FC Bayern - Karl Heinz Rummenigge über Rüdiger, Adeyemi, den WM-Zoff und die Super League

Von Tim Ursinus / Martin Volkmar
Karl Heinz Rummenigge hat sich zu einigen Dingen geäußert.
© getty

Bayern Münchens früherer Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat im Rahmen der Preisverleihung der Initiative Deutscher Fußball Botschafter in Berlin über die Gerüchte um Antonio Rüdiger und Karim Adeyemi gesprochen. Außerdem plädierte das Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees für einen schlankeren Kalender und erklärte die Super League für "tot".

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Karl-Heinz Rummenigge (Ex-Vorstandsboss FC Bayern) über ...

... die Zeit während der Corona-Pandemie: "Ich bin hier stellvertretend für den Klub. Speziell im Jahr 2020 haben wir mit den sechs Titeln Großartiges erlebt. Anschließend sogar noch den siebten, indem wir die Meisterschaft verteidigt haben. Ich kann nur der Mannschaft und Hansi (Flick; Anm. d. Red.) herzlich danken. Das war eine tolle Zeit, ein Rausch von Erfolgen, den wir da erleben durften. Das werde ich nie vergessen."

... Trainer Julian Nagelsmann: "Wir haben einen guten Start gehabt. Jetzt hat er zwar leider das letzte Spiel gegen Frankfurt verloren, aber die Mannschaft hat bisher sehr guten Fußball gespielt. Man sieht seine Handschrift und er hat das gut gemacht. Es ist wichtig bei Bayern München, dass man einen guten Start hat. Das erleichtert die Dinge ein Stück weit. Ich bin optimistisch, dass Bayern München trotz dem kleinen Ausrutscher wieder Deutscher Meister wird. In der Champions League geht es bekannterweise erst im Februar, März los, wenn man in der K.o.-Phase ist."

... die Gerüchte um Antonio Rüdiger: "Ich will mich nicht in mögliche Transfermarkt-Angelegenheiten einmischen. Die werden schon wissen, was sie machen. Ich finde, in der Innenverteidigung ist Bayern auch ohne Rüdiger gerade gut aufgestellt. Dayot Upamecano ist ein sehr guter Transfer gewesen, er macht das bisher sehr gut. Dazu hat man noch Niklas Süle, Lucas Hernandez oder Tanguy Nianzou. Jetzt muss man mal abwarten, was da passiert. Auch bei Süle, dessen Vertrag ausläuft. In der Verteidigung muss Bayern sich keine Sorgen machen."

... die WM-Diskussion: "Ich bin kein Freund von inflationären Entwicklungen im Fußball, was Wettbewerbe betrifft. Deshalb bin ich auch nicht dafür, dass alle zwei Jahre eine Weltmeisterschaft stattfindet. Es ist ein bisschen zu kurz gesprungen. Wir müssen versuchen, diesen Fußballkalender, der viel zu vollgepackt ist, ein Stückchen zu reformieren und zu rationalisieren. Die Spieler können nicht mehr leisten, als es im Moment schon von ihnen verlangt wird und dementsprechend müssen sich die Stakeholder, Spieler, Verbände, Ligen und Vereine hinsetzen und schauen, was man da tun kann. Vielleicht kann man den Fußballkalender auch qualitativ verbessern."

Rummenigge: "Das Thema Super League ist tot"

... die Super League: "Ich glaube, sie wird nie wieder kommen. Was da passiert ist, mit der Gründung und der Kapitulation 48 Stunden später, war eine Watschn für alle zwölf Klubs. Warum die drei (Real Madrid, FC Barcelona, Juventus Turin, Anm. d. Red.) jetzt weitermachen, verstehe ich nicht ganz. Das Thema Super League ist erledigt, ist tot. Ich weiß nicht, ob sie es machen, um eine gesichtswahrende oder schonende Lösung, was sie ja über die spanischen Gerichte versuchen, herbeizuführen. Das Thema wird nie wieder aufleben, das ist klar. Es war ein großer Reinfall und das Votum der Fans eindeutig: Wir wollen so etwas nicht."

... über die Nationalmannschaft und die WM 2022: "Katar ist im November nächsten Jahres. Also noch 13 Monate. Es war wichtig, dass sie mit den drei Siegen einen guten Start hatten. Damit hat Hansi Flick Ruhe reingekriegt und die Mannschaft Selbstvertrauen bekommen. Sie hat auch die Handschrift von ihm kapiert. Jetzt haben sie zwei Spiele, die werden etwas schwerer sein als die letzten drei, aber auf der anderen Seite ist die Mannschaft individuell und qualitativ so gut besetzt, dass man sich eigentlich keine Sorgen machen muss. Er wird sich qualifizieren für Katar, das ist jetzt erstmal das Wichtigste. Und dann bin ich überzeugt, weil er sehr ehrgeizig ist, wird er eine Mannschaft hinstellen, die nicht einfach zu schlagen sein wird."

