"Wir lassen das mal mit Möchtegern-Wrestlern"

Von Robert Arndt
Alexander Wolfe gibt sein Debüt im Hauptkader der WWE bei der Deutschland-Tour.
© WWE

Alexander Wolfe hat mit seinem Tag-Team SAnitY bei NXT Takeover Brooklyn für eine große Überraschung gesorgt und als erster Deutscher einen Titel in der WWE gewonnen. Im Interview spricht der Dresdner über sein märchenhaftes Wochenende in New York City, seine Motivation und die Zukunft des deutschen Wrestlings.

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SPOX: Herr Wolfe, Sie sind der erste deutsche Titelträger bei einem WWE-Event, da ist sicher einiges auf Sie eingeprasselt. Wie waren die Stunden nach Ihrem Erfolg?

Wolfe: Gleich nach dem Kampf hatte ich ein Fotoshooting und habe mir dann das geniale Takeover live in der Halle angeschaut. Erst danach sind wir zurück ins Hotel und dann sofort ins Bett.

SPOX: Sie haben diesen historischen Moment nicht gleich gefeiert?

Wolfe: Wir hatten einen monströsen Trip von Orlando nach New York, hatten wenig geschlafen. Dazu waren wir schon den ganzen Tag in der Halle wegen der Vorbereitung. Aber natürlich war das alles sehr emotional, eine Mischung aus Adrenalin, Erleichterung, Freude und Müdigkeit. Da ist man schon froh, wenn man endlich ins Bett und das alles verarbeiten kann.

SPOX: Aber nun, knapp zwei Tage nach dem Fight, haben Sie realisiert, was Sie erreicht haben?

Wolfe: Klar, ich bin total glücklich und motiviert, nun weiterzumachen. Die Arbeit bleibt nicht stehen. Es geht schon diese Woche weiter. Ich bin jetzt wieder ausgeruht, voller Energie und will wieder richtig loslegen.

SPOX: Denkt man in solchen Momenten auch an die Ochsentour vergangener Tage zurück? Sie betreiben den Sport schließlich schon seit vielen Jahren und sind quer durch Europa getourt.

Wolfe: Definitiv. Ich bin oft hängengeblieben und wenn ich mal eine Barrikade hatte, ein großes Hindernis, dann denke ich zurück, wie das früher war. Die Zeit vor der WWE, die vielen Erfahrungen, waren sehr hilfreich. Aller Anfang ist schwer, aber ich hatte mir bereits etwas aufgebaut und habe mich so immer wieder neu motiviert. Es gibt ständig neue Ziele, neue Hindernisse, aber auch neue Herausforderungen. Das hält mich auch am Boden, damit ich keine Höhenflüge bekomme oder arrogant werde und mich nicht ausruhe, sondern weiterarbeite und weiterkämpfe.

SPOX: Seit wann trainieren Sie in den Staaten und wie kam es dazu?

Wolfe: Ich hatte mich 2014 bei einem Tryout in London versucht und bin ohne große Erwartungen gestartet, habe aber richtig abgeräumt und wurde entsprechend von der WWE unter Vertrag genommen.

SPOX: Und damit hatten Sie sich den großen Traum erfüllt?

Wolfe: Absolut. Zu 99 Prozent wird man Wrestler, weil man Wrestling-Fan ist. Ich habe damals viel WWE konsumiert. Wenn ich dann als Wrestler die Chance bekomme, für die WWE zu arbeiten, dann mache ich das natürlich. Es ist das Ziel jedes Wrestlers, bei der WWE zu performen. Durch das Tryout bin ich damit in Verbindung gekommen und wurde so zu meinem Ziel.

SPOX: Mit welchen Risiken war dies verbunden? Ist Ihnen dieser Schritt leicht gefallen?

Wolfe: Meine einzige Sicherheit war der Vertrag bei der WWE, ohne diesen wäre ich nicht hier. Er bietet mir die Sicherheit, dass ich mir ein neues Leben aufbauen kann. Aber klar ist auch: Es war ein großes Pokerspiel. Aber ich hatte dieses große Ziel und wollte das Risiko in Kauf nehmen und habe alles hinter mir gelassen. Nicht umsonst heißt es: 'Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.' Ich habe es gewagt und habe gewonnen.

SPOX: Auch ihr Boss, Triple H, hat Ihnen nach dem Kampf sofort gratuliert. Im Ring war er zumeist als Bösewicht bekannt. Wie macht er sich denn als Chef?

Wolfe: Er ist genial. Wohl wenige haben so viel Ahnung von der Materie wie er und das merkt man. Ich kenne das von früher. Wer früher selbst Wrestler war, weiß, wovon er redet. Ich bin dafür sehr dankbar, dass ich von solch einer Person Tipps bekomme und auch noch gelobt werde.

SPOX: Was macht ihn als Boss so besonders?

Wolfe: Wir fühlen uns sehr gut behandelt und geborgen. Er arbeitet wahnsinnig professionell und wir vertrauen ihm, so wie er uns das Vertrauen schenkt. Es ist ein Geben und Nehmen und somit ein geniales Arbeitsverhältnis.

SPOX: Denken Sie, dass Ihr Erfolg auch dem deutschen Wrestling einen Schub geben kann? Zuletzt dominierten eher Schlagzeilen um Tim Wiese die Titelseiten.

Wolfe: Ich glaube schon und würde sagen: 'Wir lassen das mal mit den Möchtegern-Wrestlern!' Es wurden bei NXT mit Axel Dieter und Fabian Aichner noch weitere deutsche Wrestler gesignt. Dazu repräsentiere natürlich auch ich unsere Farben. Außerdem hat die WWE großes Interesse in Westeuropa und investiert entsprechend in die Camps. Wir sind auf einem guten Weg und nun ist die Zeit für echte Wrestler aus Deutschland.

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