BVB muss "wieder reden": Verkennt Edin Terzic grundlegende Probleme?

Von Justin Kraft
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Borussia Dortmund verliert mit 2:3 gegen den 1. FC Köln und dreht sich wieder mal im Kreis. Wechselhaft, inkonstant, defensiv mit Problemen - auch Edin Terzic war angefressen, verkennt dabei aber womöglich trotzdem die Schwere der Herausforderung. Die Erkenntnisse zur Niederlage des BVB.

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Reden, reden, reden - in Dortmund ist mal wieder die Zeit für Aufarbeitung gekommen. Vor allem Edin Terzic zeigte sich angefressen nach der 2:3-Niederlage gegen den 1. FC Köln.

"Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt und konnten uns sehr viele Torchancen erspielen", analysierte der BVB-Trainer nach der Partie bei Sky: "Wir sprechen es in der Halbzeitpause an, dass es extrem wichtig sein wird, wie wir in die zweite Halbzeit starten. Dann bekommen wir gefühlt nach acht Sekunden die erste Ecke, weil wir nicht sauber sind am Ball, weil wir nicht bereit sind."

Man werde es wieder ansprechen, man werde erneut seine Lehren daraus ziehen: "Dann werden wir wieder darüber reden, dass wir eine Reaktion zeigen müssen und das endlich abstellen." Terzic war bedient. Aber er war vor allem wegen der schlechten Anfangsphase der zweiten Halbzeit bedient. Dabei haben sich die Probleme des BVB auch schon vorher angedeutet.

BVB: Werden Probleme verkannt?

"Wir treten immer wieder auf die Euphoriebremse, genau wegen Spielen wie heute", erklärte der 39-Jährige. Es trete wiederholt auf, dass Dortmund "Spiele, die wir komplett kontrollieren, einfach weggeben". Damit schob er einen Großteil der Verantwortung auf die Spieler.

Zu Recht war er unzufrieden über die 15 Minuten nach der Pause, in denen der BVB eine 1:0-Führung aus der Hand gab, weil er zu passiv und zu lethargisch agierte. Aber die Zufriedenheit über den ersten Durchgang lässt vielleicht auch tiefer blicken, als es Terzic selbst lieb wäre. Kontrolle, viele Torchancen, defensiv stabil - all diese Beschreibungen verwendete Trainer für die ersten 45 Minuten.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der BVB lange gebraucht hat, um Lösungen gegen den 1. FC Köln und sein gut organisiertes Pressing zu finden. Die Kölner machten das Zentrum mit ihrer Mittelfeldraute dicht, verschoben aber auch klug auf die Flügel, um den BVB dort unter Druck zu setzen. Das führte dazu, dass Dortmund aus eigenen Ballbesitzphasen so gut wie keinen gefährlichen Abschluss zustande brachte.

Borussia Dortmund schon im ersten Durchgang mit Problemen

Sehr gefährlich wurden die Schwarz-Gelben hingegen in offensiven Umschaltmomenten. Nach 27 Minuten eröffnete Donyell Malen die stärkste Phase seines Teams, als er aus guter Position scheiterte. Es folgten das Tor von Julian Brandt (31.) und ein weiterer Malen-Schuss. Alle drei Großchancen entstanden nach Ballverlusten der Kölner - beziehungsweise nach Ballgewinnen des BVB.

Statistisch gesehen hat Terzic also alle Zahlen auf seiner Seite, wenn er von einer guten Halbzeit mit klarer Überlegenheit spricht. Trotzdem war das Duell von Beginn an ausgeglichener, als es die Statistiken andeuten. "Wenn wir die erste Halbzeit sehen, dann finde ich, dass wir gute Aktionen hatten, wir haben den Ball aber nicht sicher zum Mann gekriegt", analysierte Kölns Trainer Steffen Baumgart hinterher: "Da hat man Dortmund dann eher im Konterspiel gesehen, weil wir sie eingeladen haben, weil wir es noch nicht sauber gespielt haben."

Die Probleme der zweiten Halbzeit waren auch schon in der ersten Halbzeit zu sehen. Allerdings haben Kölner diese dort noch nicht in der Form nutzen können, wie sie es im zweiten Durchgang getan haben.

Für den BVB ist es richtig und gut, sich mit der desolaten Phase nach dem Seitenwechsel zu beschäftigen. Noch richtiger wäre es, auch die ersten 45 Minuten kritisch zu betrachten.

Denn angesichts des Potenzials, das dieser Kader trotz aller Ausfälle hat, ist das Team in vielen Belangen zu risikoarm und zaghaft unterwegs. Das sollte nicht verkannt und auch nicht allein mit den fehlenden Spielern erklärt werden.

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