Joshua Zirkzees Weg zum Lewandowski-Ersatz beim FC Bayern München: Mit fünf war er schon Trainer

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© imago images / ActionPictures / Spartaan '20

Joshua Zirkzee ist 19 Jahre alt und beim FC Bayern München bereits der erste Ersatzmann für Mittelstürmer Robert Lewandowski. Auf dem Weg dorthin war er schon Trainer und schoss ein Tor von der Mittellinie.

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"Ich sehe die Szene immer noch vor meinem inneren Auge", sagt Arjan Wagenaar im Gespräch mit SPOX und Goal. Sieben oder acht Jahre muss Joshua Zirkzee damals alt gewesen sein, an den exakten Zeitpunkt kann sich Wagenaar nicht mehr erinnern. Aber den Moment an sich, den vergisst er nie. "Joshua hat den Ball in der eigenen Hälfte angenommen, ist knapp über die Mittellinie gelaufen und hat ihn von dort ins linke Kreuzeck geschossen." Einfach so.

Wagenaar war Zirkzees zweiter Trainer beim kleinen Amateurklub VV Hekelingen, wo er einst seine fußballerische Laufbahn begann. Seine Laufbahn, die ihn über Umwege zu seinem Lieblingsklub Feyenoord Rotterdam und später zum FC Bayern führte, wo er im Sturmzentrum mittlerweile zum ersten Ersatzmann von Stammstürmer Robert Lewandowski avanciert ist.

Als Joshua Zirkzee mit fünf Jahren als Trainer einsprang

Zirkzee wurde im Mai 2001 in Schiedam geboren, einer Kleinstadt etwas westlich von Rotterdam. Die Mutter Nigerianerin, der Vater Niederländer. Mit fünf Jahren meldeten ihn seine Eltern bei Hekelingen an und verfolgten seine fußballerischen Fortschritte fortan aus nächster Nähe. "Sie haben bei jedem Spiel zugeschaut und ihn immer unterstützt", sagt Ferry Verbeek gegenüber SPOX und Goal.

Verbeek war Zirkzees erster Trainer, aber manchmal war es auch umgekehrt: Dann war Zirkzee Verbeeks Trainer. "Wenn ich meiner Mannschaft eine neue Übung erklären musste, habe ich sie immer von ihm vormachen lassen, statt sie selbst zu zeigen. Er war am Ball schon mit fünf Jahren viel besser als ich", sagt Verbeek. "Seine Ballbehandlung war besonders, nicht normal für einen Fünfjährigen. Es wirkte, als wäre er mit einem Ball geboren worden."

Zirkzees fußballerisches Talent war das eine, seine körperliche Entwicklung, die ihn mittlerweile 1,93 Meter hoch werden ließ, das andere. "Er war schon damals größer als seine Mitspieler und außerdem sehr athletisch", sagt Verbeek. Um Zirkzee nicht zu unterfordern, beorderten sie ihn mit sieben Jahren zu den Neunjährigen in Wagenaars Mannschaft.

Joshua Zirkzee bei Hekelingen: Sprachen und Tränen

"Weil er viel jünger als die anderen war, trat er dort am Anfang ein bisschen schüchtern auf", erinnert sich Wagenaar. "Statt mit seinem Mund, hat er aber mit seinen Füßen gesprochen." Und das sogar zweisprachig: Sowohl mit dem linken als auch mit dem rechten Fuß passte und schoss er schon damals perfekt, erzählt Wagenaar. "Es war für ihn überhaupt kein Problem, mit den Älteren mitzuhalten." Mithalten? Nein, die Älteren sogar zu übertrumpfen.

Aber das hat den Älteren gar nicht gefallen. "Er war so gut, dass die Kinder der gegnerischen Mannschaft den Ball bei den Spielen oft gar nicht bekommen haben und ihn deshalb aus Frustration permanent gefoult haben", sagt Wagenaar. "Dann hat er immer geweint und ich oder seine Eltern mussten ihn trösten."

Joshua Zirkzee überragte seine Mitspieler schon seit Jugendzeiten. Hier in der Saison 2016/17 im Trikot seines Lieblingsklubs Feyenoord Rotterdam.
© imago images / Pro Shots
Joshua Zirkzee überragte seine Mitspieler schon seit Jugendzeiten. Hier in der Saison 2016/17 im Trikot seines Lieblingsklubs Feyenoord Rotterdam.

Joshua Zirkzees Weg von Hekelingen zu Feyenoord

Zirkzee machte das aber nur stärker und mit neun Jahren war er bereit für den nächsten Schritt. Für seine Entwicklung brauchte er eine forderndere Umgebung, eine stärkere Mannschaft und auf der Suche danach hatte er laut Wagenaar die freie Auswahl: "Bei seiner Familie sind die ganze Zeit alle möglichen Scouts herumgehangen."

Allen voran die Scouts von Feyenoord, die Zirkzees Entwicklung schon länger verfolgten. "Als er fünf Jahre alt war, kam erstmals ein Feyenoord-Scout bei uns vorbei, um ihn zu beobachten. Und der meinte danach zu mir: 'Das wäre einer für uns'", erinnert sich Verbeek. "Aber zu dem Zeitpunkt haben wir gemeinsam beschlossen, dass es besser für ihn wäre, hier bei seinen Freunden zu bleiben." Das Feyenoord-Trikot trug Zirkzee also weiterhin nur beim Training als Feyenoord-Fan, nicht als deren Spieler.

Aber jetzt mit neun? Zirkzees Eltern fragten die Trainer von Hekelingen um Rat. "Ich habe ihnen empfohlen, dass er weiterhin mit Freunden spielen und vor allem Spaß haben soll", erinnert sich Verbeek und riet zu einem Wechsel zu Spartaan '20. Einem größeren Klub aus der Gegend, der darüber hinaus eine Kooperation mit Feyenoord unterhält und bei dem damals außerdem bereits einige Bekannte von Zirkzee spielten. Die Eltern befolgten den Rat und zur Sicherheit gab ihnen Verbeek noch mit: "Zu Feyenoord kann er später immer noch wechseln."

Und so kam es auch, zumindest über Umwege. Zirkzee entwickelte sich bei Spartaan '20 bestens und dabei kristallisierte sich langsam seine ideale Position heraus: Mittelstürmer. Als solcher wechselte er mit zwölf zunächst in die Nachwuchsabteilung des Erstligisten ADO Den Haag und drei weitere Jahre später zu seinem Lieblingsklub Feyenoord. Die Erfüllung eines Traums, exakt zehn Jahre nachdem ihn Feyenoord erstmals gescoutet hatte.

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