Formel 1 - Niederlande-GP: Verstappen siegt im Tollhaus Zandvoort klar vor Hamilton - Vettel enttäuscht

Von Christian Guinin
Max Verstappen siegte bei seinem Heimrennen in Zandvoort.
© imago images / Motorsport Images

Max Verstappen hat den Großen Preis der Niederlande gewonnen. Bei seinem Heimrennen (Liveticker zum Nachlesen) siegte der Red-Bull-Pilot vor dem Mercedes-Duo Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. Sebastian Vettel kam im Aston Martin nicht über Platz 13 hinaus, Mick Schumacher (Haas) wurde 18.

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Verstappen liegt nach dem 13. Saisonlauf damit drei Punkte vor dem fast 13 Jahre älteren Hamilton - der Rekordweltmeister aus England konnte auch die dritte Chance auf seinen 100. Formel-1-Sieg nicht nutzen. "Es ist unglaublich", sagte Verstappen unter dem Jubel der Fans: "Es ist einfach ein wundervoller Tag - hier, mit dem ganzen Publikum. Einfach unglaublich. Die Erwartungen waren sehr groß, es war nicht so einfach, ihnen gerecht zu werden. Aber am Ende war es ein wundervoller Tag mit diesem Ergebnis und dem Publikum."

Hamilton musste letztlich mit Rang zwei leben, "ich habe Vollgas gegeben, alles was ich konnte, aber die waren zu schnell für uns". Trotzdem sei es ein "großartiges Wochenende" gewesen. "Das hier ist jetzt meine Lieblingsstrecke. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr. Max hat einen tollen Job gemacht", lobte der Weltmeister, der sich nur darüber ärgerte, dass er deutlich mehr Pech mit dem Verkehr als Verstappen gehabt habe: "Jedes Mal, wenn er Verkehr hatte, dann haben sie einfach Platz gemacht".

Vettel erlebte hingegen einen Nachmittag zum Vergessen. "Wir sind eine Menge Risiken eingegangen", verrät der Deutsche, der von P15 ins Rennen gegangen war und letztendlich 13. wurde. Die Pace bei freier Fahrt sei in Ordnung gewesen, aber er habe nach dem verkorksten Qualifying eben hinten festgesteckt. "Es ist sehr schwer, davon zurückzukommen - besonders auf einer Strecke wie dieser", so Vettel.

Ein Sonderlob gab es für den an Platz vier einfahrenden Pierre Gasly im AlphaTauri. "Unglaublich. Er hat seinen vierten Platz gegen die Ferraris souverän verteidigt", sagte RB-Motorsportchef Helmut Marko gegenüber ServusTV. Er war vom Speed her nach den ersten Drei bei weitem der Schnellste. Solides Zeichen im Hause Red Bull."

Etwas weniger zufrieden war Marko mit der Vorstellung von Sergio Perez im zweiten Red Bull. "Perez ist Gott sei Dank auch in die Punkte gefahren. Es hätte besser sein können, ohne den Verbremser", so Marko. P8 am Ende war nicht mehr als Schadensbegrenzung für den Mexikaner.

Niederlande-GP: Die Analyse

Den Grundstein für seinen Sieg legte Verstappen bereits am Start. Der Niederländer kam bestens vom Fleck, ein Angriff von Hamilton in Kurve eins kam gar nicht erst zustande. Vielmehr musste sich der amtierende Weltmeister einer Attacke von Teamkollege Bottas erwehren, letztlich behielt Hamilton aber die Oberhand.

In einer Startphase, in der viele Piloten ihre Positionen hielten, kam es lediglich im vorderen Mittelfeld zu kleineren Veränderungen. Der an sieben gestartete Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo) musste nach einem harten Fight mit Ferraris Carlos Sainz zwei Plätze an die Alpine-Fahrer Fernando Alonso und Esteban Ocon abdrücken, wenige Kurven später schlüpfte auch Daniel Ricciardo im McLaren vorbei.

Abgesehen davon gab es im ersten Rennstint wenig Action. Verstappen fuhr an der Spitze seine Kreise, konstant drei bis vier Sekunden dahinter folgte Hamilton. Bottas konnte dem Tempo der beiden nur bedingt folgen. Bewegung brachten dann die ersten Boxenstopps.

Hamilton machte den Anfang in Runde 21, um Verstappen unter Druck zu setzen, dieser wurde von Red Bull jedoch nur einen Umlauf später an die Box beordert. Beide tauschten ihren soften Start-Reifen für frische Mediums. Trotz einer guten Outlap Hamiltons fand der Mercedes-Pilot keinen Weg an Verstappen vorbei, lediglich der Rückstand verkürzte sich von über vier auf knapp drei Sekunden.

Auf frischen Pneus schloss das Zweiergespann im Anschluss schnell auf Bottas auf. Anstatt den Finnen jedoch für seinen Stopp an die Box zu holen, benutzte ihn Mercedes, um Verstappen auszubremsen. Das Manöver funktionierte jedoch nur bedingt, der Red-Bull-Pilot kam überraschend schnell an Bottas vorbei. Dennoch kam Hamilton näher an den Niederländer heran, der Abstand betrug nach den Überholmanövern nur noch knapp zwei Sekunden.

