RB Leipzig - Tyler Adams im Interview: "Bereue keine einzige verpasste Party"

Von Robin Haack
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Hat Sie diese Erfahrung gelehrt, noch dankbarer zu sein?

Adams: Meine Mutter hat für mich auf viel verzichtet und alles getan, mich glücklich zu machen. Während ich in der Schule war, hat sie gearbeitet und ist direkt im Anschluss mit mir nach New Jersey zur Akademie gefahren. Meine Mutter war immer mein großes Vorbild und es ist mein Ziel, meinen eigenen Kindern eines Tages ähnliche Werte zu lehren, wie sie es bei mir getan hat.

Welche Rolle spielt Ihre Mutter heute in Ihrem Leben?

Adams: Inzwischen unterstützt sie mich anders als zu der Zeit, in der ich noch zu Hause gewohnt habe. Aber sie ist noch immer der wichtigste Mensch für mich. Es war schwer für sie, mich nach Deutschland ziehen zu lassen. Die Familie ist das Allerwichtigste für mich.

Über sich selbst sagen Sie, Sie sind ein "Mama-Kind". Wie schwer fällt es Ihnen, nun so weit von Ihrer Familie entfernt zu leben?

Adams: Meine Mutter war alleinerziehend und lange Zeit die einzige Bezugsperson in meinem Leben. Wir sind zusammen durch schwere Zeiten gegangen. Sie war für mich da, und ich war für sie da. Natürlich ist es aktuell nicht einfach, so weit von zu Hause entfernt zu sein. Aber ich bin nicht der Typ, der großes Heimweh hat. Ich lebe meinen Traum. Fußball macht mich glücklich und ich versuche, so viel zu spielen wie möglich. Einerseits ist es für meine Familie zwar schwer, dass ich so weit weg bin, doch andererseits sind sie meine größten Fans und schauen jedes Spiel von mir.

Dabei wäre es doch normal, Heimweh zu haben. Sind Sie wirklich so cool?

Adams: Es ist wirklich verrückt. Trotz der Entfernung habe ich täglich Kontakt zu meiner Familie - egal ob mit meinem Bruder, meiner Mutter oder meinen Großeltern. Ich weiß, dass sie mich unterstützen und immer für mich da sind, wenn ich sie brauche.

Zu Weihnachten haben Sie Ihrer Mutter einen neuen Mercedes geschenkt. Wie hat sie reagiert?

Adams: (lacht) Die Geschichte hat etwas Ironisches, da sie zu diesem Zeitpunkt auf Krücken ging und gar nicht fahren durfte. Verglichen mit dem, was sie für mich getan hat, war es nur eine winzig kleine Geste. Weil sie mich in den vergangenen Jahren unzählige Kilometer durch New York gefahren hat, dachte ich, sie hat ein neues Auto verdient. Zu sehen, wie sehr sie sich darüber gefreut hat, bedeutet mir alles. Meine Mutter hätte niemals gefordert, dass ich ihr ein solch teures Geschenk mache, aber in meinem Inneren wusste ich, dass sie es einfach verdient.

Auch Ihre Freundin lebt noch in den USA. Wie schwer fällt Ihnen die Fernbeziehung?

Adams: Man muss diese Phase einfach überstehen. Ich bin davon überzeugt, dass die Zeit kommt, in der alles passt und wir auch zusammen leben können. Noch geht sie aufs College und arbeitet an ihrem Diplom.

Als Sie in Leipzig vorgestellt wurden, haben Sie gesagt, dass die Momente abseits des Platzes, die größte Herausforderung für Sie werden. Wie kommen Sie bislang in Deutschland zurecht?

Adams: Um ehrlich zu sein, läuft alles viel besser, als ich es mir vorgestellt habe. Eine neue Stadt, eine neue Kultur und neue Restaurants zu erkunden, macht mir riesigen Spaß. Als ich vor meiner Vertragsunterschrift in Deutschland gelandet bin, wütete ein Schneesturm und ich wäre am liebsten sofort zurück nach New York geflogen. (lacht) Doch das Wetter ist besser, als ich dachte, und ich fühle mich in Leipzig sehr wohl. Die Mannschaft hat mich toll aufgenommen. In kurzer Zeit habe ich gute Freunde gefunden. Da das Team sehr jung ist, kann man wirklich mit jedem Mitspieler Zeit verbringen.

Mit welchem Mannschaftskameraden verstehen Sie sich am besten?

Adams: Emile Smith-Rowe ist ebenfalls neu in Deutschland, in meinem Alter und spricht Englisch. Doch auch Matheus Cunha ist ein wirklich cooler Typ. Seit ich hier bin, hat er mir enorm geholfen. Er spricht zwar weder fließend Deutsch noch Englisch, doch wir verstehen uns einfach sehr gut. Er und seine Freundin wohnen im gleichen Haus wie ich, daher verbringen wir viel Zeit miteinander.

Was ist die verrückteste Erfahrung, die Sie in Deutschland bisher gemacht haben?

Adams: Als ich im Januar in Deutschland angekommen bin, konnte ich praktisch kein Deutsch und habe nur einzelne Wörter verstanden. Im Supermarkt wollte ich kurz nach meiner Ankunft Lebensmittel einkaufen und mit Karte zahlen. Ich steckte meine EC-Karte also ins Kartenlesegerät, doch es funktionierte nicht. Die Kassiererin konnte kein Englisch hat mir mit Händen und Füßen versucht zu erklären, dass ich meine PIN eingeben muss, doch ich habe es einfach nicht verstanden. Schlussendlich habe ich in bar bezahlt und wir haben beide gelacht.

Was war das lustigste, das Sie in Deutschland erlebt haben?

Adams: Auch wenn meine Mutter es nicht gerne hören wird. Als ich mit Emile im Auto unterwegs war, wurden wir geblitzt und das rote Licht hat mich total erschreckt. Das fanden wir ziemlich lustig. (lacht)