FC Bayern München - Kommentar zum dritten Bundesliga-Remis in Serie: Julian Nagelsmann muss aufhören, es allen recht zu machen

Von Tim Ursinus
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann rotierte gegen den VfB Stuttgart seine Elf durch.
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Der FC Bayern München hat in der Bundesliga zum dritten Mal in der Folge nicht die volle Punktausbeute geholt. Ein Trend, der nicht von ungefähr kommt. Es ist Zeit, dass der Rekordmeister den für deutsche Teams ehrlichsten Wettbewerb mit der nötigen Ernsthaftigkeit verfolgt - und das gilt auch für Trainer Julian Nagelsmann. Ein Kommentar.

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Obwohl die Bayern erst kurz vor Schluss den Gegentreffer zum 2:2-Endstand gegen den VfB Stuttgart kassierten, lässt sich am Ende nicht von Pech sprechen. Die Münchner nehmen die Bundesliga schlichtweg nicht ernst genug. Das untermauerte auch Thomas Müller mit seinen deutlichen Worten nach dem Spiel.

Genau genommen war die fehlende Seriosität schon rund eine Stunde vor Anpfiff, mit Verkündung der Startaufstellung, zu erkennen. Nagelsmann veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum Triumph im San Siro fünfmal freiwillig und einmal gezwungenermaßen (Kingsley Coman).

Klar, nach dem sicher anstrengenden Auftakt in der Champions League und mit Blick auf das Kracherduell mit dem FC Barcelona und Ex-Torgarant Robert Lewandowski ist es völlig normal, dass rotiert wird. Allerdings wirkt es schon beinahe so, dass Nagelsmann die Rotationsmaschine nur anwirft, damit er es gemacht hat. Oder anders gesagt: Der 35-Jährige will es allen recht machen.

Passend dazu hatte es unter der Woche Gerüchte gegeben, dass erste Spieler unzufrieden mit ihrer Spielzeit wären. Das Kriterium trifft beispielsweise auf Serge Gnabry zu, der gegen Stuttgart jedoch einmal mehr verdeutlichte, dass er völlig außer Form ist. Oder Neuzugang Noussair Mazraoui, der zuvor eigentlich gar keine Rolle gespielt hatte. Leon Goretzka hatte nach dem Spiel in Mailand schon selbst über die Startelf gesprochen. Die Folge der Rotation ist, dass Spieler wie Müller auf Positionen eingesetzt werden, auf denen sie fast schon fehl am Platz sind. Die Vergangenheit hatte schon oft genug gezeigt, dass ihm die Rolle ganz vorne nur bedingt liegt (kein Torschuss gegen den VfB, SPOX-Note: 4,5).

Bayern spielte zum dritten Mal in Serie Remis in der Bundesliga.
© Getty
Bayern spielte zum dritten Mal in Serie Remis in der Bundesliga.

Julian Nagelsmann: Fragwürdige Wechsel

Dass Nagelsmann auf der anschließenden Pressekonferenz von schlechter Chancenverwertung sprach, grenzt schon fast an einer Ausrede. Für die verlorenen zwei Punkte nach erneuter Führung trägt er selbst die größte Verantwortung. Es stimmt schon, die Bayern ließen massig Überzahlsituationen, die eigentlich für zwei oder drei Spiele reichen, ungenutzt. Ist es aber zwingend notwendig, die Rotationsmaschine - abgesehen von Leroy Sané (61.) - beim engen Spielstand von 2:1 ein weiteres Mal anzuschmeißen?

Wieso ersetzt Mazraoui in Josip Stanisic (61.) ein Ersatz den anderen? Warum kommt der für die vielen Kontersituationen deutlich zu langsame Eric Maxim Choupo-Moting (69.) ins Spiel? Wie hilft ein nicht für seine defensiven Wundertaten bekannte Ryan Gravenberch (81.) dabei, nichts mehr anbrennen zu lassen? Drei mehr als fragwürdige Wechsel.

Die Einwechslung von Sadio Mané in der 81. Minute unterstreicht wiederum die These, dass auch ja jeder Star auf seine Einsatzzeit kommen soll. Den Trainingsanzug nicht ausziehen durften dafür der zuletzt so souveräne Benjamin Pavard und Zweikampfmonster Lucas Hernández. Beide üben bekanntlich den Beruf Verteidiger aus, den man in engen Spielen schon mal gebrauchen kann.

FC Bayern gegen Barça wieder im Zerstörungsmodus?

Trotzdem ist es alles andere als unwahrscheinlich, dass die Bayern am Dienstag gegen Barça wieder in den - natürlich in absoluter Topbesetzung - Zerstörungsmodus umschalten.

Und dieser ist auch notwendig, wie der sichtlich unzufriedene Sportvorstand Hasan Salihamidzic in der Mixed Zone sagte: "Das war zu wenig heute. Wir müssen zwei Gänge raufschalten, für Barcelona drei."

Was dann am darauffolgenden Samstag in Augsburg passiert, steht hingegen auf einem anderen Blatt. Es ist eben alles eine Frage der Wertigkeit.

FC Bayern: Die Ergebnisse seit den englischen Wochen

TerminWettbewerbGegnerOrtErgebnis
27. AugustBundesligaBorussia MönchengladbachHeim1:1
31. AugustDFB-PokalViktoria KölnAuswärts5:0
3. SeptemberBundesligaUnion BerlinAuswärts1:1
7. SeptemberChampions LeagueInter MailandAuswärts2:0
10. SeptemberBundesligaVfB StuttgartHeim2:2
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