... Karim Adeyemi: "Ich kenne ihn noch aus Unterhaching. Der Manni Schwabl hat ja damals auch den Uli Hoeneß kontaktiert und wir waren damals nicht dazu bereit, so viel für ihn zu bezahlen. Damals sollte der Transfer so um die drei Millionen Euro kosten. Das war für einen 16-Jährigen zu dieser Zeit eine sehr stolze Summe. Er hat sich jetzt gut entwickelt. Ich habe ihn beim letzten Länderspiel und jetzt auch in der Champions League gesehen. Es ist ein interessanter Spieler. Da muss man mal abwarten, was da passiert. Jetzt kostet er möglicherweise eine Null hinten mehr."

Rummenigge setzt sich für Financial Fairplay ein

... die Kontakte zum FC Bayern und seine Pläne in der UEFA: "Ich habe ein sehr freundschaftliches und respektvolles Verhältnis zu Herbert Hainer und Oliver Kahn oder auch zu Uli Hoeneß. Das ist alles wunderbar. Vom Timing her war es die richtige Entscheidung, die ich im Sommer gefällt habe. Von Oliver Kahn, dem ich den Staffelstab übergeben habe, bin ich überzeugt, dass er es gut machen wird. In der UEFA bin ich in der Exekutive. Dort bin ich wegen der Super League gelandet. Da war die Unruhe sehr groß und ich habe zehn Jahre die ECA geleitet. Da brauchte man irgendein beruhigendes Organ, das ich vielleicht dargestellt habe. Die wichtigste Aufgabe, die jetzt im Klubfußball zu bewältigen ist, ist das Financial Fairplay. Da muss man in den nächsten Monaten eine gute Lösung finden, um eine gewisse Wettbewerbsgleichheit international zu gewährleisten. Man stellt schon fest, dass sich englische Klubs oder auch Paris durch ihre Besitzer finanzielle Dinge erlauben können, die selbst für Bayern München nicht möglich sind."

... seine Ziele in der UEFA: "Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Präsident Aleksander Ceferin, der dort einen guten Job macht. Ich begleite ihn. Ich sehe mich nicht für die Finanzen verantwortlich. Ich hatte immer eine Beziehung zum gespielten Fußball und mir war immer wichtig, dass sowohl mein Bauch, als auch mein Kopf gesagt haben, was für den Fußball gut und schädlich ist. Das versuche ich dort zu repräsentieren."

Rummenigge: Lewandowski hat den Ballon d'Or verdient

... Robert Lewandowski als Anwärter auf den Ballon d'Or: "Ich wünsche es ihm. Ich kenne keinen Menschen auf dieser Welt, der es mehr verdient hätte. Er hat eine super Saison gespielt und selbst den Rekord von Gerd Müller geknackt, was ich nie für möglich gehalten hätte. Auch in der Champions League hat er immer gut gespielt und alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Eigentlich hat er ihn ja schon im letzten Jahr gewonnen. Gianni Infantino hat ihn ihm ja in München überreicht. Das wäre dann eine Wiederholung dessen, aber er hätte es verdient."

... die Wahl des neuen DFB-Präsidenten: "Ich halte mich da komplett raus. Ich wünsche ihnen, dass sie eine gute Lösung finden. Durch Hansi Flick haben sie jetzt erstmal wieder sportlich Ruhe hereingebracht und sie brauchen jetzt einen Präsidenten, der in das offizielle Geschäft des DFB wieder Ruhe reinbringt und sowohl von den Profis, als auch von den Amateurverbänden akzeptiert wird. Diese beiden Faktoren, sportlicher Erfolg und Ruhe an der Front, sind das Wichtigste."

... über den Preis: "Bayern München ist wegen der sportlichen Erfolge, aber auch wegen der Nachhaltigkeit ausgezeichnet worden. Wir wollten Erfolg auf dem Platz haben, aber auch im normalen Leben nachhaltig wirken. Das ist dem Klub immer sehr gut gelungen. Wir haben Kooperationen zum Beispiel mit den SOS-Kinderdörfern, was eine sehr wichtige Geschichte ist und wir insbesondere zu Corona-Zeiten am Campus installiert haben. Wir waren auch immer für die Retterspiele bekannt, wenn ein Klub in Not war. Der Klub ist sehr solidarisch mit dem, was im Fußball passiert.

... über seine Rolle als Vermittler im Hoeneß-Breitner-Streit: "Ich habe kurioserweise, jetzt seit ich aufgehört habe, ein echt gutes Verhältnis zu Uli. Mir ist es sogar vor Kurzem gelungen, selbst das Verhältnis zwischen Uli Hoeneß und Paul Breitner wieder so hinzubiegen, dass die zwei sich zum Schluss unseres Gesprächs umarmt haben. Franz Beckenbauer würde es auch freuen, wenn wir alle drei mal wieder bei ihm vor der Tür stehen und dann einen Kaffee trinken, Mittagessen oder was auch immer."