Formel 1 - Erkenntnisse zum Bahrain-GP: Vettel im Debakel-Modus, Schumacher schleicht, Sandwichpapier stoppt Alonso

Von Christian Guinin
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Während Red Bull beim Großen Preis von Bahrain den sicher geglaubten Sieg wegwirft, feiert Mick Schumacher ein den Umständen entsprechend gelungenes Formel-1-Debüt. Sebastian Vettel erlebt hingegen ein weiters persönliches Debakel. Die Erkenntnisse zum F1-Saisonauftakt.

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1. Red Bull wirft sicher geglaubten Sieg weg

Max Verstappen war nach dem Bahrain-GP nicht zu beneiden. In allen Sessions des Wochenendes (Freie Trainings & Qualifying) war der Niederländer mit Abstand schnellster Pilot und stets an der Spitze des Feldes wiederzufinden. Doch genau im Rennen, als es am meisten darauf ankam, blieb dem 23-Jährigen nur der bittere zweite Platz auf dem Podest - ausgerechnet hinter Dauerkonkurrent Lewis Hamilton.

Doch was war passiert? In der 54. von 56 Runden schloss Verstappen dank deutlich frischerer Reifen auf seinen Vordermann Hamilton im Mercedes auf. Beim Überholvorgang in Kurve vier trug es den Red-Bull-Fahrer so weit nach außen, dass er die dort geltenden "Track-Limits" überfuhr. Um nicht eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe zu kassieren, wurde er von seinem Team angewiesen, Hamilton wieder überholen zu lassen und es danach noch einmal zu versuchen.

Verstappen, der zuvor auf den um elf Runden frischeren Mediums innerhalb von 14 Runden 8,4 Sekunden Rückstand aufgeholt hatte und gegenüber Hamilton auch die deutlich besseren Rundenzeiten fuhr, fiel durch den Positionstausch allerdings aus dem DRS-Fenster. Das verschaffte Hamilton die nötige Luft, um sich mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,7 Sekunden über die Ziellinie zu retten.

"Ich glaube, Max hat durchs Rausfahren ein bisschen Staub auf die Reifen bekommen", analysierte Red-Bull-Teamchef Christian Horner die Situation nach dem Rennen bei Sky. "Dadurch fehlte ihm kurzzeitig ein bisschen Grip und Lewis konnte sich genau die Luft verschaffen, die er brauchte, um bis zum Ende durchzukommen."

Verstappen: "Immer schwierig, jemandem zu folgen"

Dass Hamilton jedoch überhaupt in die Position kam, um den Sieg kämpfen zu können, liegt an einer letztlich misslungenen Strategie des österreichischen Rennstalls. Vom reinen Rennspeed wäre die Kombination aus Verstappen und Red Bull nämlich nur sehr schwer zu schlagen gewesen. Um dem entgegenzuwirken setzte Mercedes daher auf eine alternative Strategie.

Bei Hamilton versuchte man es mit einem Undercut und holte ihn vier Runden vor Verstappen zum ersten Boxenstopp herein. Aus einem Rückstand von etwas mehr als zwei Sekunden wurden so mehr als fünf Sekunden Vorsprung. Das führte allerdings auch dazu, dass Hamilton, um einen Undercut-Konter von Verstappen zu covern, auch zur zweiten Abfertigung deutlich früher als der Niederländer kam. Für den Schlussspurt hatte Verstappen so die im Vergleich zu Hamilton um elf Runden frischeren Pirellis. Eigentlich ein Riesenvorteil.

Diesen konnte er auf dem rauen und reifenfressenden Asphalt des Sakhir International Circuit jedoch nicht mehr ausspielen, auch weil ihm der Grip fehlte: "Danach hatte ich keinen Grip mehr auf den Reifen. Es ist natürlich immer schwierig, jemandem zu folgen. Auch mit dem Wind war das nicht einfach. Meine Reifen waren etwas frischer als die von Lewis. Am Ende war der Unterschied bei der Rundenzeit nicht mehr so groß", sagte Verstappen gegenüber Sky.

Wäre der Sieg also so oder so nicht mehr drin gewesen? Doch, auf jeden Fall. Hätte Red Bull statt stur auf die eigene Strategie zu beharren adaptiert und auf die Boxenstopps von Hamilton mit eigenen Reifenwechseln reagiert, Verstappen wäre wohl nicht zu schlagen gewesen. So schmissen die Österreicher einen sicher geglaubten Sieg noch weg - trotz des an diesem Wochenende deutlich besseren Gesamtpaketes.

2. Mick Schumacher sammelt wichtige F1-Kilometer

Wenn man von 16 Autos, die die Zielflagge sehen, das 16. und damit letzte ist, gibt es zunächst einmal nur wenig Positives daran. Dass für Mick Schumacher bei seinem ersten Rennen in der Königsklasse des Motorsports jedoch einfach nicht mehr möglich war, war schon im Vorfeld abzusehen.

Zu schwach präsentierte sich sein Dienstwagen, der Haas VF-21 während der Tests, Trainings und des Qualifyings. Das änderte sich auch im Rennen nicht, als Schumacher das mit Abstand langsamste Auto des gesamten Feldes hatte (sein Teamkollege Nikita Mazepin war nach einem Unfall bereits in der ersten Runde ausgeschieden) und Rundenzeiten fuhr, die teilweise über eine Sekunde langsamer waren als die der nächstschlechteren Konkurrenz um Williams-Pilot Nicholas Latifi.

Erschwerend hinzu kam ein eher schwacher Start des 22-Jährigen, sowie ein früher Dreher. "Ich hatte leider nicht den besten Start und habe recht viel Wheelspin gehabt am Anfang. Dadurch dass in Kurve eins alle wieder zusammen sind, war ich gleich wieder dabei und konnte dann in Kurve 2 außen wieder an meinem Teamkollegen vorbei fahren, der sich dann leider gedreht hat. Dann hatte ich auch gleich den Dreher, der hat uns ein bisschen weggebracht von den anderen Fahrern", analysierte Schumacher sein Rennen.

Dennoch betonte er, "viel Positives" mitgenommen zu haben. Er habe "viel gelernt und viel Spaß gehabt. Ich freue mich schon auf das nächste Wochenende." Man wolle bei Haas nun "das Auto dahin entwickeln, dass wir mehr Wettbewerb haben. Wir wollen mit den Williams kämpfen und natürlich auch vor ihnen landen."

Denn das muss letztendlich auch das Ziel Schumachers sein. Möglichst viel aus jedem Wochenende lernen, um sich kontinuierlich als Fahrer weiterzuentwickeln und in der Formel 1 zu etablieren. Den ersten Schritt dazu, in allen relevanten Sessions seinen Teamkollegen in Schach zu halten, hat er, zumindest an diesem Wochenende, gemacht.

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