"Divas haben mehr zu bieten als ihr Aussehen"

Von Interview: Bastian Strobl
Mehr als nur ein hübsches Gesicht: Eve Torres ist schon zweifacher Diva-Champion
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Von der Diva-Search über den Job als Backstage-Interviewerin zum zweifachen Champion: Eve Torres weiß, was es heißt, die Karriereleiter hochzuklettern. SPOX traf die ehemalige Cheerleaderin der Los Angeles Clippers im Rahmen der WrestleMania-Revenge-Tour in Salzburg und sprach mit ihr über ihren MMA-Background, heiße Frauen, die sich gegenseitig an die Wäsche gehen und ein kleines, aber feines Nerd-Geheimnis.

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SPOX: Hallo Eve. Vor einigen Wochen ging Wrestlemania 27 über die Bühne, leider ohne ein Match von Ihnen.

Eve Torres: Ja, es war natürlich schon ein klein wenig enttäuschend, als Diva-Champion kein Match zu haben. Immerhin habe ich hart dafür gearbeitet, aber man muss dann verstehen, dass es gewisse Gründe hinter jeder Entscheidung gibt. Ich habe eine ganz einfache Lösung gefunden: Die angestaute Wut und Enttäuschung bekommt einfach meine Gegnerin bei der nächsten WrestleMania zu spüren, ganz egal, wer das dann sein wird.

SPOX: Große Ziele für jemanden, der erst vor vier Jahren mit dem Sieg bei der Diva-Search den Durchbruch geschafft hat. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Eve: Als ich bei der Diva-Search mitgemacht habe, wusste ich nicht, auf was ich mich da eingelassen habe. Für mich war es von Anfang an eine komplett andere Welt. Aber schon damals wusste ich einfach: Ich liebe die Athletik, ich liebe es vor Leuten aufzutreten, ich liebe Entertainment. Deswegen war sofort klar: Das passt zu mir, das will ich machen. Und jetzt, vier Jahre später, glaube ich schon, dass das eine Art Schicksal war.

SPOX: Mit welchem Ziel sind Sie damals in die Diva-Search gegangen?

Eve: Vom ersten Tag an habe ich mir gesagt: Ich will nicht nur irgendeine Diva sein, ich will ein Champion sein. Wenn ich etwas mache, dann richtig. Seitdem hatte ich einerseits sicherlich ein Quäntchen Glück, auf der anderen Seite habe ich aber auch sehr hart an mir gearbeitet. Und siehe da: Nun bin ich ein zweifacher Diva-Champion, und das ist hoffentlich noch nicht das Ende der Fahnenstange.

SPOX: Erinnern Sie sich eigentlich noch an Ihren ersten Titelgewinn 2010?

Eve: Lustig, dass Sie fragen, weil ich erst vor kurzem wieder in der Arena in London war, wo ich den Titel zum ersten Mal gewonnen habe. Im April habe ich den Gürtel ja leider verloren, aber dann wieder an den Ort meines größten Erfolges zu kommen, war schon irgendwie komisch. Da kamen gemischte Gefühle in mir hoch. Aber es war irgendwie so, dass das Verlangen nach dem Titel von Mal zu Mal größer wird. Wenn du zum ersten Mal Champion wirst, dann weißt du gar nicht, was dich erwartet. Du machst dann einfach das Beste draus. Wenn du ihn dann allerdings verlierst, merkst du, wie viel er dir bedeutet hat, und du würdest alles machen, um ihn wieder zu bekommen.

SPOX: Auf dem Weg zum nächsten Titel könnte Ihnen ja Ihr MMA-Background helfen, immerhin durften Sie mit der legendären Gracie-Familie trainieren. Wächst da vielleicht sogar ein kleiner MMA-Star in Ihnen ran?

Eve: Um ehrlich zu sein, habe ich nie wirklich überlegt, ins MMA-Geschäft zu gehen. Bei meinem Kampfsport-Training gehe ich eher in Richtung Jiu-Jitsu und Selbstverteidigung. Für mich ist Jiu-Jitsu schon kein normales Training mehr, sondern eher eine jahrelange Leidenschaft. Aber ich werde sicherlich nicht der nächste weibliche MMA-Star. Ich fühle mich einfach nur gut, wenn ich etwas für meinen Körper tue.

