Kyler Murray könnte im Draft (Fr., 2 Uhr, live auf DAZN) NFL-Geschichte schreiben - und seit einer ganzen Weile wurde kein Quarterback-Talent derart kontrovers diskutiert. Murray könnte der nächste NFL-Superstar werden - oder in einigen Jahren Baseball statt Football spielen. Es ist eine einzigartige Geschichte, deren Anfänge im Football-verrückten Texas liegen.

Knapp 50 Kilometer westlich von Houston liegt das kleine Städtchen Katy. Etwas über 16.000 Menschen leben hier, viele Viertel der Stadt sehen aus wie der Vorstadt-Traum in einem Film über die 50er Jahre.

Die Stadt entstand wie so viele Orte um einen neu gegründeten Bahnhof um die Jahrhundertwende im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. Mit dem Anbau von Reis verdienten die Menschen hier lange ihren Lebensunterhalt.

Heute regieren der Öl- und Gas-Riese BP sowie ein neues, riesiges Amazon-Warenzentrum den Arbeitsmarkt in der Gegend. Etwas weniger romantisch, zugegeben. Doch gibt es ein Überbleibsel aus dieser heute fernen Vergangenheit, die Katy noch immer prägt: Die Katy High School.

Gegründet 1898 für die Kinder der Reis-Farmer, musste die Schule lediglich ein Mal in den 40er Jahren umziehen. Und fast so lange reicht auch die Football-Erfolgsgeschichte zurück. Den ersten State-Championship-Titel holte Katy 1959, bis heute folgten sieben weitere - davon vier seit 2007. In diesem Zeitraum gewann die Schule auch eine National Championship.

Football ist alles in Katy. Wer in irgendein lokales Geschäft geht, dem schlägt eine rot-weiße Wand aus Trikots, Mützen und Shirts der Katy Tigers entgegen. Andy Dalton ging hier zur Schule, genau wie der dekorierte College- und aktuelle CFL-Quarterback sowie zweifache CFL-MVP Bo Levi Mitchell.

Unzählige andere Kleinstädte in Texas passen in das gleiche Schema. Mansfield Legacy etwa, die unter anderem MLB-Pitcher Noah Syndergaard und Redskins-Receiver Josh Doctson hervorgebracht hat. Oder Southlake Carroll, für die einst Scott Chandler, Chase Daniel und Greg McElroy spielten.

Matt Stafford ging auf die Highland Park außerhalb von Dallas, Danny Amendola auf die Woodlands High School und in Palestine sprechen die knapp 20.000 Einwohner noch heute von den unvergesslichen Freitagabenden, an denen sie Adrian Peterson spielen sahen.

In all diesen Orten regiert der Football. Und zwar nicht die Dallas Cowboys oder das örtliche College-Team, sondern die Teams der jeweiligen High School.

Auf diese Liste gehört auch die Stadt Allen, nördlich von Dallas gelegen. Tatsächlich gehört sie nicht nur in die Liste, sondern derzeit wohl ganz an die Spitze.

Allen hat seit 2006 in jedem Jahr zumindest den District-Titel gewonnen, bis kurz vor dem Ende der vergangenen Saison gewannen die Allen Eagles zwischenzeitlich 98 von 100 Spielen. Und Allen ist die erst vierte Schule in Texas, die in drei aufeinanderfolgenden Jahren den State-Titel gewann.

Der Quarterback, der diese drei historischen Championship-Teams anführte und maßgeblich prägte, war kein Geringerer als Kyler Murray.

Es ist nicht leicht, die ungeheure Begeisterung in Texas für die Football-Teams der High Schools - die nicht selten einen höheren Stellenwert als das nächstgelegene College- oder NFL-Team genießen - zu erklären.

Terry Gambill, aktueller Head Coach der Allen Eagles, beschreibt es so: "An den Freitagabenden werden so viele Leute mit eingebunden, und man interagiert mit so vielen anderen Teams und Menschen und Gemeinden. Aber in Texas ist es anders als irgendwo sonst, weil die ganze Gemeinde, die Bands, die Cheerleader - jeder unterstützt sein Team, und es gibt nichts Vergleichbares."

