BVB - Borussia Dortmunds Ex-Talent Denzeil Boadu: Der vereinslose Rapper

Denzeil Boadu kam zusammen mit Jadon Sancho von ManCity zum BVB.
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2017 wurde Denzeil Boadu erster Engländer in der Historie von Borussia Dortmund - sein Wechsel von Manchester City wurde jedoch vollkommen geräuschlos vollzogen. Der damals 20-Jährige hatte da bereits eine irre Verletzungsodyssee hinter sich. Mittlerweile ist Boadu seit drei Jahren vereinslos und verdingt sich als Rapper.

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Etwas geheimnisumwittert, könnte man sagen, ist die Vita von Denzeil Boadu schon immer gewesen. Das begann bereits rund um seinen Wechsel zu Borussia Dortmund im Jahr 2017. Damals war Boadu 20 und schloss sich der zweiten Mannschaft des BVB an - doch keiner bekam es mit.

Zumindest nicht auf Anhieb. Erst die englische Sun deckte auf, was man in Dortmund verschwiegen hatte: Die Boulevardzeitung fand Boadus Spielerprofil auf der Homepage des BVB im Bereich der U23 gelistet. Der Offensivspieler war zusammen mit seinem Kumpel Jadon Sancho aus der zweiten Mannschaft von Manchester City zur Borussia gekommen.

Prompt musste Team-Manager Ingo Preuß bestätigen: "Denzeil war in der Jugend ein großes Talent. Dann haben ihn aber auch einige Verletzungen zurückgeworfen. Wir versuchen ihn jetzt wieder auf das Niveau zu bekommen, auf dem er schon einmal war." Im SPOX-Interview verriet Preuß, dass der BVB dank Sancho auf Boadu gekommen war.

Preuß hatte jedoch reichlich untertrieben. Es war zwar im Grunde nur eine Blessur, die Boadu zu schaffen machte, doch die war derart schwerwiegend, dass sie seine Karriere beinahe beendete. Am 1. November 2014, Boadu war nach Stationen im Nachwuchsbereich bei Tottenham Hotspur und dem FC Arsenal im Vorjahr mit 16 Jahren zur U18 der Citizens gewechselt, spürte er unmittelbar nach seinem zweiten Treffer im Spiel gegen die Bolton Wanderers: Irgendetwas stimmt nicht.

Denzeil Boadu kam zusammen mit Jadon Sancho von ManCity zum BVB.
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Denzeil Boadu kam zusammen mit Jadon Sancho von ManCity zum BVB.

BVB: Denzeil Boadu und die 20-monatige Odyssee

Boadu ließ sich dennoch nicht davon abbringen, auch einen dritten Treffer zum 7:0-Sieg beizusteuern. Doch nach dem Spiel ergab eine Untersuchung, dass er sich den fünften Mittelfußknochen gebrochen hatte.

Boadu hatte Angst vor der ihm angeratenen Operation und entschied sich für eine konservative Behandlung. Ein fataler Fehler und der Beginn einer insgesamt 20-monatigen Odyssee, über die er später sagen sollte: "Es gab einen Punkt, an dem ich nicht daran glaubte, je wieder Fußball zu spielen. Und dann, als ich schon acht Monate lang nicht mehr gelaufen war, gab es einen Punkt, an dem ich nicht mehr daran glaubte, je wieder zu laufen."

Die Kurzfassung: Im März 2015 ließ sich Boadu doch operieren, eine Ausfallzeit von drei Monaten wurde prognostiziert. Eine defekte Schraube zur Stabilisierung des Fußes löste jedoch eine Entzündung aus. Boadu schluckte daraufhin lange Zeit Antibiotika und lag bewegungslos im Bett. Erst nach sieben Auswaschungen der Entzündung und einer weiteren OP klang die Sache ab.

Denzeil Boadu und sein besonderer Platz in der BVB-Historie

"Eine normalerweise drei Monate dauernde Verletzung hat sich auf 20 Monate ausgeweitet. Das war es, was mich so verrückt gemacht hat", sagte Boadu, der vor dieser Leidenszeit mit vier Toren in vier Spielen der englischen U17 bereits auf sich aufmerksam machte.

Zwei Jahre nach dem Spiel gegen Bolton feierte er sein Comeback in Citys U21, für die er anschließend regelmäßig spielte. Auch im Training der ersten Mannschaft unter Pep Guardiola war Boadu nun dabei, doch den Sprung nach ganz oben traute man ihm trotz eines Profivertrags nicht mehr zu. Nach vier Jahren Manchester ging es zum BVB.

Boadu hatte im August 2017 einen Tag vor Sancho unterschrieben, was ihm einen besonderen Platz in der BVB-Historie einbrachte: Er war in der damals 107-jährigen Vereingeschichte der erste Engländer. "Mit 19 hätte es mit dem Fußball vorbei sein können, daher bin ich für jeden Tag, an dem ich fit bin, dankbar", sagte er.

