Eishockey-WM - John Tripp im Interview vor Auftakt: "Deutschland muss die ersten vier Spiele gewinnen"

6 WM-Teilnahmen und einmal Olympische Spiele: John Tripp absolvierte über 100 Länderspiele für das DEB-Team.
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Was sagen Sie zur Qualität des DEB-Teams vor Start der WM in der Slowakei?

Tripp: Deutschland hat eine gute Mannschaft zusammen. Toni Söderholm hat eine gute Truppe zusammengebaut. Dass Leon Draisaitl, Dominik Kahun und Korbinian Holzer dabei sind, hilft natürlich sehr. Wichtig wird sein, dass Deutschland die ersten vier Spiele gewinnt gegen Großbritannien, Dänemark, Frankreich und die Slowakei. Deutschland muss die ersten vier Spiele gewinnen, wenn es mit dem Viertelfinal-Einzug klappen soll, das wissen sie aber auch selbst. Wenn die ersten vier Spiele gewonnen werden, sind die Duelle gegen Kanada, USA und Finnland Bonus-Spiele. Das muss das Ziel sein. Aber es wird schwer. Frankreich und Dänemark haben gute Mannschaften - und die Briten werden bei ihrer ersten Teilnahme gerade zum Auftakt auch heiß sein. Ob sie bereit sind für die A-Gruppe? Keine Ahnung. Aber die Briten haben sich gut entwickelt, sie sind nicht so schlecht, wie vielleicht einige denken. Deutschland ist viel erfahrener, aber bei einer WM kann alles passieren. Jeder Wechsel ist wichtig.

Wäre es besser, wenn man zu Beginn die großen Gegner hat, so wie jetzt die Slowakei, weil sie vielleicht am ehesten zu Beginn eines Turniers verwundbar sind?

Tripp: Das ist schwer zu sagen. Es gibt keinen perfekten Spielplan. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich es auch lieber etwas verteilt haben. Zuerst gegen Kanada, dann Dänemark und die Slowakei, dann die USA, dann Frankreich und Finnland. Irgendwie so. Aber es ist egal. Jetzt müssen die ersten vier Spiele eben gewonnen werden.

John Tripp erwartet bei der WM den Viertelfinal-Einzug des deutschen Teams.
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John Tripp erwartet bei der WM den Viertelfinal-Einzug des deutschen Teams.

John Tripp: "Toni Söderholm ist ein extrem schlauer Coach"

Wie beurteilen Sie Coach Toni Söderholm, der in sein erstes großes Turnier als Nationaltrainer geht?

Tripp: Toni Söderholm ist ein extrem schlauer Coach. Er studiert Eishockey wie kaum ein Zweiter. Ich glaube, dass es eine sehr gute Entscheidung des DEB war, ihn zum Nationaltrainer zu machen. Er wird seine Sache gut machen.

Söderholm kann auf einen 50-Tore-Mann aus der NHL bauen. Wie haben Sie die Entwicklung von Leon Draisaitl verfolgt?

Tripp: Leon Draisaitl ist ein Top-10-Spieler in der Welt. Für Deutschland ist es natürlich ein Glücksfall, einen solchen Spieler in seinen Reihen zu haben. Jeder erwartet bei der WM jetzt große Leistungen von Leon, aber für mich ist das Beste, dass sich die jungen Spieler an ihm orientieren und hochziehen können. Für jeden jungen Spieler ist es eine große Chance, von Leon zu lernen. Leon ist groß, kann für seine Statur aber extrem gut schlittschuhlaufen, er sieht das Eis gut - und er haut die Dinger rein. Er ist ein unglaublicher Spieler. Connor McDavid und er sind als Duo in Edmonton überhaupt nicht zu stoppen, da macht es einfach Spaß zuzuschauen.

Leon Draisaitl ist aber nicht der einzige interessante deutsche Spieler. In der Verteidigung steht mit Moritz Seider ein 18-Jähriger, der im Sommer wohl in der ersten Runde des Drafts gezogen wird.

Tripp: Ich habe von ihm gehört. Für ihn ist die WM auch eine super Möglichkeit, sich den Scouts zu zeigen.

Eishockey-WM 2019: Spielplan des DEB-Teams

DatumUhrzeitPaarung
Sa., 11. Mai 201916.15 UhrDeutschland - Großbritannien
So., 12. Mai 201916.15 UhrDänemark - Deutschland
Di., 14. Mai 201920.15 UhrDeutschland - Frankreich
Mi., 15. Mai 201920.15 UhrDeutschland - Slowakei
Sa., 18. Mai 201916.15 UhrKanada - Deutschland
So., 19. Mai 201916.15 UhrDeutschland - USA
Di., 21. Mai 201912.15 UhrFinnland - Deutschland

John Tripp: "Die Schweiz ist das perfekte Beispiel"

Ein gewisses Fragezeichen gibt es auf der Goalie-Position. Playoff-MVP Dennis Endras wurde überraschend nicht nominiert, Thomas Greiss hat verletzt abgesagt - dafür könnte Philipp Grubauer nach dem Aus von Colorado noch kommen. Wie sehen Sie die Lage im Tor?

Tripp: Grubauer ist sicherlich ein Wunschspieler. Er hat bärenstarke Leistungen gebracht für die Avs und der Welt gezeigt, dass er in der NHL ein Nummer-eins-Goalie sein kann. Wenn er kommen würde, wäre das natürlich top. Aber auch ohne Grubauer, Greiss und Endras sind wir gut aufgestellt. Deutschland ist sehr tief besetzt im Tor. Auch Niklas Treutle und Mathias Niederberger sind gute Torhüter.

Wen sehen Sie generell vorne bei der WM? Kanada hat 2018 keine Medaille geholt und dürfte besonders motiviert sein.

Tripp: Die Spieler, die im vergangenen Jahr dabei waren, mit Sicherheit. Jeder weiß, was für eine unfassbare Qualität Team Canada hat. Mit dem Spielermaterial könntest du leicht drei oder vier Mannschaften aufstellen, die das Turnier gewinnen könnten. In diesem Jahr ist zum Beispiel John Tavares dabei, er wird das Team anführen. Das Problem von Kanada, oder auch von den USA, ist die Fluktuation. In jedem Jahr kommt ein völlig neues Team zur WM. Sich dann in so kurzer Zeit als Team zu finden, ist trotz all der Qualität, nicht ganz einfach. Normalerweise würde ich Kanada, Russland, Schweden und Finnland als die Top 4 nennen, aber was ist bei einer WM schon normal. Es kann auch ganz anders laufen.

2018 wäre die Schweiz fast Weltmeister geworden. Was ist Ihr Tipp für das DEB-Team?

Tripp: Ich erwarte, dass Deutschland ins Viertelfinale kommt. Die Qualität dazu ist da. Ziel müsste es für das deutsche Eishockey sein, in Zukunft regelmäßig im Viertelfinale zu stehen. Das wäre ein wichtiger Schritt. Und die Schweiz ist das perfekte Beispiel, was möglich sein kann. Es gibt immer eine Überraschungsmannschaft im Turnier, warum soll es nicht die deutsche Mannschaft sein?

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