Thomas Tuchel über das BVB-Attentat: "Bis heute spüre ich diese Gefahr nicht, in der wir uns befanden"

Von SPOX
Thomas Tuchel war Trainer von Borussia Dortmund, als ein Attentat auf den BVB-Mannschaftsbus verübt wurde.
© getty

Trainer Thomas Tuchel (47) hat in einem Interview mit dem Telegraph darüber gesprochen, wie er den Bombenanschlag auf den BVB-Mannschaftsbus im April 2017 verarbeitet hat. Außerdem sprach der Chelsea-Coach über seine Zukunft an der Stamford Bridge und eine möglichen Alkoholrausch nach dem Champions-League-Finale am Samstagabend gegen Manchester City (21 Uhr auf DAZN und im LIVETICKER).

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Am 11. April 2017 hatte ein Attentäter drei Sprengsätze gezündet, als sich der BVB-Bus auf dem Weg zum Champions-League-Heimspiel gegen die AS Monaco befand. Dabei wurden ein Polizist und der damalige BVB-Profi Marc Bartra verletzt. Tuchel war zu dieser Zeit Trainer in Dortmund.

"Es hat mich nicht so getroffen wie andere, das muss ich sagen", erzählte er nun im englischen Telegraph. "Bis heute spüre ich diese Gefahr nicht, in der wir uns befanden."

Er könne die Metallstifte, die überall an und im Bus steckten, immer noch vor dem inneren Auge sehen, verriet Tuchel: "Hoffentlich kommt es nicht eines Tages dazu, aber daran denke ich nicht, wenn ich in einen Bus steige oder durch eine Menschenmenge gehe. Warum auch immer. Ich warte nicht darauf, ich will auch nicht, dass es so kommt." Die Situation sei "absolut surreal" gewesen "und das ist sie bis heute".

Er habe seiner Frau damals eine Nachricht geschickt, dass es ihm gutgehe, sie habe mit seinem Berater daheim auf ihn gewartet. "Sie erzählt immer wieder, wie ich damals spät nach Hause gekommen bin", verriet Tuchel. "Sie waren natürlich alle sehr erschrocken und ich kam nach Hause und habe kaum darüber gesprochen, ein bisschen wie ein Roboter." Er habe noch am gleichen Abend das Champions-League-Spiel zwischen Barcelona und Juventus im Fernsehen geschaut. "Sie sagte: Das ist schon ein bisschen komisch."

Wirklich begriffen habe er die Situation erst tags darauf, als er erneut mit der Mannschaft zusammentraf. "Sie warteten in meinem Büro auf mich. Da habe ich es erst wirklich realisiert", so Tuchel. "Ich verstecke es vielleicht irgendwo in mir drin, aber es ist immer noch da." Aber das Erlebnis habe "nicht die gewaltige Wirkung gehabt, wie man vielleicht annehmen würde".

Tuchel sagte später auch gegen Täter Sergej W. aus, der im November 2018 wegen versuchten Mordes zu 14 Jahren Haft verurteilt wurde. "Er hat mir sogar ein bisschen leidgetan", gab Tuchel zu. "Ich fühlte nicht einmal Zorn im Sinne von: 'Wow, was hättest du anrichten können?'"

Tuchel über den Champions-League-Titel: "Werde betrunken sein"

Tuchel wurde auch danach gefragt, wie er einen möglichen Titelgewinn in der Königsklasse feiern würde. "Ich werde betrunken sein, denn das geht schnell bei mir, zwei Gin Tonic reichen völlig aus", scherzte er er. "Aber dann kann ich einen dritten und vierten trinken und fühle mich wieder ziemlich normal. Und vom fünften werde ich wieder betrunken."

Man werde richtig viel Spaß haben, betonte er. "Ich bin vielleicht nicht der Typ, der auf Tischen tanzt, aber ich werde überglücklich sein, wenn wir gewinnen sollten. Für mein Team, meine Mitarbeiter, die Familien und wenn ich daran denke, was es meiner eigenen Familie und den Menschen um mich herum bedeutet, bis hin zu meiner Großmutter."

Tuchels Vertrag bei den Blues ist lediglich bis 2022 datiert, im Januar hatte er für Klublegende Frank Lampard übernommen. Er könne sich auch eine Vertragsverlängerung vorstellen, sagte er. "Ich bin einfach nur glücklich, hier zu sein. Seit Mainz habe ich mich nicht mehr so wohlgefühlt. Es fühlt sich alles perfekt an."

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