Robert Lewandowski will den FC Bayern München verlassen: Das Duell ist eröffnet

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Robert Lewandowski hat beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg sein 343. Tor für den FC Bayern München geschossen und sich zum siebten Mal die Torjägerkanone gesichert. Viel wichtiger aber: Der 33-jährige Stürmer hat öffentlich ein Duell mit seinem Arbeitgeber FC Bayern München angezettelt.

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Als sich Robert Lewandowski zum vielleicht letzten Mal im Trikot des FC Bayern den Münchner Fans zeigte, da lief in der Wolfsburger Arena lustigerweise gerade das Fliegerlied. "Und fliegt a Flieger vorbei. Dann wink' ich zu ihm rauf: 'Hallo Flieger!'", grölten die Wolfsburger Fans, die sich über ein 2:2 gegen den alten, neuen und wohl auch ewigen Meister freuten.

Lewandowski spielt seit 2014 für den FC Bayern, dank etlicher Wiesn-Besuche ist ihm der durchaus eingängige Text des "Fliegerlieds" sicherlich bestens bekannt. Womöglich hat er beim Mitsummen an seinen eigenen Abflug vom FC Bayern gedacht, an den Flieger, dem er nicht nur "Hallo" sagen will, sondern den er so schnell wie möglich besteigen will: Und zwar den weg aus München, dem Vernehmen nach am liebsten zum FC Barcelona.

Das 2:2 ausgegangene Fußballspiel zwischen Wolfsburg und dem FC Bayern geriet am Samstagnachmittag vollkommen in den Hintergrund. Das lag einerseits an der Tabellen-Konstellation: Für beide Mannschaften ging es um nichts mehr, der FC Bayern steht schon seit drei Wochen als Meister fest. Vor allem aber lag es an den Entwicklungen um den seit Jahren gefährlichsten Stürmer der Mannschaft, der seinen Arbeitgeber nach dem Abklingen des Fliegerlieds öffentlich zum Duell herausforderte.

Lewandowskis und der FC Bayern: Es wird einen Sieger geben

"Gut möglich, dass es mein letztes Spiel für den FC Bayern war", verkündete Lewandowski bei der Streaming-Plattform Viaplay. Damit bestätigte er höchstpersönlich, worüber in München seit Tagen gemunkelt wurde - und tätigte gleichzeitig eine durchaus steile Ankündigung. Die Entscheidung darüber, ob er in der nächsten Saison noch beim FC Bayern spielt, liegt nämlich mitnichten in seinen Händen.

Lewandowski ist vertraglich bis 2023 gebunden, einem vorzeitigen Abschied müsste sein Arbeitgeber zustimmen. Dieser verweist aber bei jeder Gelegenheit über sämtliche leitende Angestellten auf eine ordnungsgemäße Erfüllung dieses Arbeitspapiers. Sportvorstand Hasan Salihamidzic betonte vor dem Spiel in Wolfsburg erneut: "Unsere Haltung ist klar." Keine Spur von einem "gut möglichen" Abschied.

So unmissverständlich wie beide Seiten in Wolfsburg ihre Ansicht auf die Lage kommunizierten, steht fest: Am Ende gibt es bei diesem Duell einen Sieger und einen Verlierer. Wenn der FC Bayern am Fahrersitz nicht einknickt, dann müssen sich der Sieger und der Verlierer noch ein Jahr miteinander arrangieren.

Bei einem Einknicken würden die Münchner Verantwortungsträger zwar gewissermaßen ihr Gesicht verlieren, aus wirtschaftlichen und Kader-hygienischen Gründen würde es aber womöglich Sinn ergeben. Anders als nächsten Sommer ließe sich für Lewandowski in diesem noch eine Ablöse generieren. Ein mit seiner Situation unglücklicher Spieler ist darüber hinaus selten förderlich für die Atmosphäre in einer Mannschaft.

Robert Lewandowskis Verhalten schrie nach Abschied

Lewandowskis Verhalten in Wolfsburg suggerierte unterdessen, dass er fest mit einem Einknicken des FC Bayern rechnet. Es war siegesgewiss, es schrie förmlich nach Abschied. Als erster Spieler eilte er nach dem Abpfiff zum Fanblock des FC Bayern.

Er applaudierte den Fans, sie jubelten ihm zu - so wie sie es später am Abend auch beim Fan-Fest am Nockherberg taten, wo Salihamidzic unterdessen ausgebuht wurde - und in den Augenwinkeln Lewandowskis war das eine oder andere Tränchen zu sehen. Immer wieder winkte er emotional berührt Richtung Tribüne wie einer winkt, der zum letzten Mal winkt.

Bald kamen seine Mitspieler, applaudierten und winkten ein bisschen mit und gingen wieder. Lewandowski aber blieb. Vor dem Fanblock bekam er noch zum insgesamt siebten und fünften Mal hintereinander die Torjägerkanone überreicht. Zuvor hatte er zum zwischenzeitlichen 2:0 getroffen, es war sein 35. Bundesliga- und 50. Pflichtspieltor in dieser Saison.

Beendet hat Lewandowski das Spiel übrigens als Kapitän, weil Trainer Julian Nagelsmann den nominellen Spielführer Manuel Neuer in der Schlussphase für den jungen Christian Früchtl ausgewechselt hatte.

Lewandowski-Abgang: Nagelsmann sieht "Anreiz"

Nach dem Spiel verwies Nagelsmann nochmal eindringlich auf Lewandowskis bis 2023 gültigen Vertrag. Den dann feststehenden Abschied des Stürmers kommentierte er eher kühl. Vor allem sehe der Trainer nun "den Anreiz, in der nächsten Saison einen neuen Stürmer zu suchen, der Lewy nach der nächsten Saison ersetzen kann. Das ist der Job, den wir zu tun haben. Da ist wenig Raum für Trauer. Man muss versuchen, das beste für die Zukunft zu machen."

Als mögliche Nachfolge-Kandidaten gehandelt werden unter anderem Sasa Kalajdzic (VfB Stuttgart), Sadio Mane (FC Liverpool), Patrik Schick (Bayer 04 Leverkusen) und Sebastien Haller (Ajax Amsterdam).

Für den FC Bayern ist Lewandowskis selbstgewählter Abschied übrigens Neuland: Bei allen vorherigen Stammstürmern dieses Jahrtausends hatte der Klub aktiv entschieden, wann es einen neuen Impuls an vorderster Front brauche. Giovane Elber ging 2003, weil Roy Makaay kam. Der Niederländer wurde 2007 durch Luca Toni und Miroslav Klose ersetzt. 2009 folgte Mario Gomez als neuer Stammstürmer, drei Jahre später Mario Mandzukic. Er wurde 2014 schließlich an Atletico Madrid verkauft, um Platz zu schaffen für Lewandowski.

Seitdem stellte er alle seine Vorgänger in den Schatten: In 374 Pflichtspielen erzielte Lewandowski 343 Tore, die zweitmeisten nach Gerd Müller (523). Weitere kommen nur dazu, wenn er das in der Wolfsburger Arena final angezettelte Duell mit seinem Noch-Arbeitgeber verliert.

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