Manuel Neuer vermisst Passkultur beim FC Bayern München: "Jeder Pass muss eine Message haben"

Reklamierfinger statt -arm: Manuel Neuer beanstandet das Passspiel seiner Vorderleute.
© getty

Beim 3:2-Sieg bei Olympiakos Piräus musste Keeper Manuel Neuer von hinten mitansehen, wie den Offensivspielern des FC Bayern München wenig gelang - vor allem im Passspiel. Das stimmte ihn bedenklich.

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Exakt 612 Pässe hat der FC Bayern an diesem Dienstagabend im Karaiskakis-Stadion gepasst, doch Pass ist bekanntlich nicht gleich Pass und das war das Problem an der Sache. Sogenannte Traumpässe gab es nämlich kaum zu bestaunen. Und auch die anderen Kunstformen höchstens dann, wenn man ganz genau hinschaute: Hackenpässe, Schnittstellenpässe, Chippässe, diese Kategorie.

Stattdessen: haufenweise unspektakuläre Querpässe und Sicherheitspässe. 12,1 Prozent der Komplettsumme ließen sich sogar der verabscheuungswürdigsten Wesensform des Passes zuordnen, dem Fehlpass.

Woran das gelegen habe, wurde Kapitän Manuel Neuer nach dem Spiel gefragt. Neuer ist zwar Keeper und damit naturgemäß weit weg vom Passgeschehen; er ist aber auch Neuer und deshalb zumeist so weit vor seinem Tor, dass er das Passspiel seiner Kollegen noch gut beurteilen kann.

Zunächst brachte er die erwartbaren Klassiker, die Querpässe unter den Erklärungsphrasen sozusagen. "Konzentration und Wille" hätten gefehlt, analysierte Neuer, sagte dann aber noch: "Und vielleicht auch hundert Prozent Spaß auf dem Platz."

Teil zwei von Manuel Neuers Kampagne für mehr Passkultur

Kein Spaß auf dem Platz? Champions League, Flutlicht, ein ausverkauftes Stadion, ein Konkurrenzkampf, der so umkämpft ist, dass ein Thomas Müller beispielsweise zuletzt fünfmal in Folge nicht die Chance erhielt, von Beginn an zu passen. Da muss man doch eigentlich Spaß haben, wenn man auf dem Platz steht!

Dass dem offensichtlich nicht so war, konnte Neuer nicht ganz nachvollziehen: "Einen geilen Pass zu spielen, der ankommt, wo der Ball dann schnell weitergeht zum nächsten: Das muss einen mit Glück erfüllen." Regelmäßig mit solchem Glück erfüllt wurde aber kaum jemand vom FC Bayern, auch nicht die eigentlich begnadeten Passspieler Thiago und Philippe Coutinho, die in der offensiven Zentrale sehr enttäuschten.

Abschließend sagte Neuer noch die womöglich schönsten Sätze des Abends: "Jeder Pass muss eine Message haben. Deshalb kann man nicht einfach einen Pass spielen, um einen Pass gespielt zu haben."

Es war übrigens bereits Teil zwei von Neuers Kampagne für mehr Passkultur beim FC Bayern, ihm scheint das Thema wichtig zu sein. Schon nach dem 2:2 in Augsburg meinte Neuer: "Es war ein guter Platz heute. Man hätte wirklich tolle Passstafetten haben können." Hatte man aber nicht, in der Augsburger WWK Arena genau so wenig wie im Athener Karaiskakis-Stadion.

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