SPOX: Neben der Action im Ring waren Sie zusammen mit The Miz auch auf Promo-Tour für das Smackdown-vs-Raw-Videospiel unterwegs. Eine kleine Zeitreise in Ihre College-Zeit?

Eve: Sie sprechen auf meinen Programmier-Kurs an, oder?

SPOX: Da liegen Sie genau richtig.

Eve: Es stimmt schon, damals war ich in solch einem Computer-Kurs und es hat sogar richtig Spaß gemacht. Deswegen war ich auch gerne Repräsentantin für die WWE-Videospiele

SPOX: Kommt da etwa ein kleiner Nerd bei Ihnen zum Vorschein?

Eve: (lacht) Ja, vielleicht ein bisschen. Alle anderen Superstars nennen mich schon den größten Nerd der WWE. Aber mir ist es mittlerweile egal, damit kann ich leben. Ich überhöre einfach die Kommentare der anderen, das klappt ganz gut.

SPOX: Nerds haben ja auch immer mit gewissen, klischeebehafteten Vorurteilen zu kämpfen, genauso wie Sports Entertainer. Wie sind Sie als WWE-Diva mit diesen Stereotypen umgegangen?

Eve: Na ja, das war eigentlich eines meiner größten Ziele, als ich bei der WWE angefangen habe. Ich wollte diese Klischees und Stereotypen einfach widerlegen. Wir wissen alle, dass Divas Frauen sind, zu denen kleine Mädchen aufschauen. Und ich will, dass diese Mädchen zu Personen aufschauen, die nicht nur auf das Äußere reduziert werden. Die Divas haben so viel mehr zu bieten als nur ihr gutes Aussehen. Wir sind genauso intelligent, genauso talentiert und mit genauso viel Herz bei der Sache wie jeder andere auch. Ich hoffe, das sehen und verstehen auch die Zuschauer.

SPOX: Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen dem WWE-Dasein einer Diva und einem Superstar?

Eve: Auf jeden Fall. Man sagt ja immer so gerne: "Eine Frau - oder in dem Fall eine Diva - muss doppelt so hart arbeiten wie ein Mann, um das Gleiche zu erreichen." Das stimmt auch, gerade weil es meistens nur ein Diva-Segment pro Show gibt. Da müssen wir einfach das Beste daraus machen und die Leute unterhalten.

SPOX: Auch wenn Sie noch nie ein Heel waren: Haben es Divas grundsätzlich schwieriger, einen glaubhaften Heel darzustellen?

Eve: Ich glaube schon. Vor allem im Ring ist das gar nicht so einfach, weil man ja gegen andere sexy Frauen kämpft. Und seien wir mal ehrlich: Wem gefallen denn bitte nicht heiße Divas, die sich im Ring an die Wäsche gehen? Deswegen ist es für uns im Gegensatz zu den großen Jungs schon eine Herausforderung, vom Publikum ausgebuht zu werden. Selbst als Heel sind die Divas nun mal zum Anbeißen.

SPOX: Und diesen Anblick wollen natürlich nicht nur die Amerikaner genießen. Deswegen macht die WWE in regelmäßigen Abständen große Europa- und Welttouren. Führen Sie also das Leben eines Rockstars?

Eve: Ja, das kann man schon vergleichen. An das erste Jahr, in dem ich mit der WWE unterwegs war, kann ich mich kaum noch erinnern. Ich glaube, ich kann nicht mal mehr eine Stadt nennen, in der ich war. Weil es wirklich so lief: Nächste Stadt, nächstes Hotelzimmer, nächster Tag... Aber mit der Zeit gewöhnst du dich daran und hast kleine Deja-Vus in den einzelnen Städten, die du schonmal besucht hast. Dann fühlt man sich fast schon in jeder Stadt ein bisschen heimisch, auch wenn man immer aus Koffern lebt und eigentlich nur auf Tour ist, egal ob mit dem Flugzeug, Auto, Zug, Bus, oder was auch immer. Wir sind wahrscheinlich schon so eine Art Nomaden-Familie.

SPOX: Bekommt man da nicht ein wenig Heimweh?

Eve: Natürlich vermisst man manchmal die Heimat, aber um ehrlich zu sein: Ich kann meiner Leidenschaft nachgehen, und das ist es wert!

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