Der FC Bayern auf dem Weg zum Titel: Geduld, Phrasen und Weißwein

Der FC Bayern hat sich gegen Werder Bremen durchgesetzt.
© Getty

Der FC Bayern hat sich gegen Werder Bremen zu einem 1:0-Sieg gemüht und ist dem Meistertitel wieder einen Schritt nähergekommen. Auf dem Platz brauchte es Geduld, zur Erklärung Phrasen und danach Weißwein.

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Rund eine Stunde nach Abpfiff des Spiels kamen Flügelstürmer Serge Gnabry und Sportdirektor Hasan Salihamidzic gemeinsam in die Mixed Zone. "Komm Brazzo, dann sag doch mal was", rief Gnabry, lachte und ging weiter. Also blieb Salihamidzic in seinem grellblauen Sakko stehen und sagte: "Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss." Eine Phrase, die diesen Nachmittag in der Allianz Arena bestens beschrieb.

90 Minuten lang spielten der FC Bayern und Werder Bremen zuvor Fußball, aber so richtig prickelnd wurde es nie. Immerhin gab es ein paar packende Nebenschauplätze: als der Stadionsprecher vor dem Spiel den Namen des Ex-Bayern-Spielers Claudio Pizarro vorlies, applaudierte das ganze Stadion stürmisch. Als die Videoleinwand der Reihe nach die sechs Tore des FC Augsburg gegen den VfB Stuttgart verkündete, gab es hämisches Gejohle. Als sich Franck Ribery aufwärmte, wurde sein Name skandiert.

Niklas Süle: Dreckiges Tor und Remix-Torjubel

Und dann irgendwann, es waren schon fast 75. Minuten gespielt, kam Thiago halblinks an den Ball. "Ich habe mir die Seele aus dem Leib geschrien, dass er mich sieht", berichtete Süle danach. Thiago sah ihn, Süle legte sich den Ball vor und haute mit rechts drauf. Bremens Davy Klaassen fälschte ab, Keeper Jiri Pavlenka war chancenlos. 1:0. "Manchmal muss so ein dreckiges Tor helfen", sagte Süle.

Sein Torjubel danach war dann ähnlich improvisiert wie die Flugbahn des Balles. Er schieße bekanntlich nicht so viele Tore, beschwichtigte Süle, weshalb er "keinen regulären Torjubel wie Serge (der Rührer, Anm. d. Red.)" habe: "Ich mache da immer Remix." Tor ist Tor, Torjubel ist Torjubel.

Ob denn genau dieses dreckige Tor exemplarisch für dieses Spiel stünde, wurde Salihamidzic gefragt und er sagte: "Ach, ein Standard wäre auch typisch gewesen." Aus seinen 14 Ecken und zwölf Freistößen machte der FC Bayern aber nichts. Ob Standard oder abgefälscht, Hauptsache gewonnen.

Nach dem Platzverweis wurde der FC Bayern zwingender

Lange hatten die Bayern gegen Bremen nicht besonders viele Ideen und wenn es doch mal eine gab, hatte Keeper Pavlenka direkt eine noch bessere Idee. In der 26. und 54. Minute parierte er Schüsse von Gnabry glänzend. Ansonsten?

Defensiv standen die Bayern mit Sven Ulreich und Jerome Boateng statt den verletzten Manuel Neuer und Mats Hummels souverän, was auch an dem offensiven Desinteresse Bremens lag. In der Mitte spielte Thiago ein paar ganz gute Pässe. Und vorne war Robert Lewandowksi nicht wirklich im Spiel, Thomas Müller etwas mehr aber nicht genug und Kingsley Coman verdribbelte sich stets aufs Neue.

"Bayern ist aus meiner Sicht relativ wenig eingefallen", sagte Bremens Geschäftsführer Frank Baumann. Leon Goretzka verfolgte all das zunächst von der Bank und meinte danach über die erste Halbzeit: "Ein bisschen lethargisch, ein bisschen wenig Tempo, ein bisschen zu langsam den Ball laufen gelassen."

Aber gut, es hatte in München auch knapp 25 Grad. Trainer Niko Kovac sprach von "extremen Witterungsbedingungen", Salihamidzic von "schwierigen Temperaturen" und Süle von einem "trockenen Platz". Ab der 58. Minute war auf diesem trockenen Platz etwas mehr Platz, denn da sah Bremens Milos Veljkovic die Gelb-Rote Karte.

Der FC Bayern wurde daraufhin besser, zwingender und kam immer öfter zum Abschluss. 22 Schüsse wurden in der zweiten Halbzeit gezählt, aber nur fünf davon auch aufs Tor. "Und irgendwann geht halt einer rein", wusste Goretzka. "Das ist einfach so."

Die Köpfe beim FC Bayern werden immer kühler

Das ist einfach so, das war dann auch einfach so - und das erinnerte so ein bisschen an den alten FC Bayern. Also nicht den alten FC Bayern von Pep Guardiola, sondern eher den alten FC Bayern von beispielsweise Felix Magath. Bisschen spielen und irgendwann geht er halt rein. "Es war ein Sieg der Geduld", sagte Kovac.

Es scheint, als würden die Köpfe beim FC Bayern immer kühler werden, je wärmer es draußen wird. Spiele wie dieses gegen Bremen schenkte der FC Bayern in der Hinrunde noch liebend gerne her. Kovac erinnerte nach Abpfiff an Augsburg und Freiburg, als der FC Bayern jeweils ein 1:0 verspielte, und dass er deswegen auch diesmal gebangt habe. Aber seine Mannschaft gab ihm eigentlich keinen Grund zum Bangen. Nicht ein einziges Mal wurde es in der Schlussphase brenzlig.

Während Dortmund im Bundesliga-Titelkampf seit Wochen immer nervöser zu werden scheint, scheint der FC Bayern immer souveräner zu werden. Als Dank dafür gab Kovac seinen Spielern den Ostersonntag frei. Ob er sich das Spiel von Dortmund in Freiburg anschauen werde, wurde Ulreich gefragt und er sagte nur: "Ach nö, da geht anderes vor." Mia san mia und so, versteht sich. Bei Ulreich geht die Familie vor. Süle erklärte, sich womöglich das eine oder andere Gläschen zu gönnen: "Ich bin ein Weißweintyp."

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