Das gilt umso mehr, wenn das Team derart erfolgreich ist wie die Eagles: "Dieses Programm hier ist wie ein Division-I-Football-Programm. Unsere Zuschauerzahlen können es mit einigen Universitäten aufnehmen, die Division-I-Football spielen."

18.000 Zuschauer passen in das 2012 eröffnete Stadion, das stolze 60 Millionen Dollar kostete und bei dessen Planung die Schule nicht nur einmal zu hören bekam, dass die Gemeinde dieses Stadion niemals voll machen würde.

Als es dann am 31. August 2012 gegen das mächtige Team von Southlake Carroll eröffnet wurde, kamen 22.000, es gab nur Stehplätze. Kyler Murray war da gerade erst seit ein paar Monaten in der Stadt, seine Familie war hierher umgezogen, eine Woche vor Beginn des Trainingscamps.

Murray war in der Folge in jenem Sommer 2012 noch der Backup. Dennoch gibt er noch immer zu, dass diese Eröffnungspartie bis heute das einzige Spiel ist, vor dem er so richtig nervös war. Er spielte Allens dritten Drive mit einigen speziell für ihn designten Plays, ein schnelles Three-and-Out. In der Schlussphase kam er verletzungsbedingt nochmals rein, an dem überraschend deutlichen 24:0-Sieg hatte Murray jedoch nur geringen Anteil.

Es sollte, so viel sei gesagt, die Ausnahme bleiben. Nur bis Oktober dauerte es, ehe sich Murray den Startplatz gesichert hatte - und er sollte eine High-School-Karriere hinlegen, wie sie selbst Texas vielleicht noch nie gesehen hatte. Murray produzierte fast 15.000 Offense-Yards als Runner und als Passer. Er war verantwortlich für 186 Touchdowns.

Die unglaublichste Statistik aber: Kyler Murray hat kein einziges Football-Spiel in der High School verloren. 43 Mal - davon 42 Mal als Starter - betrat er den Rasen. Alle 43 Spiele wurden gewonnen. Murray verließ die High School mit einer perfekten Bilanz. Nicht wenige Leute in Texas sind bei all den großartigen Spielern, die hier bereits unter den Friday Night Lights gespielt haben, der Meinung, dass Murray der beste High-School-Spieler aller Zeiten ist.

Claude Mathis, damaliger Head Coach der DeSoto High School, erinnerte sich bei 247 Sports lebhaft. DeSoto hatte 2012 als an Nummer 1 klassiertes Team bereits mit 36:51 gegen Allen verloren, 2013 wurde es allerdings noch schmerzhafter. Erneut trafen die beiden Schwergewichte im Halbfinale aufeinander, dieses Mal führte DeSoto Mitte des Schlussviertels allerdings 35:20 und die ersten Allen-Fans verließen das Stadion.

"Lasst sie gehen", hörte Mathis Murray auf dem Platz rufen, "dieses Spiel ist noch nicht vorbei." Obwohl DeSoto seinen Defensive Coordinator sofort anwies, auf ein Big Play zu achten, warf Murray beim nächsten Play from Scrimmage einen 68-Yard-Touchdown-Pass. Es folgte ein weiterer Touchdown inklusive 2-Point-Conversion und nach einem fallengelassenen Punt durch DeSoto drehte Murray das Spiel in der Schlussminute.

"Der beste High-School-Spieler, gegen den ich jemals gecoacht habe", ist sich Mathis sicher. "Er hat mich drei State Championships gekostet."

Selbst in der 2014er Saison, als im neuen Stadion einige Risse entdeckt wurden und Allen die komplette Saison auf anderen Plätzen absolvieren musste - was ihnen den lokalen Spitznamen "Road Warriors" einbrachte -, blieb Murrays Team ungeschlagen. In seinem letzten Spiel, ein 47:16 im State Championship Game vor 52.308 Zuschauern, legte Murray fünf Touchdown-Pässe auf, ehe er mit Standing Ovations verabschiedet wurde.

