Mario Bazina im Interview: "Bevor Rapid kam, gab es Gespräche mit Salzburg"

Mario Bazina mit Mario Tokic.
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Zlatko Junuzovic hat Sie in einem SPOX- Interview lobend erwähnt: "In meiner Anfangszeit beim GAK hat mich Mario Bazina unter seine Fittiche genommen." Was haben Sie ihm geraten?

Bazina: Mir wurde schon früh eine Siegermentalität eingeimpft. Mit 15 feierte ich den ersten Meistertitel in Bosnien. Ich wurde so erzogen, dass der zweite Platz schon eine Enttäuschung ist. Diese Einstellung wollte ich meinen Mitspielern mitgeben. Ich wollte Zladdi unbedingt dabei helfen, den Sprung zum Profi zu schaffen. Ich merkte gleich, dass aus ihm ein guter Spieler wird. Mir ging es nicht darum, am Wochenende Party zu machen. Ich wollte mich auf meinen Job konzentrieren. Als ich mit 23 Jahren zum ersten Mal Vater wurde, bekam ich eine Vogelperspektive. Ich wurde zu einer ganz anderen Person, es war ein wichtiger Teil in meiner Karriere.

Bazina mit seinem jüngsten Sohn.
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Bazina mit seinem jüngsten Sohn.

Nach drei Titeln mit dem GAK wechselten Sie 2006 zu Rapid - für die unglaubliche Summe von 1,5 Millionen Euro. Wie ist es zum damaligen Rekord-Transfer gekommen?

Bazina: Zu diesem Zeitpunkt zeichneten sich erste finanzielle Probleme beim GAK ab. Ich war Österreichs Fußballer des Jahres, dadurch hatte ich viele Angebote. Ich wollte aber unbedingt weiterhin in Österreich leben. Das Standing von Rapid in Österreich war mächtig. Ich freute mich über das Angebot. Wir haben bis heute eine spezielle Verbindung zu Wien, dort wurde unser zweites Kind geboren.

Wer hat Sie eigentlich vom Transfer überzeugt? Josef Hickersberger wurde ja kurz vor Ihrem Wechsel entlassen.

Bazina: Mit Hickersberger hatte ich keinen Kontakt mehr. Mit ihm ging eine erfolgreiche Rapid-Ära zu Ende. Der Verein wollte sich mit einem neuen Trainer und Transfers neu aufstellen. Georg Zellhofer ist mir für diese Zeit auch zu schlecht weggekommen. Solch ein neues Team aufzubauen, braucht Zeit. Bei einem Verein wie Rapid ist man aber gierig nach schnellem Erfolg. Er machte viele Dinge richtig, hatte aber einfach kein Glück und bekam die Zeit für den Umbruch nicht.

Andreas Ivanschitz und Steffen Hofmann verließen Rapid, Sie sollten diese Lücke im offensiven Mittelfeld schließen. Wie gingen Sie mit dieser Drucksituation um?

Bazina: Die zwei besten Spieler waren weg, die Neuen brauchten aber Zeit. Es war klar - vor allem bei der Ablösesumme - dass die Leute Wunderdinge von mir erwarteten. Ich habe auch selbst viel von mir gefordert. Am Anfang hat es wirklich nicht geklappt. Nach Zellhofer kam unser Peter (Pacult, Anm.) - und plötzlich lief es auch bei mir besser. Viele Millionen-Transfers gingen bei Rapid in die Hose. Die Spieler konnten nicht mit dem Druck umgehen. Mit mir hatten sie letztlich aber Erfolg, das freut mich besonders.

Mario Bazina: Red Bull Salzburg? Es gab Gespräche

Obwohl finanziell unterlegen gelang Rapid der Meistertitel unter Trainer Peter Pacult. Was zeichnete ihn aus?

Bazina: Im zwischenmenschlichen Umgang war er großartig. Genau so jemanden wie ihn brauchte Rapid in dieser Phase. Er hatte ja schon als Spieler hohes Niveau, hat aber auch als Trainer internationale Klasse. Dank ihm konnten wir mit Red Bull Salzburg mithalten. Das war ein hartes Stück Arbeit. Salzburg war qualitativ überlegen, aber uns gelang es trotzdem, sie zu besiegen.

Es gab Gerüchte, dass Red Bull zur Vereinsgründung auch Sie mit ins Boot holen wollte. Gab es je Verhandlungen mit Salzburg während Ihrer GAK-Zeit?

Bazina: Bevor Rapid auf mich zukam, gab es Gespräche mit Salzburg. Ich stand ja beim GAK unter Vertrag, sie mussten also beim Verein anfragen. Sie zeigten zwar Interesse, an ein konkretes Angebot kann ich mich aber nicht erinnern. Ich hatte auch Angebote aus Deutschland. Ich wollte aber lieber in Österreich um Titel spielen, als in Deutschland mit einem kleineren Verein gegen den Abstieg. Ich habe alles richtig gemacht.

Sie blieben stattdessen beim GAK, dem ersten Pflichtspiel-Gegner in der Geschichte von Red Bull Salzburg. Sie fügten den Bullen im Alleingang eine Niederlage zu. Was sind ihre Erinnerungen an dieses Spiel?

Bazina: Sie hatten all diese Stars, gefühlt waren ja 90 Prozent des Kaders Ex-Bayern-Spieler und Champions-League-Sieger. Mir gelang ein fulminantes Spiel, ich machte zwei Tore, daher entstand auch das Gerücht, dass ich eventuell auch noch im Sommer nach Salzburg wechseln könnte. Sechs Monate später wechselte ich aber zu Rapid.

Was dachten Sie sich, als Red Bull mit so viel Geld in den Fußball einstieg?

Bazina: Dass es Vor- und Nachteile mit sich bringt. In erster Linie war es gut für den österreichischen Fußball. Man sieht ja, wie viele Punkte Salzburg zuletzt in der Fünfjahreswertung sammelte. Das hilft der ganzen Liga. Die Akademie zählt zu den besten Europas.

Was sind die Nachteile?

Bazina: Vor allem für die Fans geht alles zu schnell. Es gibt keine Identifikationsfiguren. Es ist irre, dass Haaland gerade einmal sechs Monate in Salzburg spielte. Plötzlich soll er über 70 Millionen Euro kosten und vielleicht zu Real wechseln. Insgesamt ist Salzburg aber eine positive Story für den Fußball. Ich hoffe, dass die anderen Klubs einen Gang zulegen können, um in die Nähe von Salzburg zu kommen. Ich würde mir wünschen, dass auch bei anderen Vereinen mehr in die Entwicklung investiert wird, um auf lange Sicht konkurrieren zu können.

Sie standen beim legendären 7:0 Rapids in Salzburg im Kader, aber nicht auf dem Feld. Schmerzt es, dass Sie nicht spielten?

Bazina: Ganz ehrlich: kein bisschen. Die Freude war riesig. Wir wollten Meister werden, dieses Spiel war nur eines von vielen Puzzleteilen des Erfolgs. Zum ersten Mal in der Saison saß ich nur auf der Bank, aber Maierhofer und Hoffer machten ein überragendes Spiel. In meiner gesamten Karriere sah ich meine Mitspieler nie als Konkurrenten. Ich wollte mit diesen Leuten nur Fußball spielen. Ich weiß, ich bin da ein bisschen anders als die anderen. Ich wollte, dass es jedem gut geht. Dann profitieren ja alle davon. Das fehlt mir im heutigen Fußball. Es gibt viel zu viel Egoismus - ein großes Problem.

Mario Bazina jubelt mit Rubin Okotie und Aleksandar Dragovic.
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Mario Bazina jubelt mit Rubin Okotie und Aleksandar Dragovic.

Mario Bazina über GAK-Sieg in Liverpool

Unmittelbar nach dem Meistertitel mit Rapid wechselten Sie zur Austria - ein brisanter Transfer. Es soll Verhandlungen über eine Verlängerung bei Rapid gegeben haben. Warum wechselten Sie zum Rivalen?

Bazina: Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber es gab kein überschwängliches Interesse an einer Verlängerung seitens Rapid. Vielleicht war eben auch das Ziel, auf jüngere Spieler zu setzen.

Nikica Jelavic und Rene Gartler stießen zum Verein.

Bazina: Und das war völlig in Ordnung für mich. Ich wollte nach dem Meistertitel eigentlich zurück in meine Heimat ziehen. Deshalb bemühte ich mich auch nicht um irgendwelche Verhandlungen. Am Ende der Saison kam plötzlich ein Angebot von der Austria. Mich interessierte das eigentlich wenig. Mit der Zeit wurde die Versuchung aber größer, ich einigte mich mit meiner Familie darauf, die Rückkehr in die Heimat um ein Jahr zu verschieben. Auch das war die richtige Entscheidung. Karl Daxbacher war großartig, ich hatte ein sehr erfolgreiches Jahr und wurde noch einmal Cupsieger.

In Ihrer Karriere absolvierten Sie ein einziges Spiel in Kroatiens Nationalmannschaft. Otto Baric war der damalige Trainer. Warum kamen Sie nicht häufiger zum Einsatz?

Bazina: Für mich war offensichtlich, dass ich mir mehr Einsätze verdient hätte. Ich war damals einer der besten Legionäre Kroatiens. Auf meiner Position gab es zwar einen Luka Modric, aber er war noch sehr jung. Ich wollte aber nicht viel darüber nachdenken und habe mich auf die Klubkarriere konzentriert. Jeder will für sein Land spielen, diese Chance habe ich aber nie wirklich bekommen.

Hätten Sie eine größere Karriere im Nationalteam hingelegt, wenn Sie Österreich für eine Top-Liga verlassen hätten?

Bazina: Diese Ausrede möchte ich nicht gelten lassen. Niko Kovac spielte bei Salzburg und war gleichzeitig der Kapitän der Nationalmannschaft. Ich spielte in derselben Liga, wurde zum besten Spieler gewählt und wurde trotzdem nicht einmal nominiert.

Welches Team war das beste, in dem Sie je gespielt haben?

Bazina: Der Erfolg mit dem GAK in Liverpool in der Champions-League-Qualifikation war ein Highlight. Vor allem, wenn man weiß, wie wichtig dieses Spiel für Liverpool war. Wir hätten sie beinahe eliminiert, wenige Monate später gewannen sie die Champions League. Das war ein großes Highlight für den österreichischen Fußball.

Mario Bazina: Statistiken in der österreichischen Bundesliga

JahreVereinSpieleTore
2001-2005GAK15043
2006-2008Rapid7218
2008-2009Austria339
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