Ansichtssache - die Kolumne von Michael Gigerl: Frankfurt mag man eben

Von Michael Gigerl, Kommentator & PULS 4 Chefredakteur Sport
Michael Gigerl
© PULS 4

Als Journalist fühle ich mich klarerweise der Objektivität verpflichtet. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich nicht auch meine eigene Sicht der Dinge habe. Und genau deshalb schreibe ich auch so gerne diese Kolumne, die es mir gestattet, mein subjektives Empfinden mit Ihnen, verehrte Leserschaft, zu teilen. Deshalb auch der Titel "Ansichtssache", diesmal zur Eintracht aus Frankfurt.

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Es sind im Wesentlichen vier Dinge, die mir dieser Tage und Wochen an der Mannschaft vom Main besonders imponieren. Da wäre mal die "Ausgangssituation": Zu Beginn dieser Saison haben viele, selbst die hart gesottenen Fans der Eintracht, gefürchtet, dass es in dieser Spielzeit tendenziell wohl eher gegen den Abstieg als um einen Champions League Startplatz gehen würde. Zu stark der Umbruch im Kader samt Trainerwechsel nach dem Pokalerfolg letzten Sommer. Rund zehn Monate später steht man erstmals seit 39 Jahren in einem Europapokalhalbfinale und steuert als Tabellenvierter der Bundesliga auf die Königsklasse zu. Diese im positivsten Sinn enttäuschte Erwartungshaltung ist sowas wie der Turbo der aktuellen Euphorie rund um die Eintracht, macht die ganze Geschichte zu einer Art Fußballmärchen.

Besonders bemerkenswert, und damit sind wir bei Punkt zwei, ist der Umstand, dass dieser sportliche Erfolg mit einer extrem attraktiven Spielweise einhergeht. Jovic, Rebic, Haller und Co. haben in dieser Saison sowohl national als auch international mit hochklassigem Offensivfußball begeistert. Das was die Eintracht zu bieten hat, ist also nicht nur erfolgreich, es ist auch richtig gut anzusehen!

Natürlich wird meine Sympathie für die Hessen auch durch den Österreichbezug befeuert. Adi Hütter hatte nicht nur ein schweres Erbe nach dem Abgang von Niko Kovac anzunehmen, er verzeichnete auch einen sehr holprigen Start. Man hat dem 49-jährigen Hohenemser kaum etwas zugetraut und die ersten Ergebnisse waren auch alles andere als erbaulich. Mittlerweile ist Hütter über sämtliche Zweifel erhaben und gilt als Architekt und Mastermind dieses unglaublichen Erfolges. Dazu kommt seit Winter Martin Hinteregger. Der Kärntner hat der Defensive der Eintracht auf Anhieb eine enorme Stabilität verliehen und so die Herzen der Fans im Sturm erobert - inklusive eigenem Fangesang.

Ja und zu guter Letzt wäre da noch die Rolle des "underdogs". Die anderen drei Halbfinalisten dieser Europa League Saison (Chelsea, Arsenal, Valencia) verfügen nicht nur über einen (größtenteils) deutlich höheren Kaderwert, sie haben auch allesamt schon in diesem Jahrtausend in einem Champions League Finale gestanden und zumindest im Fall des aktuellen Gegners der Eintracht, dem FC Chelsea, auch gewonnen. Dem gegenüber steht der bisher einzige internationale Titel der Eintracht vor 39 Jahren, als man mit dem unvergessenen Bruno Pezzey den UEFA Cup für sich entscheiden konnte. Insofern ist es auch aus neutraler Sicht irgendwie nachvollziehbar, dass man dem vermeintlich Kleinsten im Bunde ein wenig die Daumen drückt.

Unterm Strich meine ich einfach, dass dieser aktuelle Erfolg der Eintracht dem Fußball generell guttut. Ähnlich wie die "jungen Wilden" von Ajax Amsterdam die Königsklasse erfrischen und beleben. Es macht einfach Spaß zu zusehen. Das sollten auch Sie heute ab 20:15 Uhr live auf PULS 4 und im Livestream auf SPOX Österreich.: Das Halbfinale der UEFA Europa League zwischen der Frankfurter Eintracht und dem FC Chelsea, inklusive abartiger Stimmung beim letzten internationalem Heimspiel der Saison im restlos ausverkauftem Tollhaus der Frankfurter Commerzbank Arena.

Sie erreichen den Autor unter: michael.gigerl@puls4.com

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