FC Bayern München - Laimer-Liaison und Lewandowski-Erbe: Was Kahn jetzt alles richten muss

Von Johannes Ohr
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Vor dem 2:2 gegen den VfB Stuttgart sprach Oliver Kahn vom FC Bayern ein Machtwort. "Wir wollen eine Mannschaft aufbauen, die die Champions League in den nächsten Jahren gewinnen kann." SPOX und GOAL erklären, welche Baustellen der Vorstandsvorsitzende dafür im Sommertransfenster schließen muss.

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FC Bayern: Die Baustelle rechts hinten

Der erste Neuzugang ist fix: Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui bekommt beim FC Bayern München einen Vierjahresvertrag bis 2026. Der 24-Jährige wechselt ablösefrei von Ajax Amsterdam an die Isar. Im von Trainer Julian Nagelsmann bevorzugtem System mit Dreierkette und offensiven Außenverteidigern, das er nach und nach in München implementierte und wohl auch weiter spielen lassen will, ist Mazraoui ein bislang fehlendes Puzzleteil.

Denn für die perfekte Umsetzung seines Systems bzw. seiner nach vorne gerichteten Spielweise fehlte Nagelsmann auf der rechten Außenbahn ein dafür geeigneter Spielertyp. Benjamin Pavard beispielsweise mangelt der letzte Punch in der Offensive, Leroy Sane arbeitet dagegen mitunter zu wenig nach hinten mit. Nicht so Mazraoui: Das Ajax-Eigengewächs ist ein offensiver Außenverteidiger, das seine Stärken als "Schienenspieler" mit einer Dreierkette im Rücken noch besser ausspielen könnte als derzeit bei seinem Ausbildungsklub in der Viererkette. Mit der Ankunft von Mazraoui rückt Pavard in die Innenverteidigung.

FC Bayern: Die Baustelle in der Innenverteidigung

Mit dem Positionswechsel Pavards sind die Planungen in der Innenverteidigung aber noch nicht abgeschlossen. Nach Informationen von SPOX und GOAL wollen die Bosse nach dem Abgang von Niklas Süle (geht am Saisonende zum BVB) im Defensivzentrum noch einmal nachlegen. Gesucht wird ein lautstarker Abwehrchef, der ähnlich wie einst David Alaba (wechselte 2021 ablösefrei zu Real Madrid) Führungsqualitäten hat und seine Mitspieler organisiert und dirigiert.

Nagelsmann kritisierte in dieser Saison immer wieder die Kommunikation - gerade in der Abwehrkette. "Kommunikation ist wichtig, aber das werden wir in diesem Jahr nicht mehr herauskriegen", sagte er beispielsweise vor dem Rückspiel gegen Villarreal im Champions League-Viertelfinale: "Es geht darum, dass jeder Verantwortung übernimmt und lieber zu viel spricht als zu wenig."

Ein Kandidat ist Jurrien Timber. Der Innenverteidiger steht wie Mazraoui und Ryan Gravenberch ebenfalls bei Ajax Amsterdam unter Vertrag. Sein Arbeitspapier beim niederländischen Meister läuft noch bis 2024. Bayern beobachtet Timber, ein erster Austausch zwischen den Münchenern und dem Management des Spiels fand schon statt. Doch ob Timber (20 Jahre alt) direkt eine Führungsrolle beim Rekordmeister einnehmen kann, erscheint zweifelhaft.

FC Bayern: Die Baustelle im zentralen Mittelfeld

Auch der zweite Deal nach Mazraoui wird bald über die Bühne gehen. Neben dem Rechtsverteidiger wird auch der oben erwähnte Ryan Gravenberch von Amsterdam an die Isar wechseln. Das plauderte Teamkollege Timothy Kenneth Taylor auf der Meisterfeier von Ajax aus.

Im Transferpoker um den 19 Jahre alten Mittelfeldspieler besserten die Bayern ihr Angebot nochmals nach. Das berichtete zuletzt der Telegraaf. Ein erstes Angebot der Bayern über 17 Millionen Euro inklusive sieben Millionen Euro Bonuszahlungen lehnte Ajax im vergangenen Monat noch ab.

Gravenberch ist groß, athletisch, dazu technisch begabt. Viele Experten sehen in ihm schon den neuen Paul Pogba. In München könnte er - als vielversprechende Alternative für Leon Goretzka - neben Joshua Kimmich im defensiven Mittelfeld auflaufen. Ein ekliger Wadenbeißer, dessen Kernkompetenz in der Balleroberung liegt und dem Rekordmeister so dringend fehlt, ist Gravenberch aber nicht. Aus diesem Grund ist Bayern heiß auf Leipzigs Konrad Laimer.

