Kommentar zum F1-Aus von Mick Schumacher: Die Hoffnung auf Michael 2.0 ist begraben

Von Christian Guinin
Mick Schumacher (l.) wird aller Voraussicht nicht an die Erfolge seines Vaters Michael (r.) anknüpfen können.
© getty

Das Formel-1-Aus für Mick Schumacher ist beschlossene Sache. Sein Rennstall Haas wird den auslaufenden Vertrag mit dem 23-Jährigen nicht verlängern, für Schumacher bedeutet das, dass er im kommenden Jahr nicht mehr in der Königsklasse antreten wird. Doch so viel Pech in diesen Umstand auch hineingespielt haben mag - er hat sich sein vorläufiges Aus primär selbst zuzuschreiben. Ein Kommentar.

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Wenn ein Grand Prix die 2022er-Saison von Mick Schumacher beschreiben müsste, dann wäre es wohl das Rennen auf dem Autodromo Jose Carlos Pace in Sao Paulo. Dort sah es lange Zeit nach einem guten Auftritt Schumachers aus, sogar Punkte waren in greifbarer Nähe. Etwa ab der Mitte des Rennens fehlte dem 23-Jährigen dann aber plötzlich die Pace. Er wurde nach hinten durchgereicht und beendete den vorletzten GP des Jahres auf einem unspektakulären 13. Rang.

Dieses Bild scheint sich wie ein roter Faden durch die Saison Schumachers zu ziehen. Einige Male sah es so aus, als sei der Bock endlich umgestoßen. Etwa bei seinen starken Auftritten in England und Österreich, nur um dann wieder von einem schwachen Resultat enttäuscht zu werden. "Manchmal ist es dein Jahr und manchmal eben auch nicht", fasste Schumacher seine Situation selbst äußerst treffend zusammen. Es will einfach nicht so recht passen.

Nur um das vorwegzunehmen: Der 23-Jährige ist freilich nicht alleine für sein schwaches Abschneiden in dieser Saison verantwortlich. Mehrmals fuhr ihm sein Kommandostand mit haarsträubenden Strategien in die Parade - so hätte Mick in Spanien, der Niederlande, Japan und den USA locker die Chance auf Punkte gehabt, Haas aber schlampte bei der Umsetzung einer sauberen Rennstrategie.

Hinzu kommt die offensichtliche Bevorzugung Magnussens beim Thema Taktik und Track-Position sowie die, vor allem ab Saisonhalbzeit, schlichtweg fehlende Leistung des VF-22. All das sind Dinge, die man berücksichtigen muss, will man sein Jahr fair bewerten. Hätte er ohne diese Faktoren jedes Mal sichere Punkte eingefahren? Wer weiß. Hat es geholfen? Mit Sicherheit nicht.

Mick Schumacher (l.) wird aller Voraussicht nicht an die Erfolge seines Vaters Michael (r.) anknüpfen können.
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Mick Schumacher (l.) wird aller Voraussicht nicht an die Erfolge seines Vaters Michael (r.) anknüpfen können.

Mick Schumachers Haas-Aus: Für Titel und Siege reicht es nicht

Zur anderen Seite der Medaille gehört aber auch, dass Schumacher 2022 nicht die Leistungen auf den Asphalt brachte, die er von sich erwartet und die vor allem viele Motorsport-Fans beim Klang seines Namens erwarten. Zuhauf machte er sich mit unnötigen Fehlern das Leben schwer, schmiss Autos in die Wand und performte nicht konstant auf dem Level, das es benötigt, um in der Formel 1 auf Dauer zu überleben. Bei den wenigen Chancen, die sich ihm boten, hatte man stets das Gefühl, dass er mit dem Druck, der auf ihm lastet, nicht zurechtkommt.

Wer bei Mick leise Hoffnungen hatte, er könnte in die Fußstapfen seines Vaters treten und dessen Erbe von sieben Formel-1-Titeln antreten, der wurde nach zwei mittelmäßigen Saisons eines Besseren belehrt. Der 23-Jährige hat leider nicht im Ansatz die Qualität eines Michael Schumachers, selbst für das Kaliber seines Onkels Ralf wird es, so realistisch muss man sein, wohl nicht reichen.

Mick ist ein mehr als solider Formel-1-Fahrer, welcher ohne jede Frage auch die Berechtigung hat, in der Königsklasse mitmischen zu dürfen - vor allem, wenn man bedenkt, dass nach wie vor Piloten wie ein Lance Stroll ein Stammcockpit besetzen - für Rennsiege oder gar Weltmeistertitel wird es bei ihm aber eher nicht reichen. Das muss man sich auch mit deutscher Brille eingestehen.

Die Entscheidung Haas', in der kommenden Saison mit Nico Hülkenberg anstatt Schumacher weiterzumachen, ist deshalb auch eine absolut verständliche und nachvollziehbare. Das Risiko, mit dem 23-Jährigen noch eine Saison zu "verschenken", kann sich der Rennstall aus sportlicher und finanzieller Sicht einfach nicht leisten.

Für Mick bedeutet das dennoch keineswegs das Ende seines Weges im Motorsport und in der Formel 1. Schon jetzt gibt es Gerüchte, wonach er ab 2024 mit Audi im Gepäck ein Comeback feiern könnte. Bis dahin wird er aber an sich arbeiten müssen, um ein schnellerer, kompletterer und vor allem fehlerfreierer F1-Pilot zu werden. Das war er in diesem Jahr leider nicht - und deshalb ist sein Aus in dieser Form auch gerechtfertigt.

Das Verhältnis zwischen Günther Steiner (l.) und dem Schumacher-Clan soll belastet sein.
© getty
Das Verhältnis zwischen Günther Steiner (l.) und dem Schumacher-Clan soll belastet sein.

Mick Schumacher im Steckbrief

NameMick Schumacher
Geburtsdatum22. März 1999
Alter23 Jahre
NationalitätDeutsch
Größe1,76 Meter
Aktuelles TeamHaas
Vorherige TeamsVan Amersfoort Racing (F4), Prema Racing (F4-F1)
Erster GP-StartBahrain-GP 2021
GP-Starts42
WM-Punkte12
Führungsrunden1
Startnummer47

 

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