Bayer darf den Schubert-Fehler nicht machen

Tayfun Korkut leitete am Montag seine erste Einheit als Trainer von Bayer Leverkusen
© getty

Bayer Leverkusen hat mit der Präsentation von Tayfun Korkut als Nachfolger von Roger Schmidt ein klares Zeichen in Richtung Übergang gesetzt. Aufgrund seiner Vorgeschichte kann Korkut nicht der Wunschkandidat für eine langfristige Zusammenarbeit sein, stattdessen soll im Sommer wohl ein dicker Fisch geangelt werden. Diesen Kurs muss der Verein konsequent halten - sonst sind Probleme programmiert. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Rabe.

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Julian Nagelsmann. Lucien Favre. Martin Schmidt. Die Liste von Bayer Leverkusens angeblichen Wunschkandidaten für den Trainerposten und die Nachfolge von Roger Schmidt liest sich prominent. Und vielversprechend. All diese (vermeintlich) dicken Fische haben allerdings eines gemeinsam: Sie sind frühestens im Sommer zu haben - wenn überhaupt.

Also haben Michael Schade und Rudi Völler erst einmal eine Übergangslösung präsentiert. Und die kommt nicht - wie es in diesen Tagen angesagt ist - aus den eigenen Reihen, sondern sie heißt Tayfun Korkut.

Korkut ist nicht der 1a-Kandidat

Korkut ist ein talentierter Trainer mit hervorragender Ausbildung und großem Potential. Aber: Aufgrund seiner Referenzen kann er nicht der 1a-Kandidat für einen Klub mit den Ansprüchen von Bayer Leverkusen sein.

Bei Hannover 96 musste er im April 2015 als Tabellen-15. gehen - übrigens nach einer 0:4-Klatsche gegen Bayer Leverkusen. Den 1. FC Kaiserslautern verließ er im vergangenen Winter als 13. mit dem schwächsten Angriff der 2. Liga (nur elf Tore in 17 Spielen). Das klingt nicht nach Champions-League-Ambitionen.

Deswegen kam die Verpflichtung des 42-Jährigen überraschend. Korkut kam zu dem Job in Leverkusen wie die Jungfrau zum Kinde.

Leverkusen auf dünnem Eis

Wenngleich Rudi Völler betont, dass "eine Verpflichtung über die Saison hinaus denkbar" sei, ist dem Engagement zwischen den Zeilen ein fetter Interimsstempel aufgedrückt.

Die Werkself begibt sich mit diesem zweigleisigen Kurs auf dünnes Eis. Denn was sind die Optionen?

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Korkut verpasst Europa und das Geschrei wird laut, ob es falsch war, Schmidt zu entlassen und stattdessen einen zuletzt nicht sonderlich erfolgreichen Trainer als Strohmann einzusetzen.

Oder aber Korkut gewinnt eine Vielzahl der ausstehenden elf Spiele, qualifiziert sich für Europa und der Verein ist ebenfalls in einer schwierigen Situation. Denn Wunschtrainer würde er dadurch noch lange nicht werden.

Und beim Potential von Leverkusen ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Trainerrotation einen Knoten löst und die drei Punkte zum wahrscheinlichen Europaplatz sieben noch überbrückt werden - völlig unabhängig davon, wer auf der Bank sitzt. Umso schwieriger wird es in diesem Fall sein, der Öffentlichkeit dennoch einen Trainerwechsel zu verkaufen.

Bayer Leverkusen muss den Kurs konsequent fahren

Doch dann wird Leverkusen gefordert sein, den aktuell angedachten Kurs zu fahren und einen der Wunschkandidaten zu verpflichten. Mit allen Konsequenzen.

Selbstverständlich hat Korkut eine faire Chance verdient, sich freizuschwimmen und zur 1a-Lösung zu entwickeln.

Welch schweren Stand ein Trainer allerdings haben kann, wenn er sich aus dem Status des Nicht-gerade-Wunschkandidaten aufgrund eines sportlichen Laufs zum Chef entwickelt, hat zuletzt Andre Schubert bei Borussia Mönchengladbach erlebt. Selbst die vorbildliche Rückendeckung der Gladbacher Vereinsführung half letztlich nicht. So einen Stempel bekommt man eben nur mit ganz viel Seife ab.

Tayfun Korkut im Steckbrief

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