Denzeil Boadu wechselte im Sommer 2017 zum BVB.
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Denzeil Boadu wechselte im Sommer 2017 zum BVB.

BVB: Denzeil Boadu regelmäßig bei den Profis im Training

Es dauerte jedoch über zwei Monate, ehe Dortmunds neue Nummer 30 die Spielberechtigung in der Tasche hatte und erstmals für die U23 auflaufen konnte. Boadu, der im zentral-offensiven Mittelfeld und als hängende Spitze aufgeboten werden konnte, deutete dank seiner Technik und Dynamik früh an, eine Verstärkung sein zu können.

Er durfte zudem regelmäßig bei den BVB-Profis mittrainieren. Nach seiner ersten Saison in der Regionalliga West, in der er in 14 von 15 Partien in der Startelf stand und vier Spiele nach einer Roten Karte verpasste, nahm ihn Lucien Favre mit auf die USA-Tour während der Sommervorbereitung.

Kurz vor Saisonstart mit der U23 verletzte sich Boadu jedoch am Knie und fiel drei Monate aus. In der Folge war er nicht in der Lage, nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen. Nach elf Spielen von Beginn an lief sein Vertrag zum Saisonende aus. Boadu stagnierte und wollte seiner Karriere in der Heimat neuen Schwung verleihen.

Denzeil Boadu: Mini-Neuanfang bei Crewley Town

Er spielte zwar auch beim niederländischen Zweitligisten Top Oss vor, doch nach einem Probetraining bei Championship-Klub FC Reading ging Boadu schließlich zu Crawley Town. Der Verein südlich seiner Geburtsstadt London kickte in der viertklassigen League Two und bot somit ein ähnliches Niveau wie die deutsche Regionalliga.

Boadu erhielt einen Zweijahresvertrag und reichlich Vorschusslorbeeren. "Wenn man Denzeils Vita betrachtet, sind wir absolut erfreut, dass er sich dem Verein angeschlossen hat. Überall, wo er gespielt hat, gab es nie Zweifel an seinen Fähigkeiten und seiner Einsatzbereitschaft", sagte Selim Gaygusuz, Sportdirektor der Reds: "Man spielt nicht bei den Vereinen, bei denen Denzeil gespielt hat, wenn man kein besonderes Talent hat. Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um in seiner Karriere wieder vorwärts zu kommen. Denzeil will unbedingt das Beste aus seinem Neuanfang machen."

An dieser Stelle in Boadus Leben halten allerdings wieder geheimnisumwitterte Umstände Einzug. Nur zwei Pokalspiele über 140 Minuten Einsatzzeit und vier Monate dauerte sein Aufenthalt bei Crawley. "Widerwillig mussten wir akzeptieren, da Denzeil darauf bestanden hat, den Verein zu verlassen", sagte der Technische Direktor Erdem Konyar.

BVB: Ex-Talent Denzeil Boadu verdingt sich nun als Rapper

Dann verliert sich die Spur um den heute 25-Jährigen. Seit nunmehr drei Jahren ist Boadu vereinslos, seine einstigen Social-Media-Kanäle sind gelöscht. Wie es scheint, hat er den Fußball gegen die Musik getauscht.

Mittlerweile verdingt sich Boadu nämlich als Rapper: denzeil_music heißt sein Profil bei Instagram. Neun Posts hat er seit November 2021 abgesetzt, fünf Lieder preist er dort an. Zu seinen lediglich 233 Followern gehören Evertons Alex Iwobi, Fulhams Tosin Adarabioyo oder seine beiden ehemaligen BVB-Mitspieler Joseph Boyamba (1860) und Tim Sechelmann (Magdeburg).

"Ich weiß nicht, ob ich die verlorene Zeit jemals wieder einholen werde", sagte Boadu einst, nachdem er von seinem verheerend verlaufenen Mittelfußbruch genesen war. Was den Fußball betrifft, hat er es nicht konstant genug geschafft, diesen Rückstand tatsächlich wettzumachen.

Dass dieser Sport ihn aber bis heute beschäftigt, dürfte beim Blick auf einen seiner Rap-Songs mit dem Titel "Letter To Ball" klar sein. Eine Zeile darin lautet: "How can my first love turn into the deepest of pains?". Zu deutsch: Wie kann sich meine erste Liebe in den tiefsten Schmerz verwandeln?

BVB: Die Karriere von Ex-Talent Denzeil Boadu im Überblick

VereinPflichtspieleToreVorlagen
Manchester City U1832-
Manchester City U211312
Borussia Dortmund II29-1
Crewley Town (2019-2020)2--
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