"Drei Titel", erklärte Allens damaliger Head Coach Tom Westerberg, "sind unglaublich. Die Seniors auf diese Art zu verabschieden, Kyler auf die Art zu verabschieden - was für ein unglaublicher Spieler, was für ein toller Junge. Ich hoffe, jeder hat seine Zeit hier genossen, denn ich weiß, dass wir es genossen haben. Er ist ein besonderer Spieler."

All die Vorschusslorbeeren schützten Murray allerdings Jahre später nicht vor Kritik im Rahmen des Draft-Prozesses. Sein Verhalten in Interviews wurde kritisiert, seine Fähigkeiten als Anführer hinterfragt - vor allem Letzteres ist schwer vorstellbar, blickt man genauer auf Murrays High-School-Karriere.

Jeff Fleener, Murrays damaliger Offensive Coordinator, verriet der Washington Post: "Wenn jemand auf dem Platz nicht diszipliniert war, hat Kyler ihn sofort zurechtgewiesen. Er hat die Richtung vorgegeben. Das hat dafür gesorgt, dass das ganze Team auf diese Art funktioniert hat." 

Murray ging mit eigenem Beispiel voran, aber er hatte auch kein Problem damit, jemanden auf Fehler hinzuweisen. Etwa pfiff der Head Coach nach den Route-Running-Drills zur Pause - die Receiver aber zögerten regelmäßig und schauten auf Murray. Waren sie Routes falsch gelaufen, würde Murray mit ihnen die Konzepte nochmals durchgehen und die Pause war gestrichen.

"Man muss ihn wirklich kennenlernen, um zu sehen, wer er ist. Er hält sich gerne etwas zurück, er ist nicht laut auf dem Platz", fügte Fleener hinzu. "Ich würde sagen, er ist relativ zurückhaltend, wenn man ihn nicht kennt."

In gewisser Weise war das auch nach Murrays letztem Spiel an der High School erkennbar. Das High-School-Phänomen hatte Angebote von so ziemlich allem, was in der College-Football-Welt Rang und Namen hat. Clemson, Cal, Auburn, Notre Dame, Ohio State, Ole Miss, Oregon, Texas - alle wollten Murray, alle hatten ihm ein Angebot vorgelegt.

Murray wollte aber nicht zu weit weg von seiner Heimat und vor allem von seiner Mutter Missy. Neben einem kurzen Besuch bei Oklahoma traf er sich deshalb nur mit Texas A&M - sowie sehr spät im Recruiting-Prozess noch mit den Texas Longhorns. Die Entscheidung für A&M war da aber eigentlich schon gefallen.

Nachdem er zunächst das interne Quarterback-Duell gegen Kyle Allen verloren hatte, dauerte es bis Oktober, ehe er eine neue Chance auf den Startplatz erhielt - und Geschichte schrieb.

Murray führte die Aggies zu einem 35:28-Sieg über South Carolina und wurde dabei der einzige Spieler neben Cam Newton, der als SEC-Quarterback bei seinem Starting-Debüt mindestens 100 Rushing- und Passing-Yards sowie je mindestens einen Rushing- und Passing-Touchdown auflegen konnte.

Doch Murrays Aufenthalt bei A&M war nicht von langer Dauer.

Keine zwei Monate später verkündete Murray, dass er Texas A&M verlassen, nach Oklahoma wechseln und die damit einhergehende Sperre für die 2016er Spielzeit in Kauf nehmen würde.

"Ich wünschte", sollte er später über seinen schnellen Abschied sagen, "dass es ein großes Meeting gegeben hätte. Es hat einfach alles nicht gepasst, wie mit manchen Dingen umgegangen wurde, wie sie kommuniziert wurden. Ich glaube, wir hatten vier Quarterbacks, die über zwei, drei Jahre gegangen sind. Ich hätte bleiben können und wäre der Starter gewesen. Es ging also um mehr als das. Für mich war es einfach nicht die richtige Situation und ich bin froh, dass ich die Entscheidung getroffen habe."

