Formel 1 - Eifel-GP: Hamilton stellt Schumi-Rekord ein - Vettel ohne Punkte

Von Christian Guinin
Lewis Hamilton knackt den Rekord des ewigen Michael Schumachers.
© imago images / Poolfoto Motorsport

Lewis Hamilton hat den Großen Preis der Eifel gewonnen und seinen 91. Karriere-Sieg gefeiert. Damit knackt der Brite die bisherige Bestmarke von Rekordweltmeister Michael Schumacher. Hinter dem Briten beendete Max Verstappen das Rennen auf Rang zwei, Renault-Pilot Daniel Ricciardo wurde überraschend Dritter. Sebastian Vettel stellte seinen Ferrari auf Platz elf ab.

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Lewis Hamilton hielt diesen ikonischen feuerroten Helm in Händen, zeigte ihn stolz den applaudierenden Fans am Nürburgring und rang nach Worten. Michael Schumachers Sohn Mick hatte dem Briten nach seinem 91. Sieg in einer großen Geste dieses Stück Motorsportgeschichte übergeben - und Hamilton sichtlich emotional zurückgelassen.

"Ich hätte nie gedacht, dass jemand Michaels Rekorde bricht. Und nun bin ich es. Ich werde eine Weile brauchen, das zu verarbeiten", sagte Hamilton, nachdem er in der Heimat des legendären Kerpeners nach Siegen mit diesem gleichgezogen hatte: "Wenn man aufwächst, jemandem zuschaut und dessen Qualität als Fahrer Woche für Woche sieht... Er war einfach so dominant. Ich fuhr über die Ziellinie und hatte so viele Emotionen. Ich war glücklich, dass ich gewonnen habe. In diesem Moment fühlte sich das wie der erste Sieg an. Man vergisst alle anderen vorher"

"Das ist ein historischer Tag. Lewis hat heute ein perfektes Rennen gemacht. Er hat diesen Sieg verdient. Was er alles erreicht hat auf der Rennstrecke, ist einmalig", lobt Daimler-Konzernchef Ola Källenius bei Sky.

Ebenfalls glücklich war Überraschungs-Dritter Ricciardo, der das ersten Mal seit 2018 wieder einer Podiums-Zeremonie beiwohnen durfte. "Es fühlt sich wieder an wie das allererste Podium", verriet der Australier mit einem breiten Grinsen.

Eifel-GP: Die Analyse

Beide Mercedes erwischten einen guten Start, wobei Hamilton beim Anbremsen auf Kurve eins an seinem Teamkollegen vorbeiging und Bottas weit nach außen drängte. Dieser steckte allerdings nicht zurück, konterte in Kurve zwei und holte sich seine Führung zurück. Auch im restlichen Feld gab es nur wenige Positionswechsel. Den größten Sprung machte Alfa-Romeo-Pilot Antonio Giovinazzi von 14 auf elf, Vettel verlor einen Platz und fiel auf Rang zwölf zurück. Auch Hülkenberg machte vom Grid-Ende kommend einige Positionen gut.

Von Beginn an hielten Bottas, Hamilton und Verstappen das Tempo hoch und zogen dem Rest des Feldes davon. Nach fünf Runden betrug der Vorsprung auf den Viertplatzierten Charles Leclerc (Ferrari) bereits über zehn Sekunden. Zwischen den Top-3 pendelte sich der Abstand bei etwa 1,5 Sekunden ein.

Dies änderte sich in Runde 13, als sich Bottas in Kurve eins leicht verbremste und Hamilton vorbeiziehen lassen musste. Wegen des dadurch entstandenen Bremsplatten entschied man sich bei Mercedes, den Finnen umgehend an die Box zu beordern, um möglichst wenig Zeit zu verlieren. An Position vier kehrte Bottas auf die Strecke zurück, kassierte aber nur wenige Umläufe später Ricciardo ein und eroberte den dritten Platz.

Als dann in Runde 15, aufgrund einer Kollision zwischen George Russell (Williams) und Kimi Räikkönen (Alfa Romeo), in deren Folge der Brite sein Auto abstellen musste, das virtuelle Safety-Car beordert wurde, kamen auch Hamilton und Verstappen an die Box.

