FC Bayern München - Flicks Jugend-forscht-Projekt gegen Union Berlin: Nianzou bei Comeback im Pech, Extra-Lob für Stanisic

Von Dennis Melzer
Tanguy Nianzou feierte beim 1:1 gegen Union Berlin nach langer Verletzungspause sein Comeback für den FC Bayern München.
© Getty

Beim 1:1 gegen Union Berlin (die Highlights im Video) dürften sich beim FC Bayern München etliche Youngster beweisen. Wie haben sich die Talente geschlagen?

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Bayern-Trainer Hansi Flick hatte im Vorfeld des Bundesliga-Spiels gegen Union Berlin mit personellem Aderlass zu kämpfen, gleich mehrere Stützen standen dem Coach nicht zur Verfügung.

Da bereits am Dienstag das wichtige Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Paris Saint-Germain ansteht, versuchte Flick, die meisten seiner noch verbliebenen Stammspieler außerdem zu schonen.

Das Resultat der Rotation: Mit Josip Stanisic, Tiago Dantas, Christopher Scott und Tanguy Nianzou erhielten gleich vier Akteure ihre Chance, die - anders als beispielsweise Torschütze und Top-Talent Jamal Musiala - bis dato hintendran oder ausschließlich in der FCB-Zweitvertretung zum Einsatz gekommen waren.

Wie haben sie sich geschlagen?

Josip Stanisic

Erst vor wenigen Tagen feierte Josip Stanisic seinen 21. Geburtstag, am Samstagnachmittag profitierte er von der Verletzungswelle, die den deutschen Rekordmeister jüngst überrollt hatte. Die angespannte Personallage bei den Bayern verschaffte dem Youngster seinen ersten Einsatz für die Bundesliga-Mannschaft.

Stanisic, der viele Jahre in der Jugend von 1860 München ausgebildet wurde und später für anderthalb Spielzeiten beim SC Fürstenfeldbruck anheuerte, wurde 2017 vom FC Bayern zurück in die Landeshauptstadt gelotst. Normalerweise läuft der Deutsch-Kroate für die FCB-Zweitvertretung auf, beackert vornehmlich die rechte Defensivseite beim amtierenden Drittligameister, einige Einsätze als Innenverteidiger stehen ebenfalls zu Buche.

Bei seinem Debüt in Deutschlands Beletage bekleidete Stanisic die Linksverteidigerposition, da die etatmäßigen Linksverteidiger Alphonso Davies (Rotsperre) und Lucas Hernandez (Probleme mit der Bauchmuskulatur) zum Zusehen gezwungen waren.

Der Bundesliga-Neuling löste seine Aufgabe gegen Berlins Marius Bülter über weite Strecken sehr ordentlich, schätzte im ersten Durchgang lediglich eine Hereingabe von Keita Endo falsch ein, sodass sein Dauerkontrahent in aussichtsreicher Lage zum Kopfball kam (23.). Ansonsten behielt Stanisic in seinen zahlreichen Luftduellen (7, Top-Wert bei Bayern) überwiegend die Hoheit (71,4 Prozent), mit einer Gesamt-Zweikampfquote von 70 Prozent verbuchte er den zweitbesten Wert aller Münchner, nur Jerome Boateng kam bis zu seiner Auswechslung auf eine noch bessere Quote (80 Prozent).

Im Offensivspiel zeigte sich Stanisic hingegen eher verhalten. Seine Ausflüge in die Tiefen der gegnerischen Hälfte hielten sich in Grenzen, vertikale, risikoreiche Pässe waren nicht zu beobachten. Stattdessen beschränkte er sich auf Sicherheit (Passquote 91,5 Prozent), nahm Manuel Neuer ein ums andere Mal mit oder suchte seinen Nebenmann Javi Martinez.

Obwohl er beim späten Ausgleich durch Marcus Ingvartsen einen ganz kleinen Schritt zu spät kam, erhielt der Debütant ein Sonderlob von seinem Trainer: "Stani hat für mich auch ein sehr gutes Spiel gemacht", sagte Flick auf der anschließenden Pressekonferenz. "Er war sehr ballsicher, selbstbewusst und hat vor allem im Kopfballspiel gezeigt, was er kann."

Tatsächlich ein gelungener Einstand und ein solides Empfehlungsschreiben für weitere Einsätze.

Tiago Dantas

"Hansi Flick mag Tiago sehr, aber nicht nur er hat sich für den Transfer stark gemacht", sagte ein Sprecher der portugiesischen Berateragentur Sportsbloom, die Tiago Dantas betreut, im Gespräch mit SPOX und Goal Anfang des Jahres. Er ergänzte: "Es war der gemeinschaftliche Wunsch des FC Bayern, den Spieler zu verpflichten."

Grund für die Nachfrage und die anschließende Rechtfertigung waren Medienberichte, wonach Dantas am vereinseigenen Campus kritisch gesehen werde und in München keine langfristige Zukunft habe. Flick selbst hatte emotional auf derlei Berichte reagiert, seinem Wunschspieler attestiert, dass dieser beim Training stets engagiert bei der Sache sei, sein "Bestes" gebe.

Trotz des Lobes reichte es für den jungen Portugiesen bislang offensichtlich nicht, nur einen Kurzeinsatz beim 5:1 gegen den 1. FC Köln gewährte Flick dem Mittelfeldmann. Gegen die Eisernen durfte Dantas erstmals von Beginn an für die Profis ran, der 20-Jährige sollte den verletzten Leon Goretzka neben Joshua Kimmich ersetzen.

66 Minuten lang bemühte sich Dantas, seiner Aufgabe als Zentrumsspieler gerecht zu werden. Er rannte, bot sich an, zeichnete für die eine oder andere Ecke verantwortlich, wollte Akzente setzen. Einmal sorgte der U-Nationalspieler für Aufsehen, als er einen sehenswerten Schnittstellenpass auf den durchgestarteten Eric Maxim Choupo-Moting spielte, der jedoch nicht an Union-Keeper Andreas Luthe vorbeikam (17.).

Darüber hinaus fiel Dantas aber nicht weiter auf, das Spiel lief weitestgehend an dem kleinen Edeltechniker vorbei, nach Choupo-Moting (18) und dem zur Pause ausgewechselten Kingsley Coman (22) kam er auf die wenigsten Ballaktionen aufseiten der Hausherren (32). Immerhin: Obgleich die physischen Unzulänglichkeiten durchaus zutage traten, entschied Dantas die Hälfte seiner direkten Duelle für sich.

Flick hatte im Großen und Ganzen ein ordentliches Startelf-Debüt gesehen. Dantas habe seine Sache "gut gemacht" und sei "immer anspielbar und sehr präsent" gewesen. Allerdings muss der schmächtige 1,70-Meter-Mann unbedingt an seiner Athletik feilen.

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