Julian Brandt vom BVB im Interview: "Es geht ja nicht um den Trainer"

Von Max Schrader
Hertha BSC, Borussia Dortmund
© Getty

Borussia Dortmund hat in Unterzahl mit 2:1 bei Hertha BSC gewonnen und damit BVB-Trainer Lucien Favre Luft verschafft. Nach dem Sieg in Berlin sprach Julian Brandt in der Mixed Zone des Olympiastadions mit der Presse.

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Im Interview äußert sich Brandt zum Kampf in Unterzahl, zur starken Anfangsphase und der Diskussion um Favre.

Herr Brandt, der BVB hat den zweiten Auswärtssieg der Saison gefeiert und mit 2:1 bei Hertha BSC gewonnen. War das heute der erwartet harte Kampf, gerade in Unterzahl nach dem Platzverweis für Mats Hummels?

Julian Brandt: In der zweiten Halbzeit auf jeden Fall, da wurde es natürlich härter. Ich finde, mit dem 2:1 kam das ein bisschen. Hertha hatte eigentlich keine Chance, dann hält jemand den Fuß rein und schon wird alles wilder. Als wir dann vor der zweiten Halbzeit die Gelb-Rote Karte bekommen haben, wussten wir, dass wir nicht mehr so viel Ballbesitz haben werden. Wir haben uns dann gut reingestellt, vor allem mit Zagadou. Der hat sich körperlich voll dagegen gestellt. Das Spiel war wichtig für die Köpfe der Mannschaft. Man weiß jetzt, dass man es schafft, so ein Ergebnis zu halten, auch wenn man einer weniger und die Situation schwierig ist.

Sie sprechen das Mentale an: Wie wichtig ist ein solch dreckiger Sieg in der aktuellen Situation?

Brandt: Das passt natürlich zur Situation. Klar wäre es schön gewesen, hier hoch zu gewinnen und sich ein bisschen herauszubomben, indem man sich den Frust von der Seele schießt. Momentan wird keinem etwas geschenkt, wir müssen uns alles hart erarbeiten. Wir hatten in letzter Zeit viele Spiele, in denen wir in der Nachspielzeit noch Tore bekommen haben. Vielleicht sind wir jetzt auch einen Schritt weiter und haben uns in die Richtung gekriegt, dass wir solche Spiele einfach durchziehen. Wir haben uns heute gegen alles gestemmt, das war sehr gut.

Sehr gut waren vor allem die ersten 25 Minuten, als der BVB verdient mit 2:0 führte.

Brandt: Definitiv. In der ersten Halbzeit hat man natürlich wesentlich besseren Fußball gesehen. Da haben wir auch Tore geschossen. Wir hätten sicherlich auch das eine oder andere besser machen können. Man kann aber viele positive Aspekte aus dem Spiel herausziehen. Zum Beispiel, dass wir ruhig und geduldig in Ballbesitz waren. Der Rest war den anderen Umständen geschuldet. Hätten wir mit elf das Spiel zuende gespielt, wäre es auch weiterhin ein gutes Spiel gewesen.

In der 48. Minute wurde der Treffer von Davie Selke zum vermeintlichen 2:2 zurückgepfiffen. Da schien es wieder einen Verlauf wie in den letzten Wochen zu nehmen, oder?

Brandt: Ich dachte in der ersten Halbzeit nach dem Gegentor und dem Platzverweis auch schon: Jetzt kommt wieder Pech dazu. In der zweiten Halbzeit hatten wir dafür aber wieder Glück. Von daher beschwere ich mich heute nicht.

Was haben Sie dem Trainer versprochen, damit Sie mal wieder in der Mitte spielen durften?

Brandt: Nichts. (lacht) Er war ja quasi gezwungen, weil Julian Weigl ausgefallen ist. Natürlich ist es für mich klasse. Ich wusste, dass ich heute nicht auf der klassischen Zehn gespielt habe. Ich habe ja schon oft gesagt, dass ich es sehr gerne mag, wenn ich viele Spieler um mich herum habe. Das hat gut funktioniert. Ich hatte auch kein Problem damit, in der zweiten Hälfte defensiver zu spielen und mich so in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Ich biete mich natürlich jederzeit für die Mitte an.

Wie froh ist man nun, dass der Sieg die Diskussionen um Lucien Favre wohl beruhigen wird?

Brandt: Es geht ja nicht um den Trainer, sondern um die allgemeine Situation. Wir merken ja auch, wie unfassbar die Fans darauf warten, dass Ruhe einkehrt. Sie waren heute sehr glücklich. Es geht nicht um eine einzelne Person, sondern um den ganzen Verein. Keiner will Unruhe, das macht keiner extra. Die einzige Antwort, die wir geben können, ist Spiele zu gewinnen und auch zu überzeugen. Ich hoffe, dass es heute das erste Spiel war, um uns wieder in eine gute Position zu bringen. Wir haben dazu noch alle Chancen dieser Welt.

Die Fans haben die Mannschaft nach dem Spiel euphorisch gefeiert. Wie gut tat das nach den letzten Wochen?

Brandt: Ich glaube, sie haben gemerkt, dass wir alles versucht haben und das Spiel unbedingt gewinnen wollten - gerade wenn man sieht, dass es momentan eine schwierige Situation ist und der Spielverlauf auch nicht optimal für uns lief. Am Ende ist Fußball Ergebnissport. Wir haben gewonnen und nun geht es weiter.

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