"Ganz ehrlich: Es ist alles wirklich schnell passiert." Wenn Murray heute über seinen Wechsel nach Oklahoma spricht, bekommt man den Eindruck, dass er selbst damals nicht ganz genau wusste, wie ihm geschieht. Klar ist: Sooners-Coach Lincoln Riley, seines Zeichens einer der besten Offensiv-Coaches überhaupt aktuell, wollte Murray unbedingt.

Die beiden hatten schon während des Recruiting-Prozesses vor der Saison einen guten Draht zueinander aufgebaut, als Murray in Oklahoma vorstellig wurde. "Wir hatten einige gute Gespräche", erinnert sich Riley im Gespräch mit Sporting News. "Ich habe mich dann noch mit ihm in Allen getroffen, wir waren auf einer Wellenlänge. Aber es war etwas zu viel, zu schnell und zu viel, um es bis zum Signing Day aufzuholen. Er ging zu A&M, aber wir gingen im Guten auseinander."

Der gesamte Draft im Originalkommentar - live auf DAZN!

Umso forscher war Riley dann, als klar war, dass Murray wieder zu haben ist. Einer von Murrays High-School-Coaches hatte Riley den Tipp gegeben, dass er A&M verlassen würde - wenig später kontaktierte Riley Murray sowie dessen Familie. "Das ist alles innerhalb weniger Tage passiert", bestätigte Riley den Eindruck des jungen Quarterbacks.

Mit etwas Verspätung also wurden die beiden doch vereint, doch Riley hatte schnell eine sehr gute Idee, welcher Diamant ihm da in den Schoß gefallen war: "Ich hatte noch nie einen Spieler wie ihn. Es gibt nicht viele wie ihn. Man hat gesehen, dass er den Ball auf die Art werfen konnte, wie wir uns das vorstellen - und seine Athletik bringt noch ein anderes Element mit, auf das ich mich unheimlich gefreut habe."

Riley sollte nicht enttäuscht werden.

Murray legte herausragende 4.361 Passing-Yards sowie 1.001 Rushing-Yards auf, 54 Touchdowns gingen so insgesamt auf sein Konto. Er war ein mehr als würdiger Nachfolger von Baker Mayfield - und beerbte ihn sogar bei der größten Ehre, die der College-Football zu bieten hat.

Murray gewann, genau wie Mayfield im Jahr davor, die Heisman Trophy, mit welcher der beste College-Spieler ausgezeichnet wird.

Damit wurde er einer rückblickend noch immer zutreffenden Aussage seines High-School-Coaches Jeff Fleener gerecht:

Murray hatte in seinem einen Jahr als Sooners-Starter zahlreiche Momente und Spiele, in denen er dieses Talent zeigte. Sein Touchdown-Run gegen West Virginia etwa sowie später die absolut kritische Fourth-Down-Conversion im gleichen Spiel. Oder seine über 450 Total Yards und vier Touchdowns gegen Texas Tech, ein Spiel, in das er grausam mit zwei Interceptions startete. 

Oder der Overtime-Touchdown in diesem unheimlich unangenehmen Spiel gegen Army. Sein Auftritt bei Iowa State, das Oklahoma 2017 zuhause geschlagen hatte. Oder sein Scramble-Play gegen Florida Atlantic. Oder sein unheimlich starker Auftritt im wichtigsten Spiel und in den kritischsten Momenten im Big 12 Championship Game gegen Texas.

Oder, oder, oder.

Dabei bestand mehrfach die greifbare Möglichkeit für eine andere Realität. Eine Realität, in der nichts davon jemals passiert wäre.

Es ist nicht allzu lange her, da ging auch die gesamte NFL-Welt noch davon aus, dass man sich mit Murray gar nicht größer befassen müsse, weil er ohnehin nach seiner College-Karriere Baseball spielen würde.

