Sasa Kalajdzic vom VfB Stuttgart im Interview: "Früher habe ich am Bauernhof oft selbst mitgeholfen"

Nach drei Jahren bei Admira Wacker wechselte Sasa Kalajdzic 2019 zum VfB Stuttgart.
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Kalajdzic: "Da kannst du nicht mit 'Hey, Servas!' kommen"

Sie spielten im Nachwuchs von First Vienna und wechselten mit 16 zur Erwachsenenmannschaft des SR Donaufeld, wo Sie in der drittklassigen Regionalliga debütierten. Wie schwer ist Ihnen die Umstellung gefallen?

Kalajdzic: Bei meinem Wechsel dachte ich: Ich bin aus der Vienna-Jugend - das ist eine gute Adresse im Wiener Nachwuchsfußball - und kann in Donaufeld gleich mithalten. Aber recht bald merkte ich, dass der Hase anders läuft. Bei den Erwachsenen war alles anders, als ich es von den Nachwuchsmannschaften gewöhnt war. Bis dahin hatte ich im Fußball nur mit Gleichaltrigen zu tun, auf einmal saß ich in der Kabine neben 30-Jährigen, die ernste Erwachsenen-Gespräche führen. Da kannst du nicht mit "Hey, Servas!" kommen. Da musst du Respekt zeigen und dir Respekt verdienen. Donaufeld hatte damals eine starke Mannschaft. Es war schwer, einen Stammplatz zu bekommen, aber am Ende habe ich es trotzdem geschafft.

Wie war der Teamspirit in der Mannschaft?

Kalajdzic: Super! Viele Spieler sind nach dem Training gemeinsam in die Kantine gegangen, haben dort ein Bier getrunken, Karten gespielt oder nur geredet. In dieser Hinsicht hatte ich aber auch bei meiner nächsten Station Admira Glück, auch dort gab es einen überragenden Teamspirit.

Neulich meinten Sie, dass sie das Eis des Eissalons Trento in Wien vermissen. Haben Sie in Stuttgart schon einen Ersatz gefunden?

Kalajdzic: Gleich nach meiner Ankunft wurde mir eine Eisdiele empfohlen, die wirklich sehr gut ist. Hin und wieder hole ich mir da ein Eis, meisten etwas Fruchtiges wie Erdbeere oder Waldbeere. Adrian Grbic (spielte im Nachwuchs für Stuttgart, Anm. d. Red.) hat mir bei der Nationalmannschaft noch eine andere Eisdiele in Stuttgart empfohlen, die habe ich aber noch nicht ausprobiert.

Im Oktober standen Sie erstmals im Kader der österreichischen Nationalmannschaft. Hansi Flick erzählte mal, dass sich David Alaba beim FC Bayern besonders intensiv um die Neuzugänge kümmert. War das bei der Nationalmannschaft genauso?

Kalajdzic: Ich habe David in den paar Tagen als sehr fröhlichen, offenen Mensch kennengelernt. Wirklich viel hatte ich mit ihm aber noch nicht zu tun, weil ich mich bewusst etwas im Hintergrund gehalten habe. Ich bin keiner, der irgendwo hinkommt, sich groß aufdrängt und viel Lärm macht.

Kalajdzic über Besuche in Bosnien und Herzegowina

Theoretisch hätten Sie auch für die serbische Nationalmannschaft spielen können. Ihre Großeltern sind in Bosnien und Herzegowina lebende Serben. Wie eng ist der Kontakt in die Heimat Ihrer Vorfahren?

Kalajdzic: Einmal im Jahr bin ich bei meinen Großeltern zu Besuch. Ich genieße es immer sehr, das Stadtleben hinter mir zu lassen und im Dorf abzuschalten. Dort gibt es nichts Modernes, dafür aber viele Tiere. Früher habe ich am Bauernhof oft selbst mitgeholfen. Ich gehe gerne spazieren, genieße im Sommer die Sonne und im Winter den Schnee. Mit den anderen jungen Leuten fetzen wir uns dann die Schneebälle um die Köpfe. Das ist perfekt zum Abschalten.

Sasa Kalajdzic (r.) und Gregor Kobel organisierten einen Basketballkorb für das Trainingsgelände des VfB Stuttgart.
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Sasa Kalajdzic (r.) und Gregor Kobel organisierten einen Basketballkorb für das Trainingsgelände des VfB Stuttgart.

Mit einer Körpergröße von zwei Metern haben Sie die perfekte Statur für Basketball. Spielen Sie manchmal?

Kalajdzic: Meine Nummer eins war zwar immer Fußball, trotzdem spiele ich sehr gerne Basketball. Derzeit häufig mit Gregor Kobel, mit dem ich mir intensive Matches liefere. Im Sommer haben wir sogar einen Korb für das Trainingsgelände organisiert. In der Kabine reden wir oft über die NBA. Nicht nur Gregor und ich, sondern auch viele andere.

Haben Sie in der NBA einen Lieblingsklub?

Kalajdzic: Keinen Lieblingsklub, dafür aber einige Lieblingsspieler: allen voran James Harden. Seine Spielweise fasziniert mich und mit seinem Bart ragt er auch optisch heraus. Ich finde ihn als Typen genial.

Im Fußball haben Sie Ihren Lieblingsklub schon verraten: den FC Liverpool. Wie kam es dazu?

Kalajdzic: Mit sieben Jahren habe ich das Champions-League-Finale von 2005 gesehen, als Liverpool gegen den AC Milan ein 0:3 aufholte und im Elfmeterschießen gewann. Das hat mich gepackt.

Waren Sie schon mal an der Anfield Road?

Kalajdzic: Ja, vor ungefähr zwei Jahren mit meinem Bruder und zwei Freunden. Als ich die Anfield Road betrat und dann die Hymne hörte, fühlte ich mich wie ein kleines Kind. Vor dem Spiel haben wir uns City Bikes ausgeborgt und sind die ganze Stadt abgefahren. Das war absolut überragend.

Sasa Kalajdzics Leistungsdaten im Profifußball

SaisonKlubPflichtspieleToreAssists
2017/18Admira Wacker2047
2018/19Admira Wacker1585
2019/20VfB Stuttgart611
2020/21VfB Stuttgart933