Auch der zweite Stopp der beiden WM-Aspiranten, etwa 30 Runden vor Rennende, lief nach identischem Muster ab. Hamilton initiierte mit dem früheren Hereinkommen einen Undercut, Verstappen coverte einen Umlauf später. Wieder kam der Engländer näher heran, wieder reichte es nicht zum Überholmanöver.

Im letzten Stint setzten Mercedes und Hamilton dann noch einmal alles auf eine Karte. Mit voller Power und maximaler Attacke versuchte der Engländer den Rückstand zuzufahren, Verstappen konterte schnelle Runden des Mercedes-Piloten aber stets mit eigenen Bestzeiten. Letztlich musste Hamilton, der sich beim zweiten Reifenwechsel - im Gegensatz zu Verstappen auf Hard - für einen weiteren Satz Mediums entschieden hatte, dem aggressiven Fahren aber Tribut zollen. Zehn Runden vor Rennende musste er abreißen lassen, ein weiterer Angriff erfolgte nicht mehr.

Verstappen fuhr den Sieg somit nach Hause, Hamilton wurde Zweiter vor Teamkollege Bottas. Pierre Gasly (AlphaTauri) wurde starker Vierter vor Charles Leclerc (5./Ferrari), Fernando Alonso (6./Alpine), Carlos Sainz (7./Ferrari), Sergio Perez (8./Red Bull) und Esteban Ocon (9./Alpine). Den letzten Punkt sicherte Lando Norris als Zehnter für McLaren.

Niederlande-GP: Die Reifenstrategie

Aufgrund des Fehlens von Sergio Perez in der Spitzengruppe bot sich für Mercedes die Möglichkeit, die Strategie zu splitten. Hamilton wurde dementsprechend früher als angenommen an die Box beordert und holte sich frische Mediums ab.

Verstappen musste umgehend covern und tauschte seinerseits ebenfalls auf frische Medium-Pneus. Sein Vorsprung schmolz zwar auf knapp zwei Sekunden, dennoch blieb der Niederländer vor dem amtierenden Weltmeister.

Anschließend nutze Mercedes den in Führung liegenden Bottas als Bremsklotz. Nur wenige Runden benötigte Verstappen, um auf den Finnen aufzuschließen, das Überholmanöver gestaltete sich jedoch schwieriger. Hamilton konnte dies nutzen und seinerseits an den Red-Bull-Piloten heranfahren. Als sich der Engländer schließlich im DRS-Fenster Verstappens bewegte, gelang dem Niederländer das Überholmanöver. Als beide an Bottas vorbei waren, durfte auch dieser seinen Stopp absolvieren.

Der zweite Stopp lief ähnlich ab. Wieder machte Hamilton den Anfang, wieder coverte Verstappen souverän eine Runde später. Bottas hielt an seiner Einstopp-Strategie ebenfalls nicht fest, mit einem späten zweiten Stopp sicherte sich der Finne vor Gasly ab. Auch Hamilton kam spät noch einmal. Mit der schnellsten Rennrunde holt der Engländer einen wichtigen Extra-Punkt.

Highlight des Rennens: Niederländische Fans

Auf der Rennstrecke bot der Große Preis der Niederlande nicht unbedingt die große Highlight-Show, die Kulisse rund um den Circuit Park Zandvoort hatte aber einiges zu bieten. Frenetisch jubelnde Fans, die ihren Lokalmatador nach vorne peitschten, sowie eine rundum stimmige Gesamtatmosphäre samt DJs und Mini-Shows rundeten das Bild ab. Nach der langen Corona-Zeit ohne Fans war die Fan-Kulisse in Zandvoort wirklich schön anzusehen.

Top des Rennens: Max Verstappen

Eine Sahne-Performance des Lokalmatadors. Getragen von der Kulisse tausender niederländischer Fans fuhr Verstappen seinen Red Bull souverän zu 25 WM-Punkten. In der gestrigen Qualifikation wie heute ohne jeglichen Fehler, hinzu kommt eine einwandfreie Strategie seines Teams. Kurz gesagt: Der Niederländer war heute nicht zu schlagen.

Flop des Rennens: Nikita Mazepin

Dass der Russe kein Kind von Traurigkeit ist, ist bekannt. Die Manöver, die Mazepin auf dem Circuit Park Zandvoort teilweise auspackte, hatten mit fairem Rennsport aber wenig zu tun. Mehrere Male änderte der Haas-Pilot unter der Bremse die Richtung, mit Mick Schumacher und Sergio Perez kam es dabei beinahe zu heftigen Crashs. So etwas gehört sich nicht.

Formel 1: Die WM-Wertung nach 13 von 22 Rennen

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Max VerstappenRed Bull224,5*
2Lewis HamiltonMercedes221,5*
3Valtteri BottasMercedes123
4Lando NorrisMcLaren114
5Sergio PerezRed Bull108
6Charles LeclercFerrari92
7Carlos SainzFerrari89,5*
8Pierre GaslyAlphaTauri66
9Daniel RicciardoMcLaren56
10Fernando AlonsoAlpine46
  • Konstrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Mercedes344,5*
2Red Bull332,5*
3Ferrari181,5*
4McLaren170
5Alpine90
6AlphaTauri84
7Aston Martin53
8Williams20
9Alfa Romeo3
10Haas0

*Beim 12. WM-Lauf in Belgien wurden aufgrund der nicht vollständig absolvierten Renndistanz nur halbe Punkte vergeben.

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