FC Bayern: Die Gründe für den fast perfekten Start von Julian Nagelsmann

Nagelsmann legte beim FC Bayern einen fast perfekten Start hin.
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Sechs Siege in sieben Pflichtspielen, darunter der ungefährdete Triumph im Supercup gegen den BVB (3:1) sowie die Ausrufezeichen in Leipzig (4:1) und Barcelona (3:0): Julian Nagelsmann hat einen nahezu perfekten Start mit dem FC Bayern hingelegt. Was sind die Gründe dafür?

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1. Bayern-Coach Nagelsmann überfordert seine Spieler nicht

Neuer Trainer, neue spieltaktische Elemente. Der verkopfte Revolutionär, den viele in ihm sahen, ist der Nachfolger von Hansi Flick bislang allerdings nicht. Zum einen fehlt angesichts des straffen Spielplans mit etlichen regenerativen Trainingseinheiten zwischen den einzelnen Partien schlichtweg die Zeit, Neues einzustudieren. Zum anderen ist Nagelsmann bewusst, dass er eine im Grunde funktionierende Mannschaft übernommen hat. Er macht daher nicht den Fehler, sie mit zwanghaften Umstellungen zu überfrachten.

Von seinem in Hoffenheim und Leipzig praktizierten System mit einer Dreier- respektive Fünferkette war heuer wenig zu sehen, einzig im zweiten Bundesliga-Spiel gegen Köln traten die Münchner mit einer klaren, aus Niklas Süle, Dayot Upamecano und Tanguy Nianzou bestehenden Dreierkette samt zwei Schienenspielern (Alphonso Davies links, Leroy Sane rechts) an. Ein Experiment, das Nagelsmann jedoch schon in der Halbzeit verwarf, weil sich Sane in dieser Rolle sichtlich unwohl fühlte und mehr hinten als vorne unterwegs war.

Ansonsten blieb es in allen Spielen weitestgehend beim bewährten 4-2-3-1, auf das auch Flick setzte. Den hin und wieder, gerade am vergangenen Wochenende in Leipzig zu erkennenden Dreieraufbau, der vor allem darauf abzielt, Davies in eine offensivere Zone zu bringen, war teilweise auch schon zu Flick-Zeiten präsent - ebenso wie die Vorgabe, hoch zu pressen und nach Ballverlust direkt nachzusetzen.

Nagelsmann fordert Letzteres noch ein Stückchen mehr ein als Flick, legt vor allem mit Videoanalysen den Fokus auf Gegenpressing und generelles Positionsspiel. Für etablierte Akteure wie Robert Lewandowski, Thomas Müller oder Joshua Kimmich ist das aber erst recht nichts Neues, sie dürften sich dieser Tage ein wenig an Pep Guardiola erinnert fühlen.

"Am Ende geht es nicht um Nagelsmann-Fußball", sagt der neue Coach. Die Mannschaft habe mit ihrer Spielweise schließlich acht Titel in zwei Jahren gewonnen. Das Hauptaugenmerk liege darauf, "Bayern-Fußball" zu spielen - und der solle"erfolgreich" sein. Nach den ersten sechs Pflichtspielen lässt sich zumindest festhalten, dass sich die Defensive im Vergleich zur vergangenen Saison deutlich stabilisiert hat. Und dass Nagelsmann alles richtig gemacht hat, Sane von der rechten auf die linke Außenbahn zu befördern. Ein kluger Schachzug, auf den Flick in München selten bis gar nicht kam.

2. Nagelsmanns Kader: Keine Sorgenkinder, viele Alternativen

Von den Stammspielern oder denjenigen, die zumindest Stammplatzambitionien hegen, hat Nagelsmann spätestens nach Sanes jüngstem Durchbruch keine Sorgenkinder mehr in seinem Kader. Auch Niklas Süle und Serge Gnabry haben ihre bei der EM ersichtlichen Formprobleme hinter sich gelassen.

Mindestens 15 Spieler bewegen sich, nach der kurzen und holpgrig verlaufenden Vorbereitung weitaus früher als angenommen, auf einem guten körperlichen, mentalen und spielerischen Level. Das macht es dem Trainerteam auf der einen Seite schwieriger, sich auf eine Elf festzulegen, auf der anderen Seite aber auch einfacher, die Belastung zu steuern.

In Barcelona rotierten etwa Süle und Jamal Musiala für Lucas Hernandez und Gnabry in die Startelf, ein Qualitätsunterschied war dabei nicht zu erkennen. Es spricht für die mittlerweile sehr gute Tiefe des Kader, dass Spieler wie Tanguy Nianzou, Marc Roca oder der kürzlich aus Leipzig gekommene Marcel Sabitzer nur kurz oder noch gar nicht zum Einsatz gekommen sind - und die Verletzungsanfälligkeit von Kingsley Coman und Corentin Tolisso überhaupt nicht ins Gewicht fällt.

3. Die halbneue Bayern-Achse funktioniert unter Nagelsmann

Wenn den FC Bayern im Triple-Jahr 2020 etwas ausgzeichnet hat, dann seine stabile Achse. Nun brachen aus dieser zwar David Alaba und Jerome Boateng weg, doch die neu formierte Defensive um den insbesondere in Sachen Zweikampfführung überragenden Neuzugang Dayot Upamecano beweist in den ersten Wochen der Saison eindrucksvoll, dass sportlich niemand den zwei Bayern-Urgesteinen hinterhertrauern muss.

Im Mittelfeld erweist sich vor allem Joshua Kimmich als verlässliche Konstante. Umso besser aus Bayern-Sicht, dass neben seiner Vertragsverlängerung inzwischen auch die vertragliche Situation von seinem Nebenmann Leon Goretzka geklärt ist. Und vorne? Da liefern die seit Jahren unverzichtbaren Routiniers namens Müller und Lewandowski weiter konstant ab. So auch am Dienstagabend in Barcelona, als Müller nach 34 Minuten das 1:0 erzielte und Lewandowski in Durchgang zwei einen Doppelpack nachlegte.

"Ich bin unglaublich froh, die beiden in meiner Mannschaft zu haben", sagt Nagelsmann. "Thomas ist wie ein Co-Trainer, der Dinge auf dem Platz weitergibt. Und bei Lewy sieht man jeden Tag seine Gier. Es kommt nicht von ungefähr, dass er so viele Tore schießt. Sein Leben ist darauf ausgerichtet, Profisportler zu sein." Ein Segen für den FC Bayern.

FC Bayern: Der Spielplan in den kommenden Wochen

DatumWettbewerbBegegnung
18. September, 15.30 UhrBundesligaFC Bayern München - VfL Bochum
24. September, 20.30 UhrBundesligaSpVgg Greuther Fürth - FC Bayern München
29. September, 21 UhrChampions LeagueFC Bayern München - Dynamo Kiew
3. Oktober, 17.30 UhrBundesligaFC Bayern München - Eintracht Frankfurt
17. Oktober, 15.3 UhrBundesligaBayer Leverkusen - FC Bayern München