"Natürlich haben wir ein paar Baustellen zu schließen im Kader. Das ist kein Wunsch, das ist Arbeit - das machen wir", kündigte Nagelsmann auf der Pressekonferenz nach dem 2:2 gegen VfB an. Der Trainer erkannte in den 90 Minuten davor Probleme im Gegenpressing. Die könnten zwar auch mit den vorhandenen Stars gelöst werden, "aber ich habe nichts dagegen, wenn wir ein, zwei Pressingmaschinen kaufen", gab Nagelsmann offen zu Protokoll.

Kein Geheimnis, dass der Trainer damit vor allem Laimer meinte. Beide arbeiteten bereits von 2019 bis 2021 in Leipzig zusammen. Nagelsmann gab dem Österreicher damals im defensiven Mittelfeld eine feste Heimat, beschrieb seinen Ex-Spieler sogar mal als "Monster-Balleroberungsmaschine".

Bayern beschäftigt sich mit einem Transfer. Nach Informationen von SPOX und GOAL ging es beim Treffen zwischen Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Berater Björn Bezemer auf Mallorca neben Gnabry auch um Laimer. Konkret ist aber (noch) nichts. Laimer (Vertrag bis 2023) selbst steht einem Wechsel offen gegenüber, schließt einen vorzeitigen Abschied von RB Leipzig nicht aus. "Die Frage sollte man sich jeden Sommer stellen, was für einen persönlich der nächste Schritt ist. Ich bin ein Typ, der sehr ehrgeizig ist, der irgendwann mal um alles spielen will", sagte der österreichische Nationalspieler im Podcast kicker meets DAZN.

Und RB? "Wir wollen angreifen und den nächsten Entwicklungsschritt gehen und dazu kannst du nicht jedes Jahr Leistungsträger abgeben", war Boss Oliver Mintzlaff im Sport1-"Doppelpass" zwar sichtlich bemüht, Stärke zu demonstrieren. Er schränkte aber natürlich gleichzeitig ein: "Unser Modell bleibt weiterhin, dass wir auch Spieler verkaufen werden."

Heißt übersetzt: Stimmt der Preis, kann Laimer gehen. Gut auf die Position passen würde auch Monacos Aurelien Tchouameni. Der Mittelfeldspieler gilt ähnlich wie Laimer als Pressingmaschine und wird als einer der besten jungen Mittelfeldspieler in Europa gehandelt. Medienberichten zufolge soll Liverpool stark an einer Verpflichtung interessiert sein.

FC Bayern: Die Baustelle auf der Ersatzbank

Mazraoui, Gravenberch, Laimer - das Trio soll den Kader nicht einfach nur ergänzen, sondern den Konkurrenzkampf um die Plätze in der Startelf neu entfachen und damit auch die Qualität in der Kadertiefe erhöhen. Denn davon, dass der FC Bayern über eine starke Bank verfügt, kann in dieser Saison keine Rede sein.

Kein Zufall, dass Nagelsmann nach dem wochenlangen Ausfall von Alphonso Davies (Herzmuskelentzündung) lieber auf Gnabry, Coman oder sogar Sane als linken Schienenspieler setzte, statt auf den in seiner Entwicklung zu sehr stagnierenden Omar Richards. Kein Zufall auch, dass Marc Roca oder Bouna Sarr in der Rückrunde quasi keine Rolle spielten.

Will Kahn wirklich eine Mannschaft bauen, die die Champions League gewinnen kann, muss der Vorstandsvorsitzende auch dafür sorgen, dass Nagelsmann platte Stars schonen und in engen Momenten mit Qualität von außen nachlegen kann. Sprich: Auch die Spieler ab Kaderposition zwölf müssen Bayern gegen Top-Gegner weiterhelfen können.

FC Bayern: Die Baustelle im Sturmzentrum

Klar: Dass Robert Lewandowski beim Rekordmeister nach wie vor alles kurz und klein knipst, ist natürlich alles andere ein Problem. Doch sollte der Pole den Verein wirklich ein Jahr vor Vertragsende im Sommer verlassen, könnte Bayern plötzlich vor einem solchen stehen. Umso wichtiger, dass sich die Bosse um Kahn schon jetzt mit Alternativen beschäftigen - um im entscheidenden Moment nicht ohne geeigneten Nachfolger dazustehen.