Die Oakland Athletics hatten Murray im 2018er MLB Draft mit dem Nummer-9-Overall-Pick gedraftet - eine hohe Investition, die Murray zunächst einmal direkt einen Unterschriftsbonus über rund 4,5 Millionen Dollar in Aussicht stellte.

Viele Baseball-Experten sind der Meinung, dass Murray noch höher ausgewählt worden wäre, hätte es nicht die Football-Komponente als Unsicherheit für die Teams gegeben. Eine Komponente und ein Balanceakt, der sich wie ein roter Faden durch Murrays Karriere zieht.

Bereits als er sich nach seiner Zeit auf der High School auf der Suche nach einem College befand, war diese Entscheidung ein Thema. Baseball-Scouts machten sich damals auf den Weg nach Allen, um Murray dazu zu bringen, eine Baseball-Karriere einzuschlagen.

Paul Coe, sein Baseball-Coach an der High School, verriet gar, dass Scouts Murray ganz konkret fragten, ob er auf das College vielleicht sogar verzichten würde, um so letztlich auch Football aufzugeben und die Baseball-Laufbahn einzuschlagen.

Murray war dazu aber nicht bereit. Schon damals wurde den Baseball-Scouts klar, wie schwer es werden würde, Murray vom Football loszueisen. Die größte Chance darauf ließen die Oakland Athletics vermutlich vor der vergangenen Saison verstreichen.

Gerade hatten die A's Murray ausgewählt - der MLB-Draft findet Anfang Juni statt -, da stand auch schon die College-Football-Saison vor der Tür. Die Saison, in der Murray endlich für die Oklahoma Sooners starten würde. Eine Chance, die sich Murray trotz des Verletzungsrisikos und der finanziellen Sicherheit, welche der Baseball ihm bereits auf dem Silbertablett servierte, nicht entgehen lassen wollte.

Also fragte er die A's um Erlaubnis, Football spielen zu dürfen - und Oakland stimmte zu. Eine Entscheidung, die die A's heute ohne Frage bereuen dürften. Denn nach Murrays herausragender Saison, gekrönt mit der Heisman Trophy, dauerte es nicht lange, bis die Gerüchteküche brodelte.

Würde sich Murray für den NFL Draft anmelden? Was ist mit der Combine? Wie will er ein hoher Draft-Pick werden, wenn Teams Angst haben, dass er dann doch lieber Baseball spielt?

Murrays Antwort kam am 12. Februar.

In einem Statement via Social Media teilte Murray der NFL mit, dass er sich ab sofort vollends dem Ziel verschrieben hat, "ein NFL-Quarterback zu werden. Football war und ist schon mein ganzes Leben lang meine Liebe und Leidenschaft."

Er zahlte den Athletics ihr Geld zurück, holte sich einen neuen Berater, der sich auf die NFL spezialisiert hat, und selbst Oaklands Manager Bob Melvin gab zu, dass es "kein Schock" für ihn war, dass sich Murray für Football entschieden hat.

Die Anzeichen waren schlicht vorher schon da. "Ich glaube immer noch, dass er auf dem Footballfeld Dinge beweisen will", fügte Paul Coe beim Bleacher Report hinzu. "Daher kommt zum Teil sein Hunger. Er will den Leuten zeigen, dass sie Unrecht haben. Und er ist davon überzeugt, dass er der Beste in jedem Sport sein kann, für den er sich entscheidet."

Murrays Head Coach aus Allen-Zeiten bringt es auf den Punkt:

Trotz all der lobenden Worte durch seine ehemaligen Coaches, trotz der perfekten High-School-Bilanz, trotz der Heisman Trophy - als sich Murray entschied, in den Draft zu gehen, wurde er keineswegs sofort als der logische Nummer-1-Pick eingeschätzt. Bis heute gibt es nicht wenige Experten, die andere Quarterback-Talente wie Dwayne Haskins oder auch Drew Lock vor Murray einstufen. 

Und dennoch war eine Verbindung schnell hergestellt, die den Pre-Draft-Prozess zumindest medial prägte - die Verbindung von Kliff Kingsbury zu Kyler Murray. 

