BVB verliert trotz Führung beim FC Bayern: Die süßeste aller Pleiten

Der BVB hat zum siebten Mal in Folge beim FC Bayern verloren.
© getty

Borussia Dortmund verliert beim 2:4 zum siebten Mal in Folge beim FC Bayern München. Es hätte aber schlimmer kommen können - denn am Ende zählt für den BVB nur eines. (Hier geht es zu den Highlights des Spiels)

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Am Ende war dann doch alles wie immer: Borussia Dortmund verlor auch das siebte Spiel in Folge in München, in den vergangenen sechs Duellen beim Rekordmeister fing sich der BVB stets mindestens vier Tore (28 insgesamt). Selbst der Beginn des Spiels verlief nach dem üblichen Muster, Dortmund kommt nämlich meist gar nicht so schlecht in die Partie und auch zu der einen oder anderen Gelegenheit.

Einziger Unterschied war diesmal, dass Erling Haaland zwei dieser frühen Torchancen tatsächlich auch im Kasten versenkte. Es sollten zwar für lange, lange Zeit die letzten Torschüsse der Borussia gewesen sein, doch in den ersten 20 Minuten bekam man tatsächlich das Gefühl, als ginge die Begegnung nicht den gewohnten Gang.

Vielleicht lag es ja am leicht veränderten Charakter des Spiels. Bayern gegen Dortmund war diesmal kein direktes Titel-Duell mehr - und prompt zeigte der BVB in München von Beginn an geschlossen die richtige Körperspannung und die (aggressive) Haltung, die es schlicht benötigt, um dort etwas zu holen. Die 70 Minuten und lediglich zwei weitere Dortmunder Torschüsse, die dann noch folgten, sollten allerdings recht schnell aufzeigen, dass auch das wenig nutzt, wenn der FCB einmal ins Rollen kommt.

So muss man aus Sicht der Westfalen am Ende festhalten: Ohne Raphael Guerreiro und Jadon Sancho, zwei der vier wichtigsten Spieler, dazu eine halbe Stunde lang ohne den angeschlagenen Haaland und stattdessen in Steffen Tigges mit einem Spieler, der eigentlich in der 4. Liga aufläuft, schlug sich der BVB recht wacker. Zwar hätten die Bayern ihre beiden späten Siegestreffer schon früher erzielen können, doch sie waren absehbar, da Dortmunds personell arg dezimierte Elf in der letzten halben Stunde nicht mehr die nötige Qualität für ein solches Spitzenspiel mitbrachte.

BVB und die süßeste aller Pleiten beim FC Bayern

Es kommt nun auf den richtigen Blick an, um die Niederlage zu bewerten. Denn die Pleite brachte durchaus verheerende Statistiken hervor: Dortmund verlor nun vier der vergangenen fünf Bundesliga-Gastspiele, das sind jetzt schon mehr als im kompletten Jahr 2020 (3). Auch neun Saisonniederlagen gab es in in den letzten zwölf Spielzeiten nur einmal, im finalen Jahr von Jürgen Klopp 2014/15 (damals sogar elf nach 24 Partien). Zudem bleibt die Bundesligabilanz von Interimstrainer Edin Terzic kein Ruhmesblatt - nur 20 Punkte aus 13 Duellen ist die schwächste Bilanz beim BVB seit Bert van Marwijk 2004 (14 Punkte).

Doch es war zweifelsfrei die süßeste aller Pleiten, die die Westfalen in den vergangenen Jahren in München ereilten. Tabellarisch hat die Borussia nämlich im Kampf um die Champions-League-Qualifikation kaum Boden verloren und das war angesichts der Spiele von Wolfsburg (beim Elften Hoffenheim) und Frankfurt (gegen den Zehnten Stuttgart) nicht gerade zu erwarten. Zwar rutschte der BVB auf Rang sechs ab, auch der Rückstand zur viertplatzierten Eintracht ist nun vier und nicht mehr drei Zähler groß - doch es hätte eben schlimmer kommen können.

Die frühen Auswechslungen von Haaland und Marco Reus am Samstagabend waren freilich auch der hohen Belastungen geschuldet, sie erfolgten jedoch zugleich mit Blick auf die Partie am Dienstag in der Königsklasse gegen Sevilla. Nach dem 3:2-Hinspielsieg stehen die Chancen gut, unter die letzten Acht zu kommen und damit auch die arg in Mitleidenschaft gezogenen Kassen noch mehr klingeln zu lassen.

Für den BVB zählt vor allem die CL-Qualifikation

Auch im DFB-Pokal hat Dortmund Großes vor und ist nur noch zwei Siege vom Titelgewinn entfernt. Das Abschneiden im Pokal sowie in der CL werden bei der Bewertung der gesamten Saison sicher von Bedeutung sein, doch das volle Augenmerk angesichts des Tabellenstandes muss in erster Instanz der Bundesliga gelten. Die Borussia muss sich zwingend für die Champions League qualifizieren: In der angespannten Corona-Krise vor allem aus finanziellen Gründen, doch es geht hier auch um das Renommee des Klubs und die Wirkung nach innen auf die eigenen sowie nach außen auf mögliche neue Spieler.

Das Duell um die Plätze drei und vier ist ein Vierkampf, Leverkusen hat sich durch den Sieg beim kommenden BVB-Trainer Marco Rose in Gladbach zurückgemeldet und Dortmund überholt. Man darf bei den Schwarzgelben trotz Terzics magerem Punkteschnitt im Oberhaus allerdings wieder optimistisch nach vorne blicken.

Der BVB hat noch alle drei Kontrahenten vor der Brust, Frankfurt in vier Wochen und Leverkusen am letzten Spieltag zudem zu Hause. Dazu hat man nun bis zur Länderspielpause Ende März mit Hertha BSC und Köln zwei Gegner vor der Brust, die besiegt werden sollten. Auch der VfL (Schalke und Bremen) und Bayer (Bielefeld und Hertha) bekommen es dann mit machbaren Kontrahenten zu tun, Frankfurt gastiert nächste Woche jedoch in Leipzig.

Dortmunds Form spricht für das Erreichen des Minimalziels

Von einer frühzeitigen Entscheidung sollte jedoch keines der beteiligten Teams ausgehen, das Rennen wird gewiss bis zum Schluss andauern. Doch wie es für den Moment und trotz der Pleite in München aussieht, spricht Dortmunds Form der letzten Spiele für das Erreichen des wichtigen Minimalziels. Der BVB agiert mittlerweile im Verbund konstanter und blieb zuletzt drei Partien in Serie ohne Gegentor.

Die Prognose von Mats Hummels, der nach dem 2:2 gegen Hoffenheim vor drei Wochen "zu 100 Prozent" davon überzeugt war, dass man den "aktiveren und aggressiveren Stil gegen den Ball" in dieser Saison noch zu Gesicht bekommen werde, scheint einzutreffen. Das traditionelle Null-Punkte-Spiel in München dürfte die Borussia jedenfalls nicht nachhaltig vom eingeschlagenen Weg abbringen.

BVB: Die kommenden Spiele von Borussia Dortmund

TerminWettbewerbGegnerHeim/Auswärts
09.03.2021Champions LeagueFC SevillaH
13.03.2021BundesligaHertha BSCH
20.03.2021Bundesliga1. FC KölnA
3.4.2021BundesligaEintracht FrankfurtH