abstand der treffsicherste Stürmer der Top-5-Ligen Europas. Auf Platz zwei folgt Ciro Immobile von Lazio Rom mit zehn Toren weniger. Für Lewandowski waren es die Pflichtspieltore 215 bis 218 für den FC Bayern, womit er an Karl-Heinz Rummenigge (217) vorbeigezogen ist und nun nur noch Gerd Müller (517) vor sich hat.

Lewandowski befindet sich seit Wochen in einem Torrausch, aus dem ihn wohl nur ein kalter Entzug holen würde. Das legt auch sein Post-Match-Tweet nahe. "Ich muss zugeben... Ich bin süchtig danach, Tore zu schießen", schrieb er. Seine Post-Match-Statements waren dagegen weniger eindrücklich. Worauf sein aktuell rauschartiges Toreschießen genau zurückzuführen ist, konnte oder wollte er nicht so genau erklären.

Bis er als letzter Spieler in der Mixed Zone sprach, hatten aber ohnehin schon alle andere über ihn gesprochen. Zum Beispiel Kapitän Manuel Neuer, der eine Eloge hielt: "Er ist komplett: Technisch gut, robust, im Sechzehner brandgefährlich. Er kann mit beiden Beinen abschließen, ist gut mit dem Kopf und spielt gute Pässe für den Nebenmann, die vom Timing her optimal sind."

Erst Robert Lewandowskis sechster Schuss landete im Tor

Zu diesem Qualitätenrepertoire hätte Neuer problemlos ergänzen können: Und geduldig ist er auch noch. Denn das bewies Lewandowski in Belgrad einmal mehr. Er schießt so lange unermüdlich weiter, bis er eben trifft. In der ersten Halbzeit hatte er den Fans von Roter Stern nämlich noch eher Grund für hämischen Applaus gegeben, als anerkennenden.

In der 7. Minute lief Lewandowski alleine auf Roter-Stern-Keeper Milan Borjan zu, schoss dann jedoch fast schon kläglich daneben. In der 42. traf er zwar, doch sein Jubel war zwecklos, denn Schiedsrichter Björn Kuipers verwehrte dem Treffer wegen eines Handspiels von Tolisso im Vorfeld richtigerweise die Anerkennung. Erst Lewandowskis sechster Schuss landete regelgerecht im Tor und ab diesem Zeitpunkt bis zu seiner Auswechslung jeder weitere auch.

Manuel Neuer: "Man will ihm fast keine Pausen gönnen"

13 Minuten musste er danach noch von der Bank mitansehen, wie andere schießen durften. Diesmal war es wohl schon ganz okay für ihn, die Show war ihm schließlich nicht mehr zu stehlen, der Applaus beider Fanlager nicht mehr zu nehmen und das Anrecht auf den Spielball hatte er sich längst erworben. Aber normalerweise macht er dieses Von-draußen-zuschauen nicht so gerne.

Abgesehen vom DFB-Pokal-Spiel beim VfL Bochum, als er zur Halbzeit eingewechselt wurde, und dem Bundesligaspiel gegen den 1. FC Köln, als er in der Schlussphase ausgewechselt wurde, spielte er in dieser Saison bisher immer durch. "Es sieht nach einem Rekordjahr aus und deshalb will man ihm fast keine Pausen gönnen", erklärte Neuer.

So fit und verletzungsresistent wie Lewandowski derzeit erscheint, braucht er aber offenbar auch gar keine Pausen - ja nicht einmal Trainingspausen. "Lewy arbeitet wahnsinnig professionell und macht immer wieder Sonntagsschichten", lobte Flick. Bis zur nächsten Sonntagsschicht nach dem Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen am Samstag (18.30 Uhr) bleibt noch Zeit für ein bis vier Tore.

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