Kingsbury hatte im vergangenen Oktober, damals noch als Head Coach bei Texas Tech, vor dem Spiel gegen Oklahoma gesagt, dass er Murray mit dem Nummer-1-Pick draften würde. Eine komplett theoretische Behauptung erst einmal - bis er im Januar den Posten als Head Coach bei den Arizona Cardinals erhalten hatte. Das Team, das den Nummer-1-Pick hat. 

Doch die Verbindung zwischen den beiden geht über ein lobendes Zitat vor einem Spiel hinaus. Als Murray nach der High School den College-Recruiting-Prozess durchlief, war Kingsbury einer der größten Konkurrenten für Texas A&M. Er machte nie ein Geheimnis daraus, dass er eine enorm hohe Meinung von Murray hat.

Umgekehrt gab auch Murray zu, "dass ich schon immer ein Fan von ihm war": "Wie er an mich geglaubt hat, was er glaubte, was wir zusammen erreichen können - wir waren ziemlich schnell auf einer Wellenlänge, nachdem wir uns getroffen hatten."

Murray könnte die Art und Weise, wie die Größe von Quarterbacks in der NFL bewertet wird, endgültig revolutionieren. Er könnte den Blick von Teams auf Quarterbacks im Draft grundlegend verändern - und er könnte nach Baker Mayfield der zweite Nummer-1-Pick in Folge aus Oklahoma werden. Etwas, das in der Geschichte des Drafts nur USC 1968 und 1969 (Ron Yary, O.J. Simpson) geschafft hat.

Fragt man die Menschen in Allen/Texas, hat kaum jemand Zweifel daran. Zu viele unglaubliche Freitagabende hat Murray ihnen beschert, zu erfolgsverwöhnt waren die Einwohner Allens dank ihm. Und zu bleibend ist der Eindruck noch immer, den Murray hier hinterlassen hat.

Ein Jahr nach seinem noch etwas wackligen Debüt von der Bank ging es für Allen erneut gegen Southlake Carroll. Murray hatte inzwischen ein ganz anderes Standing, was jedoch auch nicht verhinderte, dass gleich beim ersten Drive einer seiner Receiver einen Pass nicht kontrollieren konnte und die Defense den Abpraller zum Touchdown zurücktrug.

Doch was sich neben Murrays Standing verändert hatte, war auch sein Selbstvertrauen, wie Augenzeugen gegenüber 247Sports erzählten. Murray ging nach dem Turnover zu Coach Fleener, der ihn nach kurzer Ansprache um seine Meinung bat. Murray überlegte kurz und antwortete: "Ich glaube, die können nichts. Ich glaube, wir können 400 Yards gegen die auflegen."

464 Passing-Yards waren es am Ende, um genau zu sein, bei einem 49:27-Sieg. Für Fleener sind es Momente wie dieser, die ihn entgegen der Meinung einiger Außenstehender zuversichtlich stimmen, dass Murray auch auf dem höchsten Level erfolgreich sein wird.

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"Viele Oklahoma-Fans waren sich bei ihm nicht so sicher, weil er nicht so ein lauter Anführer ist wie Baker", erklärte Fleener. "Kyler ist dieser stille Killer. Er kommt jeden Tag rein und erwartet, dass jeder im Training alles gibt."

Gleichzeitig ist für Murrays ehemaligen Offensive Coordinator auch klar, "dass er nirgendwo lebendiger aussieht oder dieses Funkeln hat als auf dem Footballfeld. Ich denke, er liebt Baseball, aber im Football hat er diese Magie. Bei ihm kann man niemals nie sagen. Der größte Fehler wäre es, Kyler zu sagen, dass er irgendetwas nicht tun kann. Diese Legende wird hier niemals sterben."

Und Murray selbst? Der hat eigentlich direkt nach seinem letzten Spiel für die High School bereits alles gesagt: "Ich wollte einer der Besten aller Zeiten im High-School-Football sein. Und dann hoffentlich auch auf dem nächsten Level."

Schon sehr bald erwartet ihn auf diesem Weg der ultimative Test.