Bundesliga: 11 Thesen zur Saison 2021/22 - Bayern ist fällig, Haaland knackt Lewy

Von SPOX und Goal
Mo Dahoud hat gute Chancen auf eine WM-Teilnahme.
© getty

"Ich wage mal eine Prognose: Es könnte so oder so ausgehen." Der ehemalige United-Trainer Ron Atkinson (82) hat SPOX und Goal schon vor langer Zeit vorgewarnt. Wir legen uns trotzdem fest: Bayern ist fällig, Haaland knackt Lewy und Dahoud fährt zur WM - die elf Thesen zum Bundesligastart.

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1. Die Bundesliga wird weiter an Attraktivität verlieren

von Daniel Buse

Für das Bundesliga-Eröffnungsspiel denkt sich die DFL immer etwas ganz Besonderes aus: Nachdem der FC Bayern als Serienmeister im Heimspiel am ersten Spieltag zuletzt meist den überforderten Gegnern keine Chance gelassen hat, muss es diesmal etwas Neues sein. Es geht für den FCB nach Gladbach - und damit darf die Liga im Klassiker der Vergangenheit auf mehr Spannung als zuletzt zu hoffen. Ein würdiger Auftakt in die neue Saison.

Doch die Bundesliga ist halt nicht nur Gladbach vs. Bayern, sondern inzwischen auch viel Wolfsburg vs. Bochum, Bielefeld vs. Freiburg und Augsburg vs. Hoffenheim. Alles Duelle, die am ersten Liga-Wochenende auf dem Spielplan stehen - und die den neutralen Fußball-Fan in Deutschland kaum jucken dürften. Der Titel ist seit einer gefühlten Ewigkeit an den FC Bayern vergeben, dahinter probieren es Teams wie Leipzig und Dortmund vergeblich, die Münchner Dominanz zu brechen. Und dahinter kommt der große Rest, Augsburg vs. Hoffenheim halt.

Mit dem Abstieg des FC Schalke 04 und von Werder Bremen haben sich zwei Klubs verabschiedet, die immerhin noch eine gewisse Strahlkraft hatten, die interessierten, aufregten oder begeisterten. Der Platz-Tausch mit den beiden Aufsteigern aus Fürth und Bochum veranschaulicht, wie groß der Verlust für die Liga ist.

Das Gerede, dass die zweite Liga jetzt die neue erste Liga ist, ist zwar deutlich übertrieben, aber acht der 18 mitgliederstärksten Klubs Deutschlands spielen aktuell im Unterhaus. Für das Interesse an der Zweiten Liga ist das schön und gut - für die Bundesliga allerdings nicht.

2. David Raum wird der deutsche Newcomer der Saison

von Louis Loeser

Bereits vor dem Aufstieg von Greuther Fürth stand fest, dass David Raum in dieser Saison in der Bundesliga auflaufen wird. Im Januar verkündete die TSG Hoffenheim die ablösefreie Verpflichtung des Linksverteidigers und landete damit schon frühzeitig heimlich still und leise einen Transfercoup.

Raum war in der Aufstiegssaison der Kleeblätter Schlüsselspieler und verpasste kein einziges Pflichtspiel. Auf der linken Seite zeigte er alle Qualitäten, die einen modernen Außenverteidiger ausmachen und schaltete sich immer wieder ins Offensivspiel ein. Dabei lieferte er regelmäßig punktgenaue Hereingaben und sammelte insgesamt 15 Assists - geteilter Ligahöchstwert (mit Robert Zulj, VfL Bochum).

Auch bei der U21-Europameisterschaft knüpfte Raum an seine starken Leistungen an. Insgesamt zehn Flanken - und damit doppelt so viele wie jeder andere Akteur - brachte der gelernte Offensivspieler an den Mann und trug zwei Torvorlagen zum EM-Titel bei. Fast als Blaupause ergänzte ihn dabei Ridle Baku vom VfL Wolfsburg auf der rechten Abwehrseite. Beide sind sie genau der schnelle, offensivstarke und moderne Typ Außenverteidiger, den die A-Nationalmannschaft seit Jahren sucht.

