Als Philipp Lahm nicht bei Arminia Bielefeld landete: "Seine Flanken kamen nicht präzise genug"

Philipp Lahm im Jahr 2003: Weil Arminia Bielefeld ihn nicht wollte, wechselte er zum VfB Stuttgart.
© Imago Images/Nordiek

Im Sommer 2003 hätte Arminia Bielefeld den jungen Philipp Lahm vom FC Bayern München leihen können. Lahms damaliger Trainer Hermann Gerland hatte Bielefeld-Coach Benno Möhlmann den Außenverteidiger empfohlen. Bei SPOX und Goal erklärt Möhlmann, wieso er auf Lahm verzichtete.

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Achtmal spielte Philipp Lahm in seinen 14 Profijahren gegen Arminia Bielefeld. In zu unterschiedlichen Sphären bewegten sich der Weltmeister von 2014 und langjährige Kapitän sowohl der Nationalmannschaft, als auch des FC Bayern München und der aktuelle Bundesliga-Aufsteiger, der am Samstag den Abomeister empfängt (18.30 im LIVETICKER).

Dabei hätten im Sommer 2003 Lahm und die Arminia eine gewisse Karriere-Wegstrecke gemeinsam gehen können. Der junge Außenverteidiger Lahm hätte für Bielefeld spielen können, wenn er Benno Möhlmann von sich und seinen Qualitäten überzeugt hätte. Oder vielleicht auch, wenn er beim damaligen Trainer der Ostwestfalen bleibenderen Eindruck hinterlassen hätte.

Im Sommer 2003 war Möhlmann auf der Suche nach einem Linksverteidiger für die Arminia, die gerade wieder einmal in die 2. Liga abgestiegen war. Der heute 66-jährige Möhlmann, mit 520 Spielen an der Seitenlinie Rekordtrainer in Liga zwei, hatte die Mannschaft zuvor selbst in die Bundesliga geführt, den Abstieg aber nicht verhindern können.

Auf Empfehlung von Hermann Gerland, der ab 1999 selbst eineinhalb recht glücklose Saisons in Bielefeld durchlebt hatte und mittlerweile wieder die Talente des FC Bayern veredelte, trainierte für eine Woche der 18-jährige Lahm bei der Arminia mit. Und hinterließ durchaus Eindruck, zumindest bei Ansgar Brinkmann.

Philipp Lahm begeisterte Ansgar Brinkmann

Der Edeltechniker organisierte damals das Mittelfeld der Kämpfertruppe und machte sich nach seiner Erinnerung beim Trainer vehement für den jungen Münchner stark. "Trainer, wir müssen den Kleinen nehmen", ließ sich der "weiße Brasilianer" 2017 bei n-tv.de zitieren. Lahm habe "in der ganzen Woche keinen Zweikampf verloren. Ich komme an dem nicht vorbei. Das habe ich noch nie erlebt", soll Brinkmann zu Möhlmann gesagt haben.

Möhlmanns Replik auf dieses flammende Plädoyer seines Spielmachers? "Ansgar! Der hat keinen Offensiv-Kopfball und auch keinen Defensiv-Kopfball." Auch das laut Brinkmanns Erinnerung.

Diese Präzisierung ist wichtig, weil Möhlmann sich mehr als 17 Jahre später nicht an eine solche Konversation mit seinem damaligen Führungsspieler erinnern kann. Der Trainer hat nicht einmal vor Augen, ob der spätere Weltstar in jenem Sommer tatsächlich eine ganze Woche in Bielefeld mittrainierte.

Nun ist Brinkmann für eine recht lebhafte Fantasie bekannt, doch Probespieler kommen und gehen, damals weit mehr als heute. Womöglich empfand Möhlmann die Episode als nicht wichtig genug.

Möhlmann über Lahm: "Flanken nicht präzise genug"

Oder sie wurde von einer anderen Erinnerung überschrieben. Denn: "Ich erinnere mich, dass ich Philipp Lahm in München während eines Spiels der Bayern-Amateure beobachtet habe", sagt Möhlmann im Gespräch mit SPOX und Goal. "Hermann Gerland hatte mich angerufen, weil er der Meinung war, dass der Junge schon zu gut für seine Mannschaft sei."

Jedoch habe Lahm schlicht nicht seinem Anforderungsprofil entsprochen: "Ich war auf der Suche nach einem Linksverteidiger und habe gerne viel über die Flügel gespielt. Meine Außenverteidiger mussten also flanken können."

Lahms Flanken seien damals aber nicht so gewesen, "wie ich mir das vorgestellt habe", sagt Möhlmann und präzisiert: "Er ist Rechtsfuß und in meiner Erinnerung ließ er die Gegenspieler defensiv immer ein bisschen zu sehr kommen und rückte selbst zu oft ein. Seine Flanken kamen mit seinem schwächeren Fuß nicht präzise genug."

Philipp Lahm: Nicht die richtigen Eigenschaften für Möhlmann

Zudem habe er seine Mannschaft nicht durcheinander bringen wollen. "Ich hatte den Eindruck, dass Philipp eher als Rechtsverteidiger spielen sollte. Aber für die rechte Seite hatte ich schon Spieler", sagt Möhlmann. In jener Saison spielten meist Patrick Owomoyela, Lahms späterer Kollege in der Nationalmannschaft, oder Benjamin Lense als Rechtsverteidiger bei Bielefeld.

So ging den Bielefeldern ein späterer Weltstar durch die Lappen. Lahm wurde stattdessen für zwei Jahre zum VfB Stuttgart verliehen, ehe er ab der Saison 2005/2006 seine große Karriere bei den Bayern anging.

Möhlmann trauert der verpassten Gelegenheit, die Karriere eines späteren Weltmeisters begleiten zu dürfen, nicht nach. "Dafür bin ich zu pragmatisch. Es war damals keine Frage von Können und Herz. Sonst hätte Hermann mich nicht angerufen, auf seine Empfehlungen konnte man sich immer verlassen. Philipps Eigenschaften haben damals einfach nicht zu denen gepasst, die ich gesucht habe", sagt Möhlmann.

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