FC Bayern - Philippe Coutinho: Der Magier mit dem Potenzial zum Klassenbesten

Von Dennis Melzer
Der FC Bayern hat Philippe Coutinho vom FC Barcelona ausgeliehen.
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Philippe Coutinho hat in der Champions League beim 3:0 gegen Roter Stern Belgrad überzeugt. Im Anschluss waren sich alle einig: der "kleine Magier" kann das Bayern-Spiel auf ein anderes Level hieven.

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Nein, Philippe Coutinho ist kein großer Freund davon, sich in endlosen Selbstbeweihräucherungen zu verlieren, niemand, der im Anschluss an ein Fußballspiel die Kameras und Mikrofone sucht. Wird er von den anwesenden Reportern um eine Stellungnahme gebeten, kommt er dem Wunsch dennoch zumeist nach.

Stets mit der Aura eines schüchternen Schuljungen umgeben, antwortet der Brasilianer mit zarter Stimme und etwas holprigem Englisch auf die Fragen. Auch am späten Mittwochabend machte Coutinho bei den Journalisten Halt, um die 90 Minuten gegen Roter Stern Belgrad Revue passieren zu lassen.

Coutinho: "Hätte unheimlich gerne ein Tor geschossen"

Er hätte unheimlich gerne ein Tor geschossen, verriet er. Weil dieses Gefühl etwas "ganz Besonderes" sei. Aber letztlich zähle nur die Mannschaft - und diese hatte kurz zuvor zum Auftakt der neuen Champions-League-Saison ein insgesamt souveränes 3:0 gegen den serbischen Meister eingefahren.

"Wir sind glücklich", fasste der 27-Jährige die Stimmung stellvertretend kurz zusammen, um sich gleich danach mit einem freundlichen "Obrigado" in Richtung Ausgang zu begeben. Keine polarisierenden Aussagen wie sie bisweilen von einigen seiner Kollegen getätigt werden, sondern lediglich das, was ein neuer Spieler, der gemeinhin als bescheiden gilt, in einem für ihn neuen Land zum Besten geben kann.

Niko Kovac: Coutinho "bringt andere Dimension in unser Spiel"

Für die Coutinho-Lobeshymnen waren die anderen zuständig, sein Trainer Niko Kovac beispielsweise, der seinem Mittelfeldmann "ein richtig gutes Spiel" bescheinigte und zudem schwärmte: "Mit seiner Fußballintelligenz bringt er schon eine andere Dimension in unser Spiel." Sportdirektor Hasan Salihamidzic stimmte dem Coach zu: "Wir waren alle mit ihm zufrieden. Er gibt uns viele Optionen. Mit seinem Spielwitz und seiner Kreativität ist er ein Gewinn für die Mannschaft."

Tatsächlich hatte Coutinho, der zum zweiten Mal seit seinem Wechsel vom FC Barcelona nach München von Beginn an ran durfte, gegen die robusten Belgrader über weite Strecken überzeugt. Der "kleine Magier", wie er genannt wird, machte schnell deutlich, dass er den Anspruch hat, das Spiel des deutschen Rekordmeisters zu lenken. Er forderte die Zuspiele seiner Teamkameraden, ging ins Eins-gegen-Eins, setzte Robert Lewandowski, Kingsley Coman und Ivan Perisic immer wieder in Szene und suchte selbst mehrfach den Abschluss.

Die aktuelle Tabelle der Bundesliga

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.RB Leipzig410:3710
2.Borussia Dortmund413:589
3.SC Freiburg410:379
4.Bayern München412:488
5.Wolfsburg47:348
6.Schalke 0448:447
7.Borussia M'gladbach45:417
8.Bayer Leverkusen46:7-17
9.Eintracht Frankfurt45:506
10.Werder Bremen48:9-16
11.Fortuna Düsseldorf46:7-14
12.1. FC Union Berlin45:8-34
13.TSG Hoffenheim43:6-34
14.FC Augsburg46:10-44
15.1. FC Köln44:7-33
16.1. FSV Mainz 0544:13-93
17.SC Paderborn 0745:12-71
18.Hertha BSC43:10-71

Coutinho-Hackentor wird aberkannt

Gleich dreimal versuchte sich der Edeltechniker aus der Distanz und verfehlte sein Ziel jeweils nur knapp. Das richtige Mittel gegen eine tiefstehende, mit Mann und Maus verteidigende Defensive. Ganz kurz wähnte er sich sogar als Torschütze, nachdem er die Kugel mit der Hacke über die Linie bugsiert hatte. Aus dem Tor-Debüt für seinen neuen Arbeitgeber wurde allerdings nichts, weil das Ganze aufgrund einer Abseitsstellung zurecht vom Schiedsrichtergespann aberkannt wurde.

Beeindrucken ließ sich Coutinho davon allerdings nicht, bemühte jenen Teil des Fußes in der Folge noch häufiger, um seine Gegenspieler alt aussehen zu lassen. Am Ende konnten sich auch Coutinhos Zahlen sehen lassen. Bis zu seiner Auswechslung verbuchte er nach Thiago und Kimmich die meisten Ballaktionen und gewann weit über 60 Prozent seiner Zweikämpfe.

Dennoch war bei aller berechtigten Würdigung auch bei der Barca-Leihgabe zu erkennen, dass in der einen oder anderen Situation die viel zitierten Automatismen noch nicht griffen, bisweilen noch Verbesserungsbedarf besteht, um einer mauernden Abwehrreihe beizukommen.

Hasan Salihamidzic über Coutinho: "Eine Augenweide"

Randnotizen, die im Nachgang der Begegnung untergingen und für weitere Brazzo-Elogen mit Blick auf den 56-fachen Nationalspieler Platz machten. "Wie er sich anbietet, wie er seine Mitspieler einsetzt und Überzahl im Mittelfeld schafft, das ist eine Augenweide", sagte der Bosnier und schob nach: "Das macht Hunger auf mehr."

Insgesamt ist dem nicht viel hinzuzufügen. Bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt, was Coutinho im Stande ist, zu leisten, wenn es gilt, sich mit hochkarätigeren Kalibern zu messen. Das Potenzial, vom schüchternen Schuljungen zum Klassenbesten zu avancieren, hat der namhafte Neuzugang jedenfalls. Da bedarf es keiner großen Worte.

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