FC Bayern Münchens Jüngster in Doha: Das 16-jährige Bayern-"Biest" Bright Arrey-Mbi im Porträt

Von Dennis Melzer
Bright Arrey-Mbi gilt als großes Talent.
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Bright Arrey-Mbi ist mit 16 Jahren der Jüngste im Trainingslager der Bayern. Zwei Etablierte sind voll des Lobes über das einstige Chelsea-Juwel.

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Schnell und wuchtig trommelten die durchtrainierten Beine von Bright Akwo Arrey-Mbi auf das satte Grün des Trainingsplatzes. Hinter ihm versuchte David Alaba, mit zwei an einem Zuggeschirr befestigten Griffen bewaffnet, seinen Vordermann so lange wie möglich am Davoneilen zu hindern. Der Österreicher hatte sichtlich Mühe und dürfte jedes Mal aufs Neue froh gewesen sein, die straffen Zügel endlich loszulassen.

Alaba arbeitete in Teilen des Aufwärmprogramms mit dem "Küken", wie Arrey-Mbi im Vorfeld des Trainingslagers in Doha aufgrund seines Alters medial bezeichnet wurde, zusammen. Mit einem frischgeschlüpften, gebrechlichen Vogel hat der erst 16 Jahre alte Jugendspieler jedoch rein gar nichts gemein. Vielmehr steht der gebürtige Kaarster seinen älteren, etablierten Teamkollegen - zumindest aus physischer Sicht - in kaum etwas nach.

"Körperlich sah ich so aus wie er", scherzte Joshua Kimmich in der Medienrunde, als er seine Zeit als 16-Jähriger Revue passieren lassen sollte. "Nein", stellte der daraufhin klar: "Bright ist schon ein Biest. Da merkt man schon, dass er den einen oder anderen Muskel am Körper hat." Er selbst sei in Arrey-Mbis Alter "weit davon entfernt" gewesen, mit den Bayern-Profis ins Trainingslager mitzufahren. "Damals hatte ich im 1994er-Jahrgang zu kämpfen, überhaupt in der U17 zu spielen."

Doch nicht nur die körperliche Beschaffenheit Arrey-Mbis schien Kimmich zu imponieren. "Er macht das wirklich gut. Es hat mich im Training überrascht, dass er überhaupt nicht schüchtern ist. Er geht richtig in die Zweikämpfe und verfügt über eine gewisse Ruhe am Ball." Viel mehr könne er aber wegen der kurzen gemeinsamen Zeit noch nicht über den Neuling sagen.

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Ex-Trainer über Arrey-Mbi: "... was für ein Potenzial in ihm steckt"

Doch wer ist der Youngster, der es als Jüngster ins Trainingslager-Aufgebot schaffte? Das Fußballspielen lernte Arrey-Mbi in seiner Geburtsstadt, bei der SG Kaarst. Markus Stenten, bis 2014 Trainer des Halb-Engländers, erinnerte sich kürzlich im Gespräch mit der Rheinischen Post: "Er kam in der F-Jugend zu uns und konnte noch nicht wirklich viel mit dem Ball anfangen. In den ersten vier bis fünf Jahren hat er sich aber dann fußballerisch überragend entwickelt. Diese Verbindung von fußballerischer Qualität und körperlichen Voraussetzungen ließ erahnen, was für ein Potenzial in ihm steckt."

Potenzial, das Stenten dazu veranlasste, das Eigengewächs bei einem Profiklub unterzubringen. Ein Probetraining bei Fortuna Düsseldorf brachte zunächst nicht den gewünschten Erfolg, die Scouts der Rheinländer lehnten Arrey-Mbi ab, Borussia Mönchengladbach wollte den Defensivmann zunächst nicht einmal einladen, ließ sich von Stenten aber dann doch davon überzeugen, wenigstens einen Blick auf dessen Qualitäten zu werfen. Tatsächlich überzeugte Arrey-Mbi die Fohlen-Nachwuchstrainer.

Zu einem Wechsel sollte es allerdings nicht kommen, weil seine Mutter im Sommer 2014 beruflich nach England gehen musste und ihren Sohn mitnahm. Auf der Insel heuerte der Linksfuß zunächst beim Bedford FC an, ehe es über die Station Norwich City zum großen FC Chelsea ging. Bei den Blues wusste Arrey-Mbi gleich zu gefallen, spielte sich mit seinen starken Leistungen sogar 2018 in die U15-Auswahl der Three Lions. Nach acht Spielen im Dress der englischen Jugendnationalmannschaft wechselte er den Verband, mittlerweile läuft er für den Nachwuchs des DFB auf.

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Bayern-Spieler schwärmen von Arrey-Mbi

Im Sommer vergangenen Jahres sicherten sich schließlich die Bayern Arrey-Mbis Dienste und eisten den Innenverteidiger gemeinsam mit Jamal Musiala von den Blues los. "Mit Jamal und Bright haben wir zwei hoffnungsvolle Talente für unsere Nachwuchsteams gewinnen können", verkündete Nachwuchschef Jochen Sauer im Anschluss. "Wir sind überzeugt von ihren Qualitäten und ihrem Entwicklungspotenzial und gehen davon aus, dass sie sich schnell bei uns am Campus eingewöhnen werden."

Offenbar verlief der Eingewöhnungsprozess bestens. Obwohl Arrey-Mbi alterstechnisch noch für die U17 des Rekordmeisters infrage käme, zählt er unter dem Trainer-Team Danny Schwarz und Martin Demichelis zu den Stammkräften in der U19. In der Youth League absolvierte er alle sechs Gruppenspiele über die volle Distanz und steuerte gegen Tottenham Hotspur sogar einen Treffer bei. Auf dem Weg zum Profi ist der Trip mit den Arrivierten für Arrey-Mbi der nächste Schritt. "Nur da lernen sie, was ein Lewandowski macht, ein Thiago, ein Kimmich", hatte FCB-Trainer Hansi Flick, der neben Arrey-Mbi etliche andere Talente mit nach Katar nahm, seine Entscheidung begründet.

Flicks Plan, die jungen Spieler ans Profi-Team heranzuführen, scheint konkret in Arrey-Mbis Fall aufzugehen, äußerte sich nämlich nicht nur Kimmich in Doha positiv über den Rohdiamanten. Auch Trainingspartner Alaba fand ausschließlich lobende Worte. "Sehr positiv", sei der bisherige Eindruck, erklärte der 27-Jährige auf Nachfrage von SPOX und Goal.

Alaba führte aus: "Er fügt sich super im Training ein. Seine Athletik und sein Spielverständnis sind schon sehr weit. Wir hatten zwei Taktiktraining-Einheiten, da hat er als Innenverteidiger keinen einzigen hohen Ball gespielt. Das ist mir aufgefallen. Ich sehe bei ihm viel Potenzial." Arrey-Mbi wird das positive Feedback sicherlich freuen. Vielleicht lässt er es aus Rücksicht auf Alaba in der nächsten Zuggeschirr-Übung nun etwas ruhiger angehen.

Bright Arrey-Mbi im Steckbrief

Geboren26. März 2003 in Kaarst
PositionInnenverteidigung
Starker FußLinks
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