BVB verpasst wohl die Champions League: Eine kommentierende Analyse zu Borussia Dortmund

Der BVB hat gegen Frankfurt verloren.
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Nach der 1:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die kommende Champions-League-Saison erstmals seit 2015 ohne Beteiligung von Borussia Dortmund stattfinden wird. Eine kommentierende Analyse zu den Brennpunkten beim BVB. (Hier geht es zu den Spiel-Highlights)

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BVB-Trainerwechsel verpufft - die Mannschaft ist zu schwach

Würde man die Fernsehbilder dieser Saison zusammenschneiden, die BVB-Sportdirektor Michael Zorc enttäuscht auf seinem Platz auf der Bank zeigen, hätte man mittlerweile ein ordentliches Potpourri an Szenen beisammen. Auch am Samstag bei der bitteren Pleite gegen Frankfurt sah man ihn hadern. Anschließend sagte er: "Wir haben uns das heute ganz anders vorgestellt. Ich habe eine bessere Leistung erwartet, als wir am Ende gebracht haben. Wir müssen eingestehen, dass die Leistung nicht so war, dass wir das Spiel hätten gewinnen müssen."

Dem Sportdirektor ist nicht zu widersprechen. Man konnte von der zweitteuersten Mannschaft der Liga schon häufiger in dieser Saison eine bessere Leistung erwarten, eigentlich ziemlich häufig sogar. Es liegt freilich eindeutig auch in Zorcs Verantwortungsbereich, dass man einen guten Monat vor Saisonende konstatieren muss: Das Team der Borussia ist zu schwach, um sich für die Champions League zu qualifizieren.

Dortmund steht mit zehn Niederlagen nach 27 Spielen da, beinahe 40 Prozent aller Begegnungen gingen verloren. Man muss nun nicht auf die direkte Konkurrenz aus Wolfsburg und Frankfurt schauen (je drei Pleiten), um festzuhalten, dass es mit einer derartigen Bilanz nicht für die Königsklasse reicht. In zehn Partien der Rückrunde holte man nur magere 14 Punkte.

BVB-Kader ist unausgegoren zusammengestellt

Damit ist der Trainerwechsel zu Edin Terzic endgültig verpufft, der zwar ergebnistechnisch ein kurzes Zwischenhoch mit nur einer Niederlage aus acht Pflichtspielen und dem Einzug ins Champions-League-Viertelfinale verbuchte. Einen fußballerischen Umschwung bekam er aber nicht hin. Tabellarisch hat dies die Auswirkung, dass Dortmund jetzt einen um fünf Punkte größeren Rückstand auf CL-Rang vier aufweist als bei der Entlassung von Lucien Favre im Dezember.

Dass auch Terzic nicht mehr aus der Truppe herausholen kann wie zuletzt Favre, lenkt den Fokus auf den Kader und somit wieder auf Zorc. Der BVB-Kader spiegelt die Wankelmütigkeit vieler Dortmunder Auftritte wider, denn er ist unausgegoren zusammengestellt.

Gerade gegen Mannschaften, die eine stabile oder erfolgreiche Saison spielen, zeigt sich, dass der BVB weniger Team als vielmehr eine Ansammlung potentiell guter Einzelspieler ist, der eine gemeinsame Struktur fehlt. Die Westfalen glänzen meist dann, wenn sich die hohe individuelle Qualität einzelner Spieler durchschlägt. Gemeinsam erarbeitete Teamerfolge, in der alle Mannschaftsteile harmonisch aufeinander abgestimmt sind und ein klarer Plan in Ballbesitz zu erkennen ist, sind eher Ausnahme statt Regelfall.

Formschwankungen durchziehen Dortmunds Saison

Zudem haben es weder Favre noch Terzic in der laufenden Spielzeit geschafft, die vielen Formschwankungen gerade der routinierten Akteure in den Griff zu bekommen. Dazu gesellen sich die in einem physisch ohnehin extrem anspruchsvollen Jahr absehbaren Leistungseinbrüche der zahlreichen Youngster, die in ihrem jungen Alter natürlich noch keine Konstanz über mehr als 30 Pflichtspiele auf den Rasen bekommen.

Und so kommt dann sehr viel Ungutes zusammen: Der BVB tauschte neben dem Trainer auch die langjährige Nummer eins im Tor aus, es fehlt ein zweiter stabiler Innenverteidiger neben Mats Hummels, die rechten und linken Außenverteidigerpositionen sind zu schlecht besetzt, Kapitän Marco Reus steht neben sich, es fehlt seit längerer Zeit ein zweiter Stürmer von Format und die Bank ist zu dünn und jung besetzt, um besonders in kritischen Situationen hilfreiche Impulse zu liefern.

Beim "Endspiel" um die Königsklasse versuchte man mit den Einwechslungen von Ansgar Knauff (zweites Bundesligaspiel), des bislang wenig produktiven Reinier und eines Giovanni Reyna in der Formkrise, den Sieg zu erreichen. Ein kreativer Spieler wie Julian Brandt stellte offensichtlich keine Option dar, neben ihm auf der Bank saßen drei gelernte Rechtsverteidiger. Neben dem desillusionierten Zorc wäre das ein weiteres geeignetes Sinnbild der Dortmunder Saison.

BVB-Torjäger Erling Haaland ist bei internationalen Topklubs sehr begehrt.
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BVB-Torjäger Erling Haaland ist bei internationalen Topklubs sehr begehrt.

BVB: Die kommenden Partien von Borussia Dortmund

TerminWettbewerbGegnerHeim/Auswärts
06.04.2021Champions LeagueManchester CityA
10.04.2021BundesligaVfB StuttgartA
14.04.2021Champions LeagueManchester CityH
18.04.2021BundesligaWerder BremenH
21.04.2021Bundesliga1. FC Union BerlinH