BVB-Leihspieler Felix Passlack im Interview: "Ich sehe mich überhaupt nicht als Juwel"

Felix Passlack war zuletzt vom BVB an Hoffenheim und Norwich City ausgeliehen.
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Was nehmen Sie aus diesem ersten Auslandsaufenthalt Ihrer Karriere nun mit: Was war für Sie der größte Unterschied zu Deutschland?

Passlack: Die zweite englische Liga ist viel intensiver als die Bundesliga. Auch die Vorbereitung ist deutlich härter. Dazu hat man viel mehr Spiele, zahlreiche englische Wochen und natürlich keine Winterpause. Ich will nicht sagen, dass ich das Training extrem anstrengend fand, aber es war schon sehr fordernd. Da muss man sich recht häufig auf den Behandlungstisch legen und die Muskeln bearbeiten lassen.

Wie erging es Ihnen dort privat?

Passlack: Dass es Bohnen und Würstchen zu jedem Frühstück gibt, war schon gewöhnungsbedürftig. Ansonsten war ich positiv überrascht, denn England ist doch gar nicht so grau, wie ich immer dachte. (lacht) Norwich hat die meisten Sonnenstunden im Land, es gibt schöne Parks - mir hat es dort gefallen.

Blicken wir noch etwas weiter in die Vergangenheit zurück: Als Sie im August 2017 nach Hoffenheim verliehen wurden, damals wechselte Jeremy Toljan von der TSG zum BVB, haben Sie mit Ihrem neuen Team keine gemeinsame Vorbereitung bestritten. War das bereits gewissermaßen der Anfang vom Ende?

Passlack: Es war jedenfalls ziemlich problematisch für mich. Man weiß ja, wie Julian Nagelsmann Fußball spielen möchte. Dann ohne eine einzige gemeinsame Einheit am letzten Tag der Transferperiode zu ihm zu kommen, war sehr schwierig - auch wenn mir das Training unter ihm in meiner Entwicklung sehr geholfen hat.

Wie kam es dazu, dass der Wechsel erst so spät klappte?

Passlack: Der Deal konnte leider nur als Paket über die Bühne gehen. Hoffenheim wollte mich bereits Anfang August ausleihen. Ich wäre zu diesem Zeitpunkt auch gerne gewechselt. Der BVB hat dem aber zunächst einen Riegel vorgeschoben. Erst als das Interesse an Toljan da war, kam die Sache wirklich in Schwung, hat letztlich aber länger gedauert - für mich zu lange.

"Wir wünschen ihm in Hoffenheim so viel Spielpraxis wie möglich und glauben, dass er bei TSG-Trainer Julian Nagelsmann gut aufgehoben ist", sagte Sportdirektor Michael Zorc damals. Nagelsmann erklärte später, dass Sie mit "nullkommanull Rhythmus" aus der Vorsaison kamen. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe, weshalb es nicht geklappt hat?

Passlack: Ich muss ganz klar sagen, dass ich dort mein Leistungsniveau nicht erreicht habe. Entsprechend gibt es da auch keinen Vorwurf an irgendjemanden. Hoffenheim hat in diesem Jahr die erfolgreichste Bundesligasaison der Vereinshistorie gespielt. Da wurde es im Verlauf immer schwerer für mich, einen Zugang zum 18er-Kader zu finden. Ich durfte zwar in der Europa League spielen, doch da war nach der Gruppenphase leider schon Schluss.

Wie sahen denn die Gespräche mit Nagelsmann vor Ihrem Wechsel aus, welche Perspektive wurde Ihnen aufgezeigt - er wird ja von Ihren Spieldaten aus der Vorsaison gewusst haben?

Passlack: Der ursprüngliche Plan war, zumindest noch Teile der Vorbereitung in Hoffenheim mitzumachen, dort wieder in einen besseren Rhythmus zu kommen und so gute Chancen auf einen Platz im Team zu haben. Durch den verspäteten Wechsel, erst recht, wenn man am letzten Tag der Transferperiode wechselt, bekam ich natürlich schon ein etwas schlechtes Gefühl bei der Sache. Es war ja klar, dass sich die Mannschaft bis dato schon fürs Erste eingespielt hat und einem nicht mehr alle Türen offenstehen.

Statt in der Bundesliga und Europa League kickten Sie in der Rückrunde plötzlich in der Regionalliga Südwest gegen Teams wie Stadtallendorf und Schott Mainz. War das die sportlich schwierigste Zeit Ihrer Karriere?

Passlack: Wahrscheinlich schon. Dieses Jahr war wirklich für die Katz. Irgendwann ging es nur noch darum, überhaupt noch halbwegs regelmäßig zum Einsatz zu kommen. Daher war es mir zu diesem Zeitpunkt auch relativ egal, ob das nun in der Regionalliga war. Wenn du als Fußballer nicht zum Kicken kommst, das ist das Allerschlimmste.

Wurde die Leihe deshalb beendet, weil sie sportlich einfach keinen Sinn mehr ergab oder weil Farke bereits an Ihnen baggerte?

Passlack: Beides. Wir haben gemeinsam überlegt, was das Beste für mich ist. Die Kommunikation mit Julian Nagelsmann war immer da. Er hat mir schließlich ans Herz gelegt, mich woanders zu versuchen. Daniel Farke wollte mich eigentlich auch schon in der Winterpause verpflichten. Da ich aber zu Beginn dieser Saison schon für Dortmund auflief, dazu noch für Hoffenheim, war das keine Option. Man darf ja pro Spielzeit nur für zwei Vereine auflaufen.

Nagelsmann gilt als sehr kommunikativer Trainer, der im Training viel fordert und gerade im taktischen Bereich einen hohen Anspruch hat. Wie groß war die Umstellung für Sie?

Passlack: Nicht besonders groß, denn ich hatte ja schon eineinhalb Jahre lang unter Thomas Tuchel gearbeitet. Beide lassen inhaltlich ziemlich ähnlich trainieren, es gibt viele gleiche Übungen. Man muss im Kopf immer da sein und darf nicht abschalten, sonst bekommt man direkt einen auf den Deckel. (lacht) Ich fand aber nicht, dass das zu viel Input oder zu psychisch fordernd für die Spieler ist. Man merkt dadurch ja, dass sich der Trainer sehr damit befasst, wo beim Gegner die Räume zu finden und aufzuhebeln sind.