Ski-Alpin: ÖSV schreibt Gesamtweltcup "nicht ganz ab"

Von APA
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© GEPA

Andreas Puelacher führt Österreichs alpine Ski-Herren auch in den kommenden Weltcup-Winter, in dem die Abwesenheit von Marcel Hirscher nach dessen Karriereende unterschwellig spürbar sein wird. Das Ziel lautet wie jedes Jahr "schnell Skifahren und gute Platzierungen einfahren". Aber auch so lange wie möglich im Kampf um den Gesamtweltcup eine Rolle zu spielen, sagte Puelacher im APA-Interview.

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Laut Wetterprognose sieht es danach aus, dass es nach zwei Absagen wieder einmal einen Herren-Riesentorlauf beim Saisonauftakt in Sölden geben könnte. Wie ist die Form der Rennläufer, man hört Manuel Feller und Stefan Brennsteiner zählten beim Training in Sölden zu den Schnellsten?

Andreas Puelacher: "Ich hoffe wirklich, dass wir ein Rennen haben, denn der Saisonstart ist immer etwas Spezielles. Wir haben gut trainiert, wir sind ganz gut in Form. Feller und Brennsteiner sind im internationalen Vergleich gute Zeiten gefahren. Die Frage ist, ob alle schon ihre Karten aufgedeckt haben. Aber wenn ich so links und rechts geschaut habe, hat das mit den gleichen Startnummern und Bedingungen ganz gut ausgeschaut."

Stichwort Startnummern: im Riesentorlauf hat Österreich nicht viele Athleten in den Top 30.

Puelacher. "Ja, das ist ein Problem, es ist entstanden, weil wir im letzten Jahr nicht so gut gefahren sind, bedingt durch die Verletzungen, die wir hatten. Es wird sicher nicht ganz einfach, zur Spitze zurückzufinden. Aber es sind alle schmerzfrei und verletzungsfrei, sie können attackieren. Ich glaube, bis Mitte der Saison sind wir auch im Riesentorlauf mit einer kompakten Mannschaft vorne mit dabei."

Für die Slalommannschaft geht es im November in Levi los. Bei der WM gab es hinter Hirscher Silber für Michael Matt und Bronze für Marco Schwarz, der sich im Saisonfinish dann einen Kreuzbandriss zuzog. Wie stark ist man heuer aufgestellt?

Puelacher: "Ich erwarte mir ein bisschen mehr von Matt, er hatte zu viele Ausfälle, zu viele Nulller. Da haben wir einen Schwerpunkt gelegt. Auch bei Feller haben wir versucht, die Konstanz zu verbessern. Und eine Frage lautet, wie schnell findet Blacky (Schwarz/Anm.) wieder zurück in die Form, die er am Schluss gehabt hat. Und dann haben wir dahinter noch Christian Hirschbühl, Marc Digruber und Johannes Strolz. Im Slalom mache ich mir keine Sorgen."

Und bei den Speedfahrern?

Puelacher: "Sie sind alle gesund und ich hoffe, das bleibt so. Die Abfahrer haben durch die Absage des Trainings in Chile und die Verlegung nach Ushuaia in Argentinien viel im technischen Bereich gearbeitet. Das ist auch ein Grund, warum Matthias Mayer zurück im Riesentorlauf ist. Was uns fehlt, sind die Abfahrtskilometer, die haben wir nicht zusammengebracht. Zumindest gehen sich beim Training in Sölden Gleitkurven auf den Abfahrtsski aus. In Copper Mountain muss uns dann ein Abfahrtstraining gelingen, sonst könnte ich ganz leicht nervös werden. Aber wenn das gelingt, passt es."

Womit wir schon beim Gesamtweltcup sind. Hirscher hat ihn achtmal in Folge gewonnen, da kann man es wohl mal verschmerzen, wenn man ein Jahr nicht darum mitfährt, oder?

Puelacher: "Favoriten sind wir nicht, das sind wirklich andere, Alexis Pinturault und Henrik Kristoffersen. Aber die müssen zeigen, ob sie dem standhalten, wie Marcel standgehalten hat: du musst schnell Skifahren, du musst durchkommen und permanent aufs Podium kommen. Wenn die schwächeln, dann bin ich überzeugt, dann kann es sein, dass der eine oder andere von uns dabei ist. Ich würde den Gesamtweltcup nicht ganz abschreiben. Wir werden, so lange und so gut es geht, darum mitkämpfen. Wir können in diesem Bereich ganz locker drauflospfeifen. Wir können Risiko gehen, brauchen nicht auf Punkte schauen. Das ist einmal eine andere Ausgangssituation als in den letzten Jahren."

An wen denken Sie, wenn Sie 'der eine, oder der andere von uns" sagen?

Puelacher: "Feller hat das Potenzial, auf das Podium zu fahren. Angenommen, er bekommt einen Lauf und eine Konstanz. Marcel hat auch mit Slalom und Riesentorlauf gewonnen. Und man weiß auch nicht genau, wie sich Blacky entwickelt. Wenn er gesund ist und es aufgeht ... er ist auf drei Positionen aufgestellt, Slalom, Riesenslalom und Kombination. Ganz abschreiben darf man auch die Speedseite nicht. Wenn du den Gesamtweltcup mit 1.000 oder 1.100 Punkten gewinnst, kann es auch für einen Speedfahrer ein Thema werden. Aber da muss es Vollgas gut laufen und die anderen dürfen nicht so einen Lauf haben. Aber nochmal: der Gesamtweltcup ist nicht unser Ziel."

Sehen Sie international für Pinturault und Kristoffersen noch scharfe Herausforderer?

Puelacher: "Marco Odermatt, der ist sehr breit aufgestellt. Aber auch ein Dominik Paris, wenn der einen Lauf bekommt, wenn der auch am Anfang der Saison so schnell ist, wie er vergangene am Schluss raus war. Oder vielleicht wird es eine Überraschung geben. Aber die ganz große Auswahl hat man nicht."

Auf welche Wertungssiege schielen Sie?

Puelacher: "Eine Speed-Kugel ist sicher das Ziel. Aber das ist es auch für die Athleten selbst, die wollen auch mal wieder eine Speedkugel nach Hause holen. Dazu braucht es Leute in guter Form und verletzungsfrei und dann kann man das schon schaffen. Da gehören wir sicher zu den Mitfavoriten. Und den Nationencup bei den Herren möchten wir auch gewinnen. Dann weiß man, dass man eine kompakte, intakte Mannschaft hat."

Und welche Parole geben Sie für ihr Team für das Jahr nach Hirscher aus?

Puelacher: "Es gibt keine Parole. Das Ziel lautet einfach, schnell Skifahren und gute Platzierungen einfahren. Ich bin total ruhig. Ich weiß, was die Athleten arbeiten. Ich weiß, dass die Erwartungshaltung (von außen/Anm.) ist nicht mehr so hoch. Aber wir können überraschen, und davon bin ich überzeugt."

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