FC Bayern schlägt Olympiakos Piräus: Flicks bestandene Pflicht vor der Kür

Von Dennis Melzer
Hansi Flick
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Der FC Bayern siegt gleichermaßen glanzlos und souverän mit 2:0 gegen Olympiakos Piräus. Ein Erfolg, der am Mittwochabend weitestgehend in den Hintergrund rückte.

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Es muss ein großer Stein gewesen sein, der Hansi Flick vom Herzen fiel. Hüpfend, beide Fäuste in Boris-Becker-Manier geballt, verlieh der Interimstrainer des FC Bayern seiner Freude Ausdruck, nachdem Robert Lewandowski (wer auch sonst?) eine Hereingabe von Kingsley Coman zum zwischenzeitlichen 1:0 veredelt hatte.

69 Minuten hatte der Nachfolger von Niko Kovac auf diesen Moment warten müssen. Obwohl die Münchner das Geschehen zu jedem Zeitpunkt im Griff hatten, gegen ein harmloses Olympiakos Piräus kaum etwas zuließen, was besorgniserregend gewesen wäre.

Die eigene Offensive hatte schlicht gelahmt, war bis dato nur allzu selten in richtig zwingende Situationen gekommen. Weil Ivan Perisic nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung in der Nachspielzeit aber dann endgültig alle Zweifel beseitigte, durfte Flick sich am Ende dennoch über ein gleichermaßen souveränes wie glanzloses 2:0 freuen.

Eine bestandene Pflichtaufgabe, die den Einzug ins Achtelfinale der Champions League besiegelte. Endlich wieder Grund zum Jubeln, nachdem vor allem in der vergangenen Woche das Chaos beim deutschen Rekordmeister Einzug erhalten hatte und zum einvernehmlichen Abschied Kovacs geführt hatte.

Dementsprechend sei die Situation für die Mannschaft und das gesamte Umfeld nach dem Trainerwechsel auch nicht einfach gewesen, gestand Flick im Anschluss an die Begegnung auf der Pressekonferenz. Nur wenige Tage hatte der ehemalige Co. von Bundestrainer Joachim Löw Zeit, um das demütigende 1:5 gegen Eintracht Frankfurt aus den Köpfen seiner Schützlinge zu bekommen.

Robert Lewandowski: Baby-News und Selbstkritik

"Natürlich", erklärte der 54-Jährige, sei "noch Luft nach oben, aber wir können mit dem Spiel heute zufrieden sein." Auch Lewandowski, der zunächst freudestrahlend in der Mixed-Zone verkündete, dass er und seine Frau Anna ihr zweites Kind erwarten, sagte mit Blick auf die derzeit unaufgeräumten Gegebenheiten: "Heute haben wir vieles besser gemacht, aber man kann nicht davon ausgehen, dass innerhalb von drei Tagen alles wieder so läuft wie gewünscht."

Außerdem übte der Torjäger vom Dienst Selbstkritik hinsichtlich des Kovac-Aus: "Wir müssen uns darum kümmern, was wir zuletzt falsch gemacht haben. Der Trainerwechsel ist auch unser Fehler, wenn der Trainer gehen muss, ist das eine Niederlage für die Mannschaft."

Wenger-Spekulationen werden offenbar konkreter

Insgesamt schienen sich die Protagonisten aber konsequent weniger auf die Vergangenheit, sondern vielmehr auf die nahe Trainer-Zukunft konzentrieren zu wollen - und diese heißt "bis auf Weiteres" Flick, wie Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach dem Duell mit Piräus im Bauch der Allianz Arena kryptisch verkündete, obwohl im Hintergrund bekanntermaßen die Suche nach einem neuen Übungsleiter längst auf Hochtouren läuft.

Vor allem ein Name schwebte an diesem Abend hartnäckig durchs Fröttmaninger Rund: Arsene Wenger, der ehemalige Trainer des FC Arsenal. Dieser sei - Informationen der Bild -Zeitung zufolge - bereit, sich mit der Rolle als Zwischenlösung bis zum Sommer abzufinden, ehe der FCB für die kommende Spielzeit einen jüngeren Trainer für sich gewinnen möchte. Demnach habe eine erste Kontaktaufnahme bereits stattgefunden, konkrete Gespräche sollen nach dem Bundesliga-Kracher am kommenden Samstag gegen Borussia Dortmund geführt werden.

Hasan Salihamidzic gibt sich wortkarg

Der Elsässer befeuerte die Gerüchte um eine Rückkehr an die Seitenlinie bei BeIn Sports indes: "Ich würde es nie ablehnen, mit Bayern München zu reden, denn ich kenne die Leute beim Verein schon seit 30 Jahren." Allerdings betonte Wenger: "Aktuell habe ich noch nicht mit ihnen gesprochen."

Weniger aussagefreudig zeigte sich hingegen Salihamidzic, der erklärte: "Wir lassen uns nicht unter Druck setzen, sondern werden in Ruhe eine Entscheidung treffen."

Zu den von den Reportern in den Ring geworfenen Namen wolle er keinen Kommentar abgeben, ebenso wenig wie zu einer angeblichen Absage von PSG-Trainer Thomas Tuchel. Selbst auf die Frage nach dem Anforderungsprofil des neuen Kandidaten für die Bayern-Bank gab sich der Bosnier wortkarg: "Er muss zur Mannschaft passen."

Dieses Kriterium trifft zumindest noch bis zur Länderspielpause in zwei Wochen offenbar auch auf Flick zu. Dieser sei Brazzo zufolge "im Moment der richtige Trainer für uns." Dass es - trotz der Hinhaltetaktik Salihamidzics in dieser Thematik - bei einem Kurzzeit-Engagement als Chef bleiben wird, ist dennoch klar.

Hansi Flick: Folgt gegen den BVB die Kür auf die Pflicht?

"Es ist eine Aufgabe für zwei Spiele", sagte Flick und schob nach: "Ich bin mir der Position bewusst und weiß, worauf ich mich einlasse." Eine seiner beiden Partien bestritt der Ex-Hoffenheimer bereits erfolgreich. Gegen den BVB soll nun die Kür folgen. "Es ist das zweite wichtige Spiel in dieser Woche, wir können ein weiteres Zeichen setzen. Ich freue mich auf das Duell mit Dortmund."

Nähme man den obligatorischen Triumph über den griechischen Meister als Maßstab, wie groß wäre wohl der Stein, der Hansi Flick im Falle eines Sieges im deutschen Klassiker vom Herzen fallen würde? Eine Felswand, hinter der er gleich darauf verschwinden könnte - um wieder in seine eigentliche Rolle als Assistent, raus aus dem Rampenlicht zu schlüpfen.

Um Platz zu machen für den (noch) unbekannten Schattenmann, der vielleicht 70 Jahre alt ist, mit väterlich anmutendem Erscheinungsbild daherkommt und Deutsch mit französischem Akzent spricht.

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