BVB - Mahmoud Dahouds Aufstieg unter Trainer Edin Terzic: Der Aussortierte verursacht positive Kopfschmerzen

Von Tim Ursinus
Dahoud ist aktuell gesetzt beim BVB.
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Borussia Dortmund reitet rechtzeitig zum Kracher gegen den FC Bayern (Samstag, 18.30 Uhr im LIVETICKER) auf einer Erfolgswelle. Neben den Ausnahmekönnern Erling Haaland und Jadon Sancho stach zuletzt ein weiterer Akteur, der schon abgeschrieben schien, heraus: Mahmoud Dahoud. Der 25-Jährige zeigte, was ihn für den BVB und Trainer Edin Terzic so wertvoll macht.

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Noch eine Woche vor der denkwürdigen 1:5-Klatsche gegen den VfB Stuttgart, die Lucien Favre den Job als BVB-Trainer kostete, hatte Dahoud beim 1:1 bei Eintracht Frankfurt in der Startelf gestanden. Danach, also in Folge der Amtsübernahme von Edin Terzic, fand er sich nur an einem bei Profis besonders unbeliebten Ort wieder. Dem Abstellgleis.

Der 38-Jährige hatte den Mittelfeldspieler nach einer hitzigen Auseinandersetzung im Training kurzfristig suspendiert. Nicht zum ersten Mal seit Dahouds Wechsel von Gladbach nach Dortmund (2017) geisterten Abwanderungsgerüchte durchs Ruhrgebiet. Medienberichten zufolge hätte er die Schwarzgelben bei einem passenden Angebot im Winter verlassen können. Allen voran sollen Olympique Marseille und die AS Monaco ihr Interesse bekundet haben. Dahoud blieb und ist aktuell kaum noch aus der Startelf wegzudenken.

Rund zwei Monate verstrichen, bis ihm Terzic im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Sevilla erstmals von Beginn an eine Chance gab. Dahoud profitierte vom wohl bestmöglichen Ausfallgrund, den ein Mitspieler haben kann: Thomas Delaney und seine Frau erwarteten das erste Mal Nachwuchs, weshalb der Däne die Reise nach Andalusien nicht antrat und in Deutschland blieb.

Es wurde Dahouds Abend! Der zweifache Nationalspieler erzielte den wichtigen Ausgleich beim 3:2-Sieg gegen den Europa-League-Rekordsieger mit einem Schlenzer aus 25 Metern. Noch viel wichtiger: Er stach als Waffe im für Terzics Spielweise so wichtigen Umschaltspiel hervor.

Dahoud traf bei seiner Startelf-Rückkehr zum wichtigen 1:1 gegen Sevilla.
© getty
Dahoud traf bei seiner Startelf-Rückkehr zum wichtigen 1:1 gegen Sevilla.

BVB: Dahoud das Gesicht des Dortmunder Aufschwungs

"Mo sticht durch das Tor heraus. Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht und ist ein total wichtiger Bestandteil unseres Kaders, auch wenn er zuletzt ein bisschen außen vor war", sagte der BVB-Coach nach der Partie. Dahoud avancierte zum Gesicht des Aufschwungs, an den in Dortmund unter Terzic viele nicht mehr geglaubt hatten.

Zwar wurde immer wieder beteuert, man befinde sich "auf dem Weg der Besserung" (Hummels), doch nach der bitteren 1:2-Niederlage in Freiburg und dem hergeschenkten Sieg gegen Hoffenheim (2:2) schien sich der BVB aus dem Kampf um die Champions-League-Qualifikation verabschiedet zu haben.

Borussia Dortmund auf Platz fünf in der Bundesliga

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München2367:323552
2.RB Leipzig2343:202350
3.Wolfsburg2337:191845
4.Eintracht Frankfurt2346:321442
5.Borussia Dortmund2348:311739
6.Bayer Leverkusen2341:261537

Dahoud bereitet Terzic "Kopfschmerzen"

Vier Tage nach dem Sevilla-Triumph war Dahoud im Revierderby erneut unter den ersten elf Spielern der Borussia auf dem Aufstellungszettel zu finden. Beim hochverdienten 4:0 auf Schalke zeigte er neben seiner Klasse am Ball auch sein Gespür für taktisches Verhalten in Pressingsituationen.

Es sei "nicht so einfach", wenn man so lange nicht gespielt habe, sagte der neue alte Ballverteiler im BVB-Feiertagsmagazin und berichtete von einem Brief, den er nach dem Derbysieg an seinem Auto gefunden hatte: "Darauf stand: 'Danke für den Derbysieg, Mo'. Das war schon ein bisschen verrückt."

Doch nicht nur von den BVB-Anhängern erhält Dahoud große Anerkennung. "Ich habe eine sehr enge Beziehung zu Mo", schlug Terzic vor der nächsten Pflichtaufgabe in der Bundesliga gegen Bielefeld versöhnliche Töne an und schob vielsagend nach: "Ich habe oft zu ihm gesagt, er soll dafür verantwortlich sein, dass ich Kopfschmerzen habe, wenn ich über die Aufstellung nachdenke. Er musste sich oft gedulden und hat eine sehr gute Reaktion gezeigt. Das freut mich." Dahoud zeige nun auf dem Platz endlich das, was er im Training eigentlich ständig mache.

Terzic hat nach der Suspendierung im Dezember wieder ein gutes Verhältnis zu Dahoud.
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Terzic hat nach der Suspendierung im Dezember wieder ein gutes Verhältnis zu Dahoud.

BVB: Dahoud hat sich unter Terzic festgespielt

Dahoud bedankte sich kurz nach dem Pausenpfiff mit dem so wichtigen Tor zur Führung und stellte die Weichen für den 3:0-Sieg über die Arminia. Dass er sich unter der Woche beim Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale gegen seinen Ex-Klub Gladbach beim Stand von 1:0 kurz vor Schluss die Gelb-Rote Karte abgeholt hatte (Terzic: "Das ist der störende Punkt heute"), dürfte an der Tatsache, dass sich der 25 Jahre alte Deutsch-Syrer festgespielt hat, nichts ändern.

Auch eine Zukunft des "Kopfschmerzen"-Verursachers von Terzic über den Sommer hinaus scheint angesichts der jüngsten Leistungen und der langwierigen Verletzung von Axel Witsel (Achillessehnenriss) alles andere als unwahrscheinlich.

"Mein Kompliment geht an Mo, der in den beiden vergangenen Spielen einen Schritt nach vorne gemacht hat", sagte Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl vor dem Bielefeld-Spiel lobend: "Um seine fußballerischen Fähigkeiten wissen wir schon lange, aber zuletzt hat er auch klar und erwachsen gespielt. Man spürt, wie er durch die jüngsten Einsätze aufblüht." Auch Dahoud, dessen Vertrag im Sommer 2022 ausläuft, sieht sich noch nicht an seinem Leistungs-Maximum angekommen.

"Wenn man Spiel für Spiel hat, kann man sich immer weiter steigern. Das versuche ich gerade. Ich finde, ich kann noch besser auftreten", sagte er. Und im Hinblick auf die kurzfristigen Ausfälle von Jadon Sancho, Raphael Guerreiro und Giovanni Reyna werden seine wiedergefundenen Fähigkeiten gegen den FC Bayern am Samstag mehr denn je gebraucht.

Mahmoud Dahoud im Steckbrief

NationalitätDeutschland
Geburtsdatum01.01.96
GeburtsortAmouda, Syrien
PositionMittelfeld
Größe1,78 m
FußRechts
Bisherige ProfistationenBorussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund
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