Die Alternative Liste der Champions League, 3. Spieltag: Aus dem Molch den Menschen

Von David Kreisl
Allem in voran in Team Jesus: David Alaba.
© imago images / Poolfoto UCL

Die Welt blickt nägelkauend auf die Präsidentschaftswahl in den USA, wir lieber auf Blumen, Gesichter, Totenschädel. Und Frauen! Sonst: Alaba kriegt Post, Nagelsmanns Outfit enttäuscht und zum Schluss gibt's was Ekeliches. Kann Spuren von Donald Trump enthalten: Die Alternative Liste des 3. Spieltags.

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1. Lieber elfmal zu viel nachgefragt: Ob es denn aktuell überhaupt um Fußball gehen könne, fragte Sky-Moderator Sebastian Hellmann mit all der ihm gegebenen geopolitischen Einfühlsamkeit vor einer Schalte nach Österreich im Vorfeld des Spiels der Bayern in Salzburg - "bei der ganzen Alaba-Sache". Mhm. Kann man so machen. Muss aber auch nicht sein. Aber: Wenn der Wallraff von Unterföhring einmal Blut bei einem Thema geleckt hat, gibt's eben kein Halten mehr. Das weiß jetzt auch Hansi Flick, der nach einer kurzen Höflichkeitsfrage zu diesem kackenlangweiligen 6:2 gegen Salzburg grobgeschätzt elf hellmann'sche Fragen zu David Alaba vor den Latz geballert bekam. Dass der Bayern-Coach von Beginn an die Antworten verweigerte wie ein halbseitig gelähmtes Muli einen Steiloxer, war anscheinend egal. Ein herber Rückschlag für den deutschen Investigativjournalismus.

2. Geschätzt, nicht geguckt: Manche Fragen sind unangenehm. Müssen aber gestellt werden. Zum Beispiel diese hier: Ist Manchester United eine ernstzunehmende Fußballmannschaft? Seit Mittwoch Abend können wir die Frage guten Gewissens beantworten mit: Haha, natürlich nicht. War aber auch fies, in der Liga kurz vor den Abstiegsplätzen rumkrebsen, aber in der Schämpjongs Lieg PSG und RasenBallsport verprügeln. Da kann schon mal kurz Konfusion einsetzen. Die war zum Glück zügig weg, als United gegen Basaksehir nach zwölf Minuten in den Konter des Jahres lief: Uniteds letzte Linie in bester F-Jugend-Manier 20 Meter in Istanbuls Hälfte - Istanbuls Stürmer Demba Ba: an der Mittellinie. Ja, der Demba Ba. Mittlerweile 46 (geschätzt, nicht nachgeguckt) und Erzieler des ersten Champions-League-Tors in Basaksehirs Geschichte. Am Ende: Zwoeins Istanbul.

3. Ka-ga-wa Shinjiiii: Aber noch mal zurück zum Investigativjournalismus: So eine Recherche für die Alternative Liste führt einen auch oft weg von der schillernden Welt der Königsklasse in die eher obskuren und bizarren Ecken des Internetzes. Und befördert so manche Perle von unnützem Wissen oder fragwürdigem Entertainment an die Oberfläche, die es am Ende des Tages© leider nicht in die Liste schafft. Beispiel gefällig? Leo Bittencourts zweiter Vorname ist Jesus. Das haben wir bei der Recherche für Ausgabe Nummer eins gelernt (wie wir damals bei Werder Bremen gelandet sind - null Plan). Ausgabe zwei lehrte uns, dass in der Vorgängerband von Scooter neben H.P. Baxxter auch dessen Schwester Britt, also Britt Baxxter, gespielt hat. Fetzt, oder? Das kann man so auch auf der nächsten Party vortragen. Wenn Partys wieder erlaubt sind. Also 2024. Der große Schatz dieser Woche: Erinnert sich noch jemand an diesen Herrn?

4. Nicht der Dicke: Warum wir das so pompös breittreten? Weil das Studium der kompletten Videographie des YouTube-Channels KlausNeuhausMusik (es waren 165 Clips) am Ende wesentlich spannender war als Dortmunds Sieg gegen Brügge, der zu zwei Dritteln aus Auslaufen mit Ball bestand; gegen einen Gegner, dessen Versuche, selbst auch ein Tor zu schießen, von Wolle Fuss mit "fast putzig" recht treffend beschrieben wurden. Zwei Buden Haaland (hui!). Eine Bude Hazard (nicht der Dicke). Auch ohne den naturgedrosselten Vize-Capitano lief die Schose.

5. Person, woman, man, camera, TV: Es waren jene fünf Wörter, die sich Donald Trump merken konnte. Alle! In seinem Kopf! Davon berichtete er zumindest triumphal in einem Interview diesen Sommer, wie er bei einem kognitiven Leistungstest mal so richtig rasiert hatte. Person, woman, man, camera, TV. Ein Teufelskerl, wir mussten grade schon copypasten! Für die meisten war das weniger Ausdruck eines einwandfrei rechnenden Gehirns, sondern die nächste psychopathische Episode des Wahnsinnigen in Chief. Was viele aber nicht wissen: auch hierzulande werden solche Tests durchgeführt. Jörg Dahlmann zum Beispiel legte einen am Dienstag live im Fernsehen ab, als er ManCitys mit Tattoos zugepinselten Keeper Ederson erspähte und einfach mal anfing, zu erzählen. "Blumen", sah er. "Gesichter" auch. "Totenschädel", gefährlich! Oder "Engelsflügel". Und noch mehr. Am Ende sogar: "Frauen!" Souverän. Dahlmann 2024!

6. Post von Wagner: Lieber David Alaba,

Sie sind gläubiger Christ. In Jesus liegt Ihre Kraft, Sie glauben an Gott und seine Wunder. Gott hat aus dem Molch den Menschen gemacht und aus einem Österreicher den schwarzen Beckenbauer.

Gute Freunde kann niemand trennen. David kommt aus dem Hebräischen und bedeutet der Geliebte. Beim FC Bayern liebt man Sie. Eigentlich. Und trotzdem stehen Sie nun vor verschlossenen Türen.

Ich mag lieber offene Türen. Manchmal vergesse ich sogar, sie wieder zuzumachen. Haben Sie meinen Schlüssel?

Herzlichst

Ihr alternativer Franz-Josef Wagner

7. Die Handetasche muss lebendig sein: Widmen wir uns wieder den wichtigen Aspekten des Spieltags: Julian Nagelsmanns Outfit am Mittwochabend ließ den Mut zum Kontrast sowie die Extravaganz der Kluft aus dem Old Trafford vermissen. Leider! Und weil frei nach Bruce Darnell die Handetasche auch nicht wirklich lebendig war, gibt's diese Woche nur vier von sieben Kiraly-Hosen von der AL. Lobenswert aber, dass der Leipzig-Coach umgehend Besserung in Aussicht stellte: "Ich kann jetzt auch nicht jede Woche das Gleiche anziehen." Haben wir was vergessen? Ah ja, Leipzig hat gegen Paris Saint-Germain gewonnen. Die Einschüchterungstaktik, die halbe Mannschaft der Franzosen eine Stunde in einem Aufzug einzusperren, erwies sich als Geniestreich. Dass Neymar und Mbappe daheimblieben und sich die Pariser zu zwei Platzverweisen hackten, war aus Leipziger Sicht sicherlich auch nicht schädlich.

8. Schlaaaaaaaaaand: Bayern und Gladbach jeweils furiose sechs Hütten, Leipzig mit einem brutalen Comebacksieg gegen PSG, Schalke lang gewackelt, aber am Ende auch vier Kisten und der BVB souverän mit drei Toren und Punkten gegen Brügge - was für schwarz-rot-geile zwei Tage das für den deutschen Fußball-Feeen waren!

9. Lüger: Die größte Flunkerei des Spieltags tischte Jonas Friedrich auf, der in der Konferenz zu einem "meistens tiefenentspannten Frank Buschmann" abgab. Dieser kommentierte kurz später die Zeitlupenbilder des wegen Abseits zurückgepfiffenen 6:0 der Gladbacher mit "Oh, oh, oh, oh", dann mit "OH, OH, OH, OH", ehe er das Tor einfach selbst offiziell anerkannte und den Linienrichter mit einem nett gemeinten "Lass das Ding unten da oben!" zusammenbrüllte, sodass der im anderthalbtausend Kilometer entfernten Kiew noch kurz zusammenzuckte. Das Tor zählte dann übrigens echt. Weil bei den Fohlen irgendwie grade alles geht.

10. Beim Schiri drin: Wobei: fast alles. Christoph Kramer nämlich zeigte sich nach dem Match noch zuversichtlich, dass sein Sturm der Schiedsrichterkabine von Erfolg gekrönt war und Serdar Gözübüyük ihm das Gladbacher 2:0 gutschreiben würde. "War beim Schiri drin. War meiner", grinste der Weltmeister. Vielleicht hatte ihm da aber das Kurzzeitgedächtnis einen Streich gespielt, anstatt Kramers erstem Königsklassentor wird das 2:0 nämlich immer noch als Eigentor geführt. Tja, muss man sich eben nur mit dem 6:0 auswärts zufrieden geben. Und der Tabellenführung vor Donezk, Real und Inter. In der Reihenfolge. Man hat's nicht leicht im Leben.

11. Einfach Ekelich: Zwei Klaus-Neuhaus-Videos in einer Alternativen Liste - kann das gut gehen?! Wir schicken ein Bussi aufs Bauchi unserer lieben Sky-Kollegen und sagen: absolut!

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