"Dann wird immer wieder gesagt, dass wir keine Außenverteidiger mehr haben. Dann sind David Raum und Ridle Baku auf einmal da", stellte auch Matthias Sammer nach der U21-EM im Interview mit dem Focus fest und zeigte damit bereits an, wie die Zukunft der DFB-Elf unter Hansi Flick aussehen könnte.

In Hoffenheim ist Raum derweil genau das fehlende Puzzle-Stück. Seit dem Abgang von Nico Schulz zum BVB herrscht auf der linken Abwehrseite der Kraichgauer Unbeständigkeit. Weder die Umschulung von Flügelspieler Robert Skov noch die Leihe von Ryan Sessegnon (Tottenham Hotspur) konnten daran etwas ändern. Raum hat hingegen das passende Anforderungsprofil.

Im variablen System von Sebastian Hoeneß kommen die Stärken des 23-Jährigen perfekt zur Geltung. Sowohl in der Vierer- als auch in der Dreierkette hat Raum offensiv viele Freiheiten und wird regelmäßig mit Diagonalbällen gefüttert.

3. Die Abgänge von Alaba und Boateng werden zum Problem

von Oliver Maywurm

Jerome Boateng stand in 29 von 34 Bundesligaspielen der vergangenen Saison in der Startelf des FC Bayern, David Alaba in deren 30. Oft bildeten sie dabei gemeinsam die Innenverteidigung. Ab dieser Saison werden beide dem Rekordmeister bekanntlich nicht mehr zur Verfügung stehen: Alaba wechselte zu Real Madrid, Boateng hat nach seinem Vertragsende in München bis dato noch keinen neuen Verein gefunden.

Klar: Mit Dayot Upamecano hat Bayern einen der besten Innenverteidiger der Liga neu dazu geholt, mit Lucas Hernandez und Niklas Süle stehen zwei weitere zentrale Abwehrspieler mit riesigem Potenzial zur Verfügung und dann wären da ja auch noch die aufstrebenden Talente Tanguy Nianzou und Chris Richards. Dennoch werden die Abgänge von Alaba und Boateng in der öffentlichen Wahrnehmung meiner Meinung nach unterschätzt.

Rein sportlich brechen da schließlich zwei Eckpfeiler der Defensive weg. Alaba war über die letzten Jahre über jeden Zweifel erhaben, Boateng fand unter Hansi Flick wieder zurück zu alter Form - und beide zählen weiterhin zu den besten Abwehrspielern im Weltfußball. Ob Bayern diesen Verlust adäquat kompensieren kann? Upamecano muss sich erst in der neuen Umgebung zurechtfinden und beweisen, dass er auch dem Druck beim FC Bayern Stand hält. Süle konnte nach seiner schweren Knieverletzung bis dato nicht die alte Verfassung wiedererlangen, Hernandez ist sehr verletzungsanfällig, Nianzou und Richards brauchen noch die beim FCB bekanntlich meist fehlende Zeit zum Lernen.

Und was noch schwerer ins Gewicht fällt als der sportliche Aspekt, ist die Tatsache, dass mit Alaba und Boateng zwei Persönlichkeiten den Klub verlassen haben. Zwei Identifikationsfiguren, zwei Respektspersonen, zwei Wortführer, die auf einen riesigen Erfahrungsschatz zurückgreifen können und so gut wie alles gewonnen haben, was es zu gewinnen gibt.

Aus solch hochkarätigen Abgängen ergeben sich auch in der Kabine neue Strömungen, zudem fallen zwei Anker des Teams weg. Es gibt weniger Schultern, auf die die Last verteilt werden kann - was gerade in Bayerns aktueller Situation mit neuem Trainer und schwieriger Vorbereitung durchaus problematisch erscheint.