Robert Beric bei SPOX: "Würde mir die Türe nach Hütteldorf nie zuschlagen"

Robert Beric im Chicago-Fire-Trikot
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Mittlerweile hat sich auch das Leben von Profifußballern auf das Notwendigste reduziert. Viel Zeit auf dem Sofa, Netflix, Zocken, Lesen, Skypen. So beschreibt Chicago-Fire-Stürmer Robert Beric im Gespräch mit SPOX seinen Alltag.

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Der 28-Jährige verbringt seinen Tag isoliert in seinem Apartment. "Wir haben die Anweisung, Chicago nicht zu verlassen und keine Leute zu treffen. Restaurants sind mittlerweile geschlossen. Die Verhältnisse sind ähnlich wie in Wien", sagt der Slowene, der sich mit Cardio-Training fit hält. "Ich bin rund um die Uhr mit meiner Familie in Slowenien in Kontakt. Mittlerweile gibt es einen kompletten Lockdown. Kein gutes Gefühl."

In den USA zeigte sich Präsident Donald Trump zunächst wenig beeindruckt und bezeichnete den Coronavirus als "Hoax". "This guy...", sagt Beric über Trump und verkneift sich einen weiteren Kommentar.

"Mittlerweile wurde der Flugverkehr weitestgehend gestoppt. Für mich würde es keine simple Möglichkeit geben, nachhause zu kommen. Ich bräuchte einige Nachweise. Für den Moment plane ich aber nicht, nachhause zu fliegen." Getestet wurden Beric und seine Mannschaftskollegen im Gegensatz zu vielen anderen US-Sportlern nicht auf COVID-19. "Wir haben zum Glück keine Symptome", sagt Beric.

Raphael Wicky wollte Beric nach Basel holen

Dabei fing das Engagement des Stürmers in Chicago gut an. Im Jänner lotste Raphael Wicky, Cheftrainer des MLS-Klubs, Beric an den Lake Michigan. "Er wollte mich schon vor ein paar Jahren nach Basel holen. Ich habe mich damals für einen Verbleib bei Saint-Étienne entschieden. Nun hat er sich wieder bei mir gemeldet - als er mir seine Pläne erklärt hat, war für mich klar, dass ich nach Chicago kommen und ein neues Leben in Amerika anfangen will", erklärt Beric, der einen Zweijahresvertrag mit Option auf eine weitere Saison unterschrieb.

Der ehemalige Rapid- und Sturm-Angreifer traf bei seinem Debüt gegen Sounders FC, doch nach zwei Ligaspielen wurde auch die Major League Soccer von der Corona-Pandemie ausgebremst.

"Mein erster Eindruck von der Liga war ziemlich überraschend. Die Stadien sind ausverkauft, die Atmosphäre ist gut. Und auch die spielerische Qualität und Intensität ist hoch, da haben viele Leute in Europa einen falschen Eindruck. Ich mag die Show rundherum", sagt Beric, der bei seiner Präsentation ein Glas Schnaps kippen musste.

"Jeppson's Malört ist hier in Chicago so etwas wie ein Kultgetränk und jeder Neuzugang muss einen Shot trinken, um ein echter Chicago-Guy zu werden."

Robert Beric: "Ljubicic-Wechsel ist ganz knapp gescheitert"

Beinahe wäre im Winter mit Dejan Ljubicic ein weiterer Kicker mit Rapid-Bezug in Chicago gelandet. Der Transfer scheiterte im letzten Moment - obwohl sein Management den Wechsel als "praktisch fix" vermeldete. Rapid verpflichte mit Dejan Petrovic bereits einen Ersatzmann für den 22-Jährigen.

"Sein Transfer zu uns ist nur ganz knapp gescheitert. Ich habe länger und mehrfach mit ihm gesprochen und wir sind auch noch immer in Kontakt. Ich habe ihm erklärt, dass Chicago viel besser als meine damaligen Klubs in Frankreich und Österreich organisiert ist. Die Trainingsbedingungen hier sind besser als etwa jene von Rapid im Prater. Ein junger Spieler hat hier alle Bedingungen, um sich als Fußballer weiterzuentwickeln", spricht Beric über den geplatzten Ljubicic-Deal.

Schließlich konnten sich Chicago Fire und Rapid nicht einigen. Wohl auch, weil sich Ljubicic' Fitness nach seiner Muskelverletzung noch nicht bei hundert Prozent befand. Ob sich der Mittelfeldspieler im nächsten Transferfenster Chicago Fire anschließt, weiß auch Beric nicht.

Robert Beric: "Jeder schwärmt von Schweinsteiger"

Dabei könnte die 1997 gegründete Franchise nach dem Karriereende von Bastian Schweinsteiger Verstärkung gut gebrauchen. "Basti hat nicht nur hier, sondern auch in Europa einen riesigen Status. Er ist über alle Zweifel erhaben. Jeder schwärmt von seiner Persönlichkeit und seinen fußballerischen Qualitäten. Er hat in Chicago einen hervorragenden Eindruck hinterlassen", sagt Beric, der Schweinsteiger knapp verpasste.

Aber auch ohne der Bayern-Legende sollen die mittelfristigen Ziele erreicht werden. Heißt: In die Play-offs einziehen. Und vielleicht einen Cup gewinnen. "Wir haben ein ziemlich gutes Team, mit vier, fünf starken Neuzugängen", weiß Beric.

Robert Beric zieht weiter
© getty
Robert Beric zieht weiter

Der Abschied vom AS Saint-Étienne fiel dennoch schwer. Schließlich erleichterte Coach Claude Puel Beric die Entscheidung. "Er hat nicht auf mich gesetzt", sagt er. Nachtragend ist Beric aber nicht: "Saint-Étienne ist für mich eine Familie, ein zweites Zuhause. Ich habe für keinen Klub länger gespielt, viele Freunde gefunden und fühle mich dem Verein sehr verbunden. Ich werde mich immer gerne an die letzte Saison erinnern, als wir Vierter wurden und in der Europa League gespielt haben. Unsere Mannschaft war richtig gut", sagt Beric, der zwischen 2015 und 2020 für den Klub aus dem ostfranzösischen Departement Loire 127 Spiele absolvierte und dabei 36 Tore erzielte.

Beric: "Würde mir die Türe nach Hütteldorf nie zuschlagen"

"Ich hatte das Privileg, meine ganze Karriere vor fantastischen Fans zu spielen. Egal ob Rapid, Saint-Étienne oder Maribor. Darum würde ich an meiner Karriere nichts verändern", sagt Beric.

Auf die Frage, wie oft sich Rapid seit seinem Abschied um eine Rückkehr bemühte, antwortet Beric: "Zweimal. Ich mag den Klub und ich mag Wien. Wer weiß, was in den kommenden Jahren passiert. Ich würde mir die Türe nach Hütteldorf nie zuschlagen, ich habe eine unglaubliche Zeit bei Rapid verbracht und kann mir gut vorstellen, noch einmal bei Rapid zu spielen. Aber das ist schwer zu prognostizieren."

Mittlerweile will Beric einfach nur Kicken. Während Geisterspiele für den 24-fachen slowenischen Teamstürmer Anfangs undenkbar waren, überwiegt nun die Fadesse. "Ich will natürlich vor Fans spielen. Aber als Kicker ist mir am Sofa unglaublich langweilig. In einer perfekten Welt spielen wir in ein paar Wochen wieder vor Fans und das Chaos ist vorbei."

Robert Beric: Die Leistungsdaten

VereinSpieleToreVorlagen
1273613
104345
493312
421211
41143
6--
61-
21-