Wegen der eingefrorenen Zeitabstände verloren beide im Gegensatz zu Bottas aber deutlich weniger Zeit und kehrten vor dem Finnen auf die Strecke zurück. Zu allem Überfluss streikte beim Finnen wenig später die MGU-K. "Ich habe keine Power", funkte Bottas und stellte seinen Mercedes schließlich ab. Profiteur des Ausfalls war Ricciardo, der sich seinerseits an Leclerc vorbei gearbeitet hatte und den dritten Platz übernahm.

Im zweiten Stint hatte Verstappen deutlich größere Probleme, dem Tempo Hamiltons zu folgen. Gut drei Zehntel nahm der Brite dem Red-Bull-Piloten pro Runde ab und erarbeitete sich einen Vorsprung von mehr als zehn Sekunden. Eine weitere Safety-Car-Phase schob das Feld zwar noch einmal zusammen, ein Angriff gelang Verstappen, auch aufgrund eines schwachen Restarts, aber nicht mehr. Hinter den zwei Führenden krönte Ricciardo eine starke Performance mit dem dritten Platz. Nico Hülkenberg holte bei seinem zweiten Comeback als Achter Punkte.

Die Top-Ten komplettierten Sergio Perez (4., Racing Point), Carlos Sainz (5., McLaren), Pierre Gasly (6., AlphaTauri), Leclerc (7., Ferrari), Hülkenberg (8., Racing Point), Romain Grosjean (9. Haas) und Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo) als Zehnter. Den Bonuspunkt für die schnellste Runde sicherte sich Verstappen.

Eifel-GP: Die Reifenstrategie

Nach seinem Verbremser in Kurve eins ging Bottas als erster der Top-Fahrer an die Box und wechselte von seinen weichen Start-Reifen auf Mediums. Durch die auf den Russell-Räikkönen-Vorfall folgende virtuelle Safety-Car-Phase nutzten dann auch Hamilton und Verstappen zum Boxenstopp, verloren im Gegensatz zum Finnen aber deutlich weniger Zeit.

Die zweite Safety-Car-Phase löste eine weitere Boxenstopp-Welle aus, bei der viele Fahrer noch einmal auf die weichere Mischung wechselten und mit dieser das Rennen beendeten.

Highlight des Rennens: Ricciardo vs. Leclerc

Lange biss sich der Australier die Zähne am Monegassen aus, in Runde neun gelang es ihm schließlich vorbeizuziehen. Dabei erwischte Ricciardo in Kurve eins den besseren Ausgang und überholte Leclerc sehenswert außen in Kurve zwei. Der Grundstein für sein späteres Podium.

Top des Rennens: Daniel Ricciardo

Cyril Abiteboul ist fällig! Nach dem dritten Platz von Daniel Ricciardo beim Großen Preis der Eifel muss der Renault-Boss endlich seine Wettschuld einlösen und sich ein Tattoo stechen lassen. Möglich machte dies eine abermals starke Performance seines Schützlings, der nach dem Bottas-Ausfall seine Chance ergriff und das erste Renault-Podium seit 2011 einfuhr, welches damals ein gewisser Nick Heidfeld holte. Ebenfalls stark: Comebacker Hülkenberg, der seinen Racing Point in den Punkten abstellte.

Flop des Rennens: Alexander Albon

Auch wenn der Thai-Brite kein wirklich schlechtes Rennen ablieferte, bleibt am Ende einmal mehr der Eindruck, dass er zu wenig aus seinen Möglichkeiten macht. Nach einem schlechten Start hatte Albon Probleme, sich trotz überlegenen Materials durchs Feld zu kämpfen. Sein Crash mit Daniil Kvyat, bei dem er wohl die Hauptschuld trägt, beendete schließlich sein Rennen und setzt einen weiteren traurigen Saison-Tiefpunkt.

Formel 1: Der WM-Stand nach 11 von 17 Rennen

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Lewis HamiltonMercedes230
2Valtteri BottasMercedes161
3Max VerstappenRed Bull147
4Daniel RicciardoRenault78
5Sergio PerezRacing Point68
6Lando NorrisMcLaren65
7Alexander AlbonRed Bull64
8Charles LeclercFerrari63
9Lance StrollRacing Point57
10Pierre GaslyAlphaTauri53
  • Kontrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Mercedes391
2Red Bull211
3Racing Point120
4McLaren116
5Renault114
6Ferrari80
7AlphaTauri67
8Alfa Romeo5
9